Luzerner Theater: Schmutzige Schöpfung – Making of Frankenstein Schauspiel von Thomas Melle, besucht von Gabriela Bucher

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Schmutzige Schöpfung Making of Frankenstein

Schmutzige Schöpfung Making of Frankenstein

Produktionsteam:

Johanna Wehner: Inszenierung
Viola Valsesia: Bühne
Cedric Kraus: Kostüme
Ulf Frötzschner: Dramaturgie
Carmen Bach: Dramaturgie

Besetzung:

Dagmar Bock Betty, Jörg Dathe Monster, Bettina Riebesel Carolin, Clemens Maria Riegler Viktor, Patrick Slanzi Stimme, Samuel Zumbühl Henry

 

Rezension:

Das UG des Luzerner Theaters erinnert an eine Kampfarena – eine Reihe Stühle rundherum angeordnet, getrennt ist man so vom Geschehen nur durch eine Art Eisengestänge. Mehr als einmal im Laufe des Stücks ist man froh, mindestens diese Abgrenzung zu haben zum Geschehen, denn die Geschöpfe auf der Bühne kommen einen gefährlich nahe in jeder Hinsicht und in ihrem ganzen Wahn, in ihrer Verrückt-Heit, abgrundtiefen Kälte und Verzweiflung.

Viktor, eine Art grosses, völlig überdrehtes Kind in farbigem Pullunder, kurzen Hosen und wirren Haaren hat nach zwei Jahren seine Kreatur endlich vollendet, die Defekte beseitigt, meint er, und somit einen Schritt Richtung bessere Welt gemacht. Mit einer Rolle Klebeband, mit welcher er dieses neue Lebewesen geschaffen hat, hetzt er herum und kann nicht warten, es endlich lebendig vor sich zu haben nur um es zurückzuweisen, als es erscheint. Denn er hat sich das anders vorgestellt, das ist nicht, was er wollte, nicht dieses schmutzige Geschöpf, anfänglich sein Ebenbild in denselben kurzen Hosen, dem Pullunder, und so geht der Kampf los zwischen der Kreatur und ihrem Erschaffer. Sie läuft ihm schlussendlich total aus der Hand, wird zum Unfall, bringt alles durcheinander, mordet und wirft die brandaktuelle Frage auf, wieviel man ins Leben eingreifen soll, darf, kann, wie formbar der Mensch aber auch wer hier Monster und wer Mensch ist. Das Thema wird ebenfalls aufgegriffen von Viktors Mutter mit ihrem permanenten Streben nach Besserem, Schönerem, Perfekterem. Für sie gibt’s keine Grenzen in ihrem Optimierungswahn.

Ein starkes Ensemble steht im Ring des UG:

Clemens Maria Riegler spielt den Viktor höchst überzeugend, die Ungeduld, die steigende Verzweiflung, der Wahn sind fast greifbar und lassen einen irgendwie atemlos, während sein Freund Henry (Samuel Zumbühl) in seinen gemusterten Leggings und dem goldenen Hemd aalglatt daher kommt und wichtigtuerisch seine Weisheiten verteilt. Dagmar Bock ist eine fragile und trotzdem selbstbewusste Betty, die weiss was sie will. Bettina Riebesel als verlebte Mutter, in völlig unvorteilhaftem und in farblich kaum auszuhaltendem Kostüm bedrückt, befremdet und stösst ab. Jörg Dathe spielt das Monster anfänglich als Ebenbild seines Schöpfers, etwas verloren, verunsichert, wird aber zusehends kühler, berechnender, seine Stimme wird tiefer, seine Kleider werden immer gepflegter, bis er schlussendlich der einzig „normalgekleidete“ ist auf der Bühne.

Die Nähe der Schauspieler tut das ihre; man sieht die Schweissperlen, die kalten Blicke, überschminkten und rot-verschmierten Lippen so nahe vor sich, dass dies dem Stück eine zusätzliche Dimension gibt. Eine Inszenierung, welche beim mehrheitlich jungen Publikum auf viel Begeisterung stiess.

Fotodiashow dieser Produktion von Ingo Höhn (Luzerner Theater) :

http://fotogalerien.wordpress.com/2014/09/14/luzerner-theater-schmutzige-schopfung-making-of-frankenstein-schauspiel-von-thomas-melle-11-september-2014-besucht-von-gabriela-bucher/

Einen kurzen Trailer von Ingo Höhn (Luzerner Theater), zur Inszenierung finden Sie hier:

www.youtube.com/watch?v=DFWnE148iKo&feature=youtu.be

Text: www.gabrielabucher.ch 

Fotos: www.luzernertheater.ch  Ingo Höhn

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Weitere Aufführungen:

Do18.09.1420:00 Uhr
Auf Gastspiel: theater(uri), kleiner Saal
Sa20.09.1420:00 Uhr
Fr26.09.1420:00 Uhr
Sa27.09.1420:00 Uhr
Do23.10.1420:00 Uhr
Fr24.10.1420:00 Uhr
So26.10.1420:00 Uhr
Letzte Vorstellung
Preise: 30.– | 15.–

SPIELORT

Das Stück wird im UG, unserer zweiten Spielstätte im Keller des Stadthauses gespielt.Weitere Infos