Historia Viva historische Vortragsreihe Schicksalsjahr 1415 im Rathaus Sursee, besucht von Léonard Wüst

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2. Vortrag, 12. März 2015: Michael Jucker, Universität Luzern: “1415 ein historischer Wendepunkt? Kriegsführung, Kommunikation und Politik in Luzern und der Eidgenossenschaft“

Ging es beim ersten Vortrag der Reihe Schicksalsjahr 1415 vor allem um Details betreffend der Eroberung Sursee`s durch die Luzerner, umfasste das Referat dieses Abends besonders die Zusammenhänge und Auswirkungen der gesamten Ereignisse jener Zeit, als der Aargau, also das eigentliche „Filetstück“ des Hauses Habsburgs, von den „Eidgnossen“ besetzt und erobert wurde.

Spannend gings offensichtlich zu und her anno dazumal, dies machte der engagierte Vortrag mehr als klar. Es wurde intrigiert, getäuscht, gelogen und betrogen, bestochen usw. von allen Beteiligten. In immer wechselnden, meist zeitlich begrenzten Zweckbündnissen wurde versucht, die Partikularinteressen durchzusetzen, sei es aus wirtschaftlichen, geopolitischen oder strategischen Gründen. Meistens war es Aufgrund einer Kumulierung dieser Konstellationen, dass es zu verbalen, aber auch handgreiflichen, gar kriegerischen Auseinandersetzungen kam, dies führte manchmal, je nach politischer Wetterlage, zu teilweise fast grotesken Bündniskonstellationen.

Aber nach und nach wurde man sich doch klar darüber, dass man doch eine Art übergeordnete Regel oder Abmachung benötigte, um über alles die Übersicht und Steuerungsfähigkeit zu haben. Dies war wohl einer der Kernpunkte zur Schaffung einer Tagsatzung, die unregelmässig, jeweils den aktuellen Bedürfnissen entsprechend einberufen wurde, zuerst im zentral gelegenen Baden, später vor allem auch in Luzern (Grund. in den Städten gab es besser ausgebildete Schreiber, die imstande waren, die gefassten Beschlüsse auch in korrekter schriftlicher Form zu formulieren und auf Pergament zu bringen).

Nur eine Tagsatzung (heute würde man die wohl Jahresrechnung nennen) fand regelmässig jährlich statt, alle andern wurden, teilweise sehr kurzfristig, einberufen. Die Abgeordneten (Delegierten) der Stände und Städte waren ja auch nicht Berufspolitiker, hatten meistens sogar Mehrfachmandate (Landammann, Bürgermeister, Schultheiss, Ratsherr usw.) eine Art Ständerat des 15. Jahrhunderts. Das war damals auch noch kein eigentlicher Staat oder Staatenbund, eher ein lockeres Bündnis, je nach Situation, mal von diesem oder jenem Stand oder Stadt geprägt. Das Sagen hatten damals eher die Städte wie Bern, Zürich und Luzern, derweil die Urkantone wohl eine etwas untergeordnete Rolle spielten in der weiteren Entwicklung dieses Zweckverbundes zur eigentlichen Eidgenossenschaft und schlussendlich zum Bundesstaat wie wir ihn seit 1815 kennen.

Ein jeder kochte sein eigenes Süppchen und solang es die andern nicht gross störte und monetär alles rechtens erledigt war, liess man sich mehr oder weniger in Ruhe, ohne allerdings darauf zu verzichten, sich gegenseitig auszukundschaften und auszuspionieren, wies halt grad nötig und möglich war. Gewisse Angelegenheiten wie z.B. das Söldnerwesen wurden jetzt zentral koordiniert und vor allem auch zentral abgerechnet. Der Aufbau einer Bürokratie war notwendig, um eroberte Gebiete zu verwalten und kontrollieren. Beschlüsse an den Tagsatzungen mussten zwingend einstimmig gefasst werden und es waren nur Anwesende stimmberechtigt.

 

Die Frage des Vortrags lautete: 1415 ein historischer Wendepunkt? Michael Jucker fasste zusammen: Im Prinzip ja. 1. Es wurden die Voraussetzungen für einen Strukturwechsel geschaffen, worauf die spätere Eidgenossenschaft gründete, ähnlich einschneidende Veränderungen (Konstellationen) ergaben sich erst Ende dieses turbulenten 15. Jahrhunderts wieder, nämlich nach den Burgunderkriegen.

  1. Die Geschehnisse waren erlebnisbildend für die Zeitgenossen und grundlagenbildend für die folgenden Entwicklungen in Mitteleuropa.

Michael Jucker beantwortete noch einige Fragen interessierter Zuhörer. Abschliessend bedankte sich Mitorganisator Samuel Budmiger beim Referenten und bei den Anwesenden für das Engagement, zeigte sich erfreut, dass die Tuchlaube auch diesmal wieder gut besetzt war und erhoffe sich dies auch für die zwei noch folgenden Vorträge dieser Reihe an den folgenden Donnerstagen, 19. und 26. März auch jeweils um 20.00 Uhr in der Tuchlaube des Rathauses Sursee.

 

Referent des Abends: PD Dr. Michael Jucker

Referent des Abends: PD Dr. Michael Jucker

 

 

 

 

 

 

 

Näheres über den Referenten des Abends finden Sie hier:

https://www.unilu.ch/fakultaeten/ksf/institute/historisches-seminar/mitarbeitende/michael-jucker/

Text: www.leonardwuest.ch

Bild:  http://www.historiaviva.ch

Link auf den 1. Vortrag der Reihe  vom 5. März 2015: Schicksalsjahr 1415, Luzern erobert Sursee

http://innerschweizonline.ch/wordpress/historia-viva-historische-vortragsreihe-schicksalsjahr-1415-im-rathaus-sursee-besucht-von-leonard-wuest/

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