Parsifal, Richard Wagner (1813-1883) Konzertante Aufführung des dritten Aufzugs
Kurze Werkbeschreibung:
Richard Wagners letztes Werk, sein Bühnenweihfestspiel Parsifal, feiert das Christentum als Mythologie. Im dritten Akt, im balsamischen «Karfreitagszauber», kommen sogar noch pantheistische Momente ins Spiel, die romantische Naturfrömmigkeit in der Tradition Joseph von Eichendorffs. Im Grunde aber zelebriert Wagner die Musik selbst als eine Art Religion: Auf dem Grünen Hügel in Bayreuth hatte er sich sogar einen exklusiven «Tempel» für sein eigenes Bühnenschaffen errichtet, und ausschliesslich dort sollte der Parsifal aufgeführt werden – so jedenfalls war es Wagners Wunsch. Das Werk huldigt seinem mystischen Ideal eines unsichtbaren Theaters: Da Wagner die Musik für eine nächtliche, verborgene Kunst hielt, gibt es hier wenig zu sehen, für das Ohr jedoch alles zu entdecken. «Der Parsifal ist die Erweckung des modernen Orchesters zu sich selbst», weiss Andris Nelsons, der in Bayreuth als Dirigent des Lohengrin für Furore gesorgt hat. «Als hätte Wagner sich mit seinem letzten Musikdrama von allen Äusserlichkeiten befreit.»
Musik kann schmerzen, wenn bei einem Popkonzert die Verstärkeranlage zu laut eingestellt ist und die Bässe so dröhnen, dass Dir fast das Trommelfell platzt.
Dass Musik aber auch auf eine angenehme Art weh tun kann, bewiesen die Protagonisten des Konzertes im Luzerner KKL am 12. April anlässlich des Lucerne Festivals an Ostern 2014.
Besonders gespannt auf den „Neuen“, den wahrscheinlichen Nachfolger von Claudio Abbado für die Leitung des „Lucerne Festival Orchestra“, den 1978 in Riga geborenen Letten Andris Nelsons, begab ich mich nach Luzern.
Zusammen mit dem Symphonieorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks zelebrierte er den dritten Aufzug des „Parsifal“. Als Solisten wirkten mit: der Neuseeländer Simon O’Neill, Parsifal (Tenor), der aus Deutschland stammende Georg Zeppenfeld, Gurnemanz, (Bass), sowie der Pole Tomasz Konieczny, (Bassbariton), als Amfortas.
Die Solisten, obwohl wahrscheinlich nur Wagnerianern schon hinlänglich bekannt, waren absolute Weltklasse, auch bar jeglicher Gestik physisch unglaublich präsent, nicht im Geringsten angestrengt.
Auf mich wirkte das Gebotene fast beängstigend betörend und physisch, als auch psychisch sehr anstrengend. In etwa gleich erging es wohl den meisten der Anwesenden, wie unschwer festzustellen war.
So spendete man auch nicht rauschenden Beifall, sondern applaudierte irgendwie abgehoben und entgeistert. Beim Verlassen des Konzertsaales grüsste ich kurz einen Bekannten, dem entfuhr nur ein „unglaublich“ anstelle eines Grusses. Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch
www.gabrielabucher.ch www.erwingabriel.ch Paul Ott:www.literatur.li