Besetzung und Programm:
10 años Enrique Gasa Valga
Mit der Tanzcompany Innsbruck, berühmten Stars der Tanzwelt und Ex-TänzerInnen der Tanzcompany Innsbruck
Rezension:
Das Landestheater Innsbruck feierte letzten Donnerstag, an diesem unglaublich heissen Sommertag, das 10-jährige Jubiläum des Direktors der Tanzcompany Innsbruck, Enrique Gasa Valga. Es schien fast unmenschlich, Tänzerinnen und Tänzer bei dieser Hitze auftreten zu lassen, aber der Theatersaal war wunderbar heruntergekühlt und so konnte Valga völlig entspannt vor den bis auf den letzten Platz besetzten Saal treten. Er moderierte den Abend gleich selbst und tat dies sehr locker und souverän. Einzig sein nicht überhörbarer spanischer Akzent, über welchen er sich auch gleich selbst lustig machte, war leicht gewöhnungsbedürftig. Als er sich dann aber anschickte, über seine Mama zu erzählen, wurde die Moderation von zwei Kollegen unterbrochen, welche ihn, zum grossen Vergnügen des Publikums, von der Bühne trugen.
Feier Zuhause
In «seinem» Haus, mit «seinen» Tänzerinnen und Tänzern, aber auch mit Stars aus der ganzen Welt wolle er sein Fest feiern, erklärte er. Den Auftakt machte seine exzellente Company mit Auszügen aus «A Midsummernight’s Dream» und zeigte ihr grossartiges Können. Ganz speziell begeisterte Addison Ector: mehr Tier als Mensch, kroch, schlich und huschte er als Puck über die Bühne mit einer unglaublichen Beweglichkeit, einem – man erlaube die Schwärmerei – traumhaften Körper und einer ausgeprägten Tanzfreude.
Der Kontrast zum nächsten Stück hätte nicht grösser sein können. Valga hatte sich einen Hühnerhauteffekt gewünscht mit «Cinderella», einem Stück, welches ihn in seiner Jugend schon fasziniert hatte. Das war klassisches Ballett pur mit den beiden internationalen Stars Maria Eichwald und Alessandro Staiano. Anmut und Grazie, höchste Präzision und perfektes Können. Aber wie auch bei den beiden anderen klassischen Stücken («Bedroom Pas de deux» aus «Le Corsaire» und «Giselle» mit Yen Han, seit 25 Jahren im Zürcher Ensemble, und Matthew Golding) werden Emotionen nicht im gleichen Masse transportiert wie im modernen Tanz und bleiben etwas verhalten und verklärt. Zudem verkommt der Mann ab und an zum «tragenden Element». Trotzdem begeisterten die beiden Solisten Han und Golding ebenfalls und erhielten viel Applaus.
Die ganze Sinnlichkeit des Tanzes
Ein totaler Kontrast dann wiederum mit «I Found a Fox» von Marco Goecke. David Rodriguez, ehemaliger Tänzer des TLT, überzeugte restlos in diesem Stück mit spastischen und gleichzeitig schlangenhaft-fliessenden Bewegungen, wo die Arme ein eigenes Leben zu führen scheinen. Léo Maindron (Paris), legte mit Valgas Choreografie in TOMT-KIM-PONG zu Renato Marins «Boca Suja» südamerikanische Rhythmen aufs Parkett und tanzte später ausdrucksstark das rohe Treiben und die Einsamkeit der Matrosen zu Jacques Brels «Amsterdam». In karierten, kurzen Hosen und rotem Schlips amüsierten Luke Prunty & David Rodriquez sich selbst und das Publikum in «Alte Zachen» zum Song «Rock-a My Soul in the Bosom of Abraham» aufs Köstlichste. Für Poesie, feine Zwischentöne und Emotionen sorgten Mohana Rapin (Genf) und Natan Bouzy in zwei Choreografien von Andonis Foniadakis aus «Glory». Ein grosser Moment von berückender Schönheit und mit der ganzen Sinnlichkeit des modernen Tanzes der «Pas de deux» von Filip Veverka. Die Innigkeit zwischen Balkiya Zhanburchinova und Martin Segaťa, beides Tänzer des TLT, war beeindruckend. Veverka wird übrigens in der nächsten Saison an der Seite von Valga als Ballettmeister und Choreografische Assistenz arbeiten
Als krönender Abschluss dann, wie könnte es anders sein mit einem Spanier, die beiden Stars Lucia Lacarra und Josue Ullate in Auszügen aus «Carmen», sinnlich, stark, leidenschaftlich.
Pikante Details
Martine Reyn, Ballettmeisterin und Assistentin Valgas, und Choreografin Marie Stockhausen hielten eine sehr eigene, persönliche und amüsante Laudatio für den «schönen Mann» Valga. Ein paar pikante Details wurden preisgegeben, namentlich sein Hang zu «schweinisch vulgären» Witzen und zu seiner chaotischen Ordnung, aber es war sicht- und spürbar, die drei sind ein eingeschworenes Team, inklusive Hündchen Romeo.
Es war ein wunderbar kontrastreicher Abend voller Poesie, Anmut, Witz und Lebensfreude, welcher aufzeigte, was Tanz alles kann. Das Publikum war begeistert und bedankte sich mit langanhaltendem Applaus, Bravo-Rufen und – wie könnte es anders sein – einer Standing Ovation. Valga arbeitet in Innsbruck mit einer grossartigen Company, die ihre Anhänger weit über die Landesgrenzen hinaus hat und dafür sorgt, dass man nicht nur wegen des Skifahrens nach Innsbruck reist! Er habe das beste Publikum der Welt, hat Valga in einem Interview erklärt, er hat sich dieses aber selbst erarbeitet und auch verdient!
Text
Kleine Fotodiashow der Produktion von Franz Oss:
Fotos und Video