Originelle Eingaben für CH-Dokfilm-Wettbewerb
Das Migros-Kulturprozent hat am 7. August 2014 im Rahmen des Filmfestivals Locarno die drei Gewinner der ersten Runde des diesjährigen CH-Dokfilm-Wettbewerbs vorgestellt. Es sind dies: Thomas Haemmerli (ican films GmbH, Zürich) mit «Die Gentrifizierung bin ich: Beichte eines Finsterlings», Charlie Petersmann (Intermezzo Films, Genf) mit «Tous ne sont pas des anges» sowie Jacqueline Zünd (real Film GmbH, Zürich) mit «2.8 Tage». Der Wettbewerb war dem Thema Raum gewidmet. Die Ausgezeichneten erhalten einen Beitrag von je 25 000 Franken für die Ausarbeitung ihrer Filmideen bis zur Produktionsreife. Aus den weiterentwickelten Projekten wird die internationale Jury das Gewinnerprojekt küren und es an den Solothurner Filmtagen 2015 präsentieren.
Das Wettbewerbsthema «Raum» hat zahlreiche Filmschaffende inspiriert, ihre Projekte für den
5. Migros-Kulturprozent CH-Dokfilm-Wettbewerb einzureichen. Das Migros-Kulturprozent suchte filmische Ideen aus dem globalisierten Lebenskontext der Schweiz, die sich in dokumentarischer Form mit dem Thema «Raum» auseinandersetzen. Eingegangen ist eine grosse Anzahl Filmideen, die sich in eigenständiger und differenzierter Weise mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen befassen. In der ersten Runde hat die internationale Jury die drei spannendsten Projekte ausgewählt. «Wir haben uns über die Anzahl und die Originalität der Wettbewerbseingaben sehr gefreut und sind gespannt, wie sich die drei ausgewählten Projekte weiterentwickeln», so Nicole Hess, Jurypräsidentin und Projektleiterin Film, Direktion Kultur und Soziales, Migros-Genossenschafts-Bund. Die Autoren erhalten je 25 000 Franken für die Ausarbeitung der Ideen bis zur Herstellungsreife. Anfang 2015 kürt die Jury aus den weiterentwickelten Projekten das überzeugendste und präsentiert es an den Solothurner Filmtagen 2015. Die Realisierung des Siegerprojekts wird mit zusätzlicher Unterstützung der SRG SSR vollumfänglich finanziert.
Die drei Gewinner der ersten Runde:
Thomas Haemmerli (ican films GmbH, Zürich) mit «Die Gentrifizierung bin ich: Beichte eines Finsterlings». Die Initiative gegen Masseneinwanderung hat stark mit «Dichtestress» argumentiert. Im Vergleich mit Metropolen wie Mexiko oder Saigon erscheint die Aussage wenig glaubhaft. Real hingegen sind hierzulande Zersiedelung und Wohnungsknappheit. Thomas Haemmerli beabsichtigt, in einem Essay entlang autobiografischer Wohnsituationen und mit Archivmaterial die helvetische Selbstwahrnehmung zu rekonstruieren und sie mit anderen Lebensrealitäten zu konfrontieren.
Charlie Petersmann (Intermezzo Films, Genf) mit «Tous ne sont pas des anges». Baustellen sind Arbeitsräume an der frischen Luft. Diejenigen, die dort arbeiten, stammen oft aus weit entfernten Ländern; während die Vorgesetzten meist Schweizer sind, setzt sich ihr Team aus Ausländern unterschiedlicher Provenienz zusammen. Und dennoch bauen sie die Schweiz von morgen. Charlie Petersmann interessiert sich in seinem Film für den Mikrokosmos einer Baustelle in der Romandie – und für die sichtbaren und unsichtbaren Mauern zwischen Arbeitern, Chefs und künftigen Bewohnern.
Jacqueline Zünd (real Film GmbH, Zürich) mit «2.8 Tage». Zwei Erwachsene trennen sich, eine Familie fällt auseinander, Kinderleben werden aufgeteilt. Aus einer vermeintlichen Einheit entstehen zwei Welten, verteilt auf zwei Räume. Ausgehend von der aktuellen Praxis in der Schweiz, dass heute bei einer Scheidung das gemeinsame Sorgerecht zum Regelfall wird, macht sich Jacqueline Zünd auf den Weg, aus der Perspektive der Kinder eine filmische Annäherung an ihre Realität zu unternehmen. Dabei soll es um äussere wie auch um innere Räume – und um die Zwischenräume – gehen.
Die Preisträger der ersten Runde haben bis Dezember 2014 Zeit, alle relevanten Unterlagen zu erarbeiten und das Projekt so weit voranzutreiben, dass dessen Realisierbarkeit nachgewiesen werden kann.
Die Jury setzte sich zusammen aus:
• Nicole Hess, Projektleiterin Film, Direktion Kultur und Soziales, Migros-Genossenschafts-Bund,Zürich, Jurypräsidentin
• Simon Baumann, Regisseur und Produzent, Suberg
• Barbara Pichler, Intendantin Diagonale, Graz und Wien
• Lara Stoll, Slam-Poetin, Winterthur
• Nicolas Wadimoff, Dokumentarfilmer und Produzent, Genf
• Sven Wälti, Verantwortlicher Koproduktion, Generaldirektion SRG SSR, Bern