Richard Galliano – Paolo Fresu – Jan Lundgren im KKL Luzern, 18. März 2015, besucht von Léonard Wüst

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jazz club luzern

Bild ab Homepage des Jazz Club Luzern

 

Besetzung: Richard Galliano, Accordeon – Paolo Fresu, Trumpet – Jan Lundgren, Piano

Vulcain Jazz Classics: «Mare Nostrum»
Mehr Meer! Das Meer übt nicht nur auf Horden hedonistischer Touristen eine grosse Anziehungskraft aus. Sensible Künstler suchen den offenen Blicks aufs Meer, um ihre Sehnsucht nach Weite und Ferne zu stillen. Maler wie Caspar David Friedrich oder William Turner haben die Magie (aber auch die Gefahr!) des Meeres auf geradezu prophetische Weise eingefangen. Die Musik des Trios Mare Nostrum trägt mal stark romantische, mal subtil-impressionistische Züge – aber auch für Vitalität ist gesorgt, verfügen doch alle Beteiligten über viel improvisatorische Chuzpe. Was brachte den italienischen Trompeter Paolo Fresu, den französischen Akkordeonisten Richard Galliano und den schwedischen Pianisten Jan Landgren dazu, ein kollektives Trio ins Leben zu rufen? Die Antwort liegt auf der Hand: Ihre gemeinsame Liebe zur Melodie und ihre stilistische Offenheit haben sie auf dem Seeweg zueinandergeführt.

 

Rezension:

Grundinformationen:

Richard Galliano - Paolo Fresu - Jan Lundgren

v.l.n.r.  Paolo Fresu -Richard Galliano  – Jan Lundgren

 

Der junge Galliano nahm Unterricht in Posaune, Harmonie und Kontrapunkt an der Musikakademie Nizza. Sein Vater war Akkordeonist und auch Richard lernte schon früh, dieses Instrument zu spielen. Um sein Repertoire zu vergrößern, fing er als 14-Jähriger an, systematisch und vielfältig Jazz zu hören und auf seinem Instrument nachzuspielen. Später riet ihm Astor Piazolla seinen „amerikanistischen“ Stil abzulegen und sich auf seine französische Herkunft zu besinnen: „Schaffe einen ‚Musette Neuve‘-Stil, wie ich den Tango Nuevo erfunden habe und er lud ihn sogleich ein, die erste Bandoneon Stimme in seinem „Sommernachtstraum“ zu besetzen.

Heute gilt Galliano als einer der ganz großen Jazz-Akkordeonisten. Neben seinen eigenen Gruppen arbeitete er unter anderen mit Juliette Gréco, Charles Aznavour, Ron Carter, Chet Baker, Enrico Rava, Martial Solal, Al Foster, Miroslav Vitouš, Trilok Gurtu, Jan Garbarek, Michel Petrucciani, Michel Portal, Jean Toots Thielemans, Biréli Lagrène und Wynton Marsalis.

Sein Repertoire setzt sich zusammen aus Eigenkompositionen (als seine „Standards“ bezeichnet er beispielsweise die Stücke Tango Pour Claude, Laurita, Sertao und Spleen), Interpretationen klassischer Komponisten (Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi, Maurice Ravel, Peter Tschaikowski, Erik Satie), Tango-Kompositionen (überwiegend Astor Piazzolla), Kompositionen seiner Mitmusiker und – etwas seltener – aus Jazzstandards (You Must Believe In Spring, Ruby My Dear, Spain). Neben Akkordeon spielt er auf seinen Aufnahmen gelegentlich auch Accordina (eine Art Melodica oder Mundharmonika mit Knopftastatur), Posaune, Klavier, Synthesizer und Bandoneon.

Rezension:

Es kann schon mal vorkommen, dass man jemanden aus den Augen verliert.

Dass man aber auch jemanden aus den Ohren verlieren kann, wurde mir an diesem Konzert im Konzertsaal des KKL unmittelbar klar.

Richard Galliano

Richard Galliano

Da Richard Galliano relativ selten in der Schweiz Konzerte gibt und wenn, dann eher in der Westschweiz, wusste ich nicht so genau, welche musikalischen Projekte er verfolgt und/oder realisiert, so war es für mich schon ein relativ drastischer Paradigmenwechsel, erwies sich doch dieses „Mare Nostrum“ als die grenzenlose Weite des musikalischen Ozeans in allen Facetten und Feinheiten und einer schier unglaublichen Intensität und nach aussen gestülpten Intimität der Protagonisten, nichts ähnelte auch nur im Geringsten an den Galliano, den ich von früher her noch im Kopf, respektive in meinem musikalischen Gedächtnis hatte. Auch überraschend für mich, dass sich Galliano sehr genau auf sein Notenblatt konzentrierte, kenn ich ihn doch eher als improvisierenden Performer. An den Ufern dieses „Mare“ bewegte sich einerseits der eher zurückhaltende nordländische Pianist Jan Lundgren, andererseits der manchmal angriffslustig extrovertierte sardische Trompeter und Flügelhornvirtuose Paolo Fresu, verbunden durch den ruhenden Pol Richard Galliano als Brückenbauer. Die Kompositionen stammen alle aus den Federn der drei an diesem Projekt beteiligten und waren deshalb auch sehr unterschiedlich wie z.B. Seagull, nach Motiven von Tschechows Möwe oder Para Jobim, eine Hommage an die brasilianische Bossa Nova Komponistenlegende Antônio Carlos Jobim ( La Garota d`Ipanema, Corcovado, Desafinado etc.).

Paolo Fresu

Paolo Fresu

 

 

Eine Komposition nach der andern liebe- und respektvoll interpretiert. Die Zuhörer mehr und mehr angespannt, konzentriert und fasziniert liessen sich trotzdem entspannt über diese musikalischen Wellen gleiten und tragen. Jedes Stück wurde bejubelt, den Musikern heftig applaudiert. Eine musikalische Perle nach der anderen wurde aneinandergereiht an dieser Kette der Unendlichkeit und Weitsicht.

Jan Lundgren

Jan Lundgren

Das beglückte Publikum feierte die Musiker frenetisch und verlangte mit nicht verebbendem Applaus nach Zugaben, die auch gewährt wurden, zuerst mit einer Komposition von Claudio Monteverdi aus dem Jahr 1624, das reichte aber dem Auditorium noch nicht und so gönnten uns die Gefeierten noch einen angedeuteten „Hummelflug“ von Rimski Korsakow und zum ultimativen Ende setzte Galliano noch ein paar Noten der „Marseillaise“, neckisch andeutend wer hier der Platzhirsch ist.

 

 

Eine Playlist des ganzen Konzertes finden Sie über unten eingefügten Link.

 

Trailer “Mare Nostrum” Paolo Fresu – Richard Galliano – Jan Lundgren

https://www.youtube.com/watch?v=1RLwZS5_gZ0

Die eher zurückhaltende Art des schwedischen Pianisten verohrschaulicht dieser Trailer: Jan Lundgren – History of Piano Jazz | Teaser 2013

www.youtube.com/watch?v=MIeMn_WDXhM

Playlist des Konzertes:

http://www.cede.ch/de/music/?branch=1&branch_sub=1&pid=368&view=detail&id=645671

Ein Konzert von: www.allblues.ch in Zusammenarbeit mit dem Jazz Club Luzern

Text: www.leonardwuest.ch

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www.irenehubschmid.ch  Paul Ott:www.literatur.li

Dieser Beitrag wurde am von unter leitartikel und kolumnen von léonard wüst, musik/theater/ausstellungen, schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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