Luzerner Theater: La Bohème Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini, Première, 27.Februar 2015 besucht von Léonard Wüst

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Produktionsteam

Boris Schäfer Musikalische Leitung
Achim Thorwald Inszenierung
Christian Floeren Bühne und Kostüme
David Hedinger Licht
Mark Daver Choreinstudierung
Eberhard Rex Einstudierung Luzerner Sängerknaben und Luzerner Mädchenchor
Dr. Christian Kipper Dramaturgie

Besetzung

Jutta Maria Böhnert Mimì, Todd Boyce Marcello, Flurin Caduff Schaunard, Armin Caduff Benoît, Alcindoro, Carlo Jung-Heyk Cho Rodolfo, Szymon Chojnacki Colline, Ivo Kazarow Sergeant / Zöllner, Carla Maffioletti Musetta, Koichi Yoshitomi Parpignol

Chor und Extrachor des Luzerner Theaters, Luzerner Sängerknaben und Luzerner Mädchenchor, Luzerner Sinfonieorchester

 

Grundsätzliches zu Puccini`s La Bohème:

Eine Künstlerexistenz gilt als chic – vor allem unter Jugendlichen. Die anfänglichen Entbehrungen werden dabei gerne als antibürgerliches Understatement verbucht, zumal sie sich mit der Hoffnung auf späteren Ruhm kompensieren lassen. Die Wirklichkeit indes sieht anders aus. Mit seinen seit 1845 als Fortsetzungsgeschichte erschienenen «Scènes de la vie de Bohème» gab Henri Murger einen realistischen Einblick in das Intellektuellenmilieu seiner Zeit. Das ernüchternde Fazit: Die Entscheidung für die Kunst hat einen hohen Preis.

Vier Künstler leben in ungeheizten Mansardenzimmern ihre Kreativität aus. Obwohl sie kaum wissen, wie sie über die Runden kommen sollen, nehmen sie ihre Armut mit Humor und Gelassenheit. Dann kommt die Liebe. Rodolfo findet Mimì, Marcello versöhnt sich mit Musetta. Alle geniessen am Heiligen Abend ihr Glück. Der Alltag jedoch fordert unerbittlich seinen Tribut: So zerbricht nicht nur die Liebe, sondern auch das Leben selbst an dem begrenzten Handlungsspielraum, den die Bohème bietet.

Die Librettisten spitzten für die Vertonung einige ausgewählte Szenen aus dem Roman zu dramatischen Momenten zu, die Glück und Elend der Bohème schlagkräftig illustrieren. Dabei verzichteten sie einerseits auf einen grundsätzlichen Konflikt, andererseits orientierten sie sich entgegen der Tradition an einer italienischen Alltagssprache, die sich absichtsvoll in pittoresken Details verliert. 1896 schrieb Giacomo Puccini dazu eine Komposition, die das Erleben der jungen Leute auf einfühlsam-anrührende Weise nachvollziehbar macht, die Witz und Pathos raffiniert miteinander kontrastiert und auch das jeweilige Ambiente gekonnt in Musik fasst. Nach anfänglicher Kritik trat diese Musiktragödie über das armselige Dasein von Künstlern schon bald ihren Siegeszug um die Welt an – und füllte damit wenigstens die Taschen ihres Schöpfers.

Rezension Kurzfassung:

Sie stirbt schön, die deutsche Mimi (Jutta Maria Böhnert, Sopran) in den Armen des südkoreanischen Rodolfo (Carlo Jung-Heyk Cho, Tenor) am Luzerner Theater in der Schweiz, in der Oper des Italieners Puccini, die in Frankreich spielt.

Ausführlichere Version:

Erstaunlich, wie das Dreispartenhaus Luzerner Theater immer wieder solch überzeugende Produktionen auf die Bühne zaubert, ohne über Budgets zu verfügen, die an sogenannt „Grossen Bühnen“ den jeweiligen Impresarios zur Verfügung stehen. Mit fast leeren Taschen aus dem Vollen schöpfen beherrscht man im Haus an der Reuss, im Gegensatz zum nicht weit entfernten, gegenüberliegenden Rathaus, meisterhaft.

Das relativ karge Bühnenbild lässt die Akteure und deren Handlungen voll zur Geltung kommen. Gesanglich erschien mir die Mimi zu Beginn etwas zurückhaltend, zögerlich. Je „kranker“ sie wurde, umso überzeugender agierte und sang sie. Von Anfang an glänzt Todd Boyce als „Marcello“, stiehlt der eigentlichen männlichen Hauptfigur „Rodolfo“ fast etwas die Show, was aber keinesfalls die Leistung „Rodolfo`s“ schmälert, sondern schlicht die Vorstellung des amerikanischen Baritons Boyce adelt. Untadelig auch die Interpretationen aller übrigen Protagonisten in dieser authentischen Inszenierung von Achim Thorwald. Ebenso trug natürlich das Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung von Boris Schäfer mit seiner Leistung zur vollauf gelungenen Première bei. Zusammengefasst: es begann etwas zäh wurde aber von Minute flüssiger und fügte sich schlussendlich zusammen, wie ein grosses Puzzle, bei dem man auch erst am Schluss erkennt, wie das Gesamtwerk wirkt. Das Publikum wusste dies auch mit einem langen kräftigen Schlussapplaus zu würdigen, liess sich aber doch nicht zu einer stehenden Ovation animieren.

Kurzer Trailer der Produktion:

http://www.art-tv.ch/11416-0-Luzerner-Theater-La-Bohme.html 

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch Toni Suter http://www.ttfoto.ch

Kleine Fotodiashow von Toni Suter:

https://fotogalerien.wordpress.com/2015/02/26/luzerner-theater-la-boheme-oper-in-vier-bildern-von-giacomo-puccini-premiere-27-februar-2015-besucht-von-leonard-wust/

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