Programm:Los Angeles Philharmonic | Los Angeles Master Chorale (Grant Gershon Einstudierung) | Gustavo Dudamel Dirigent | Peter Sellars Regie | Kelly O’Connor Mary Magdalene | Tamara Mumford Martha | Russell Thomas Lazarus | Daniel Bubeck Erzähler | Brian Cummings Erzähler | Nathan Medley Erzähler | Michael Schumacher Tanz | Anani Sanouvi Tanz | Mark Grey Klangregie | James Ingalls Lichtdesign | Dunya Ramicova Kostüme
Ein Oratorium für Soli, Chor und Orchester
Szenische Präsentation | Schweizer Erstaufführung
Mit Nixon in China schufen John Adams und der Regisseur Peter Sellars die erfolgreichste amerikanische Oper seit Porgy and Bess, mit El Niño ein «Weihnachtsoratorium für das 21. Jahrhundert». Nun folgt das nächste Gemeinschaftswerk: das Oratorium The Gospel According to the Other Mary, dessen szenische Premiere im März 2013 unter der Leitung von Gustavo
Dudamel in Los Angeles erfolgt – nur zwei Wochen vor der Luzerner Aufführung. Adams erzählt die Passionsgeschichte aus ungewöhnlicher Perspektive: aus der Sicht des auferweckten Lazarus sowie seiner Schwestern Martha und Maria Magdalena, die Kreuzigung, Beerdigung und Auferstehung Jesu unmittelbar miterleben. Die Klangsprache vereint den rhythmischen Drive der Minimal Music mit der üppigen Harmonik und den weiten Melodiebögen der Spätromantik – und führt das Geschehen zu zeitloser Gegenwärtigkeit.
Meine Beurteilung:West Side Story, Wodoo und ein bisschen Abendmahl aufgemixt mit etwas Hip Hop, Streetdance und Porgy and Bess. Nein nein, Sie sind nicht im falschen Film. Wahrscheinlich wäre ich besser Zuhause geblieben, die Vorzeichen waren eigentlich klar: trübes, windiges und feuchtes Wetter, Zugverspätung bedingt durch einen sogenannten Personenunfall, trotzdem früh genug das Ziel erreicht für die Einführung (freie Sitzplatzwahl) zum kommenden Konzert in Form eines Gesprächs, geführt von Susanne Stähr (Dramaturgin des Lucerne Festivals) mit dem Komponisten John Adams, sowie dem Librettisten und Regisseur Peter Sellars.
- komponist john adams
- gesprächsleiterin und dramaturgin des lucerne festivals susanne stähr
- librettist und regisseur peter sellars
Dann zum Beginn der Darbietung den richtigen Platz gesucht. Der Herr zu meiner Linken hatte zwar auch nur ein Ticket, beanspruchte bedingt durch seine Leibesfülle aber anderthalb Plätze. Das Paar auf meiner rechten Seite hatte offenbar vorher ausgiebig pikant gerwürzte indische Curryspezialitäten genossen. So führte ich mir die Darbietung, soweit möglich, zu Gemüte. Ich bin dem Modernen und Progressiven durchaus nicht abgeneigt, aber irgendwo hat Avantgardismus um jeden Preis auch seine (respektive meine) Grenzen. Schade vor allem, dass die eigentlich sehr schöne Musik von John Adams mit dem Gewirr auf der Bühne total überdeckt wurde und ich war reiflich am überlegen, ob ich für den zweiten Teil nach der Pause Forfait geben soll. Schlussendlich rang ich mich dazu durch, diesem Drang nicht nachzugeben und kehrte mutig in den Saal zurück. Jetzt hatte ich auch ausreichend Platz, da das Paar zu meiner Linken nicht mehr erschien, wie ( vorsichtig geschätzt, etwa total ein Viertel des Publikums). Zu meiner Rechten waren die Düfte nicht mehr gar so intensiv, also kleine Entwarnung, ausser auf der Bühne, da änderte sich nichts an der Choreografie oder Ausstrahlung. Verwunderlich, dass am Ende der Darbietung trotzdem ein kleiner Teil der Anwesenden unter allen Umständen versuchte eine „Standing Ovation“ zu inszenieren, ja fast zu erzwingen, was aber nach ein paar Anläufen kläglich scheiterte. Für meinen Geschmack hätte die konzertante Version des Oratoriums wahrscheinlich vollkommen genügt, aber eben, die Geschmäcker sind verschieden. Und so ist meine erste Live – Erfahrung mit Don Gustavo halt nicht so verlaufen, wie ich mir das ausgemalt hatte. Bleibt die Hoffnung auf ein nächstes, erfreulicheres Mal.
besucht und rezensiert von www.leonardwuest.ch