Der äussere Vierherrenplatz in Sursee wurde am 19. September, dem eidgenössischen Bettag in Hans-Küng-Platz umgetauft. Einen Tag zuvor weihte die Kirchgemeinde das neue Pfarreizentrum ein. Es liegt unweit des Hans-Küng-Platzes und verschreibt sich Hans Küngs Vermächtnis.
Hans Küng: Sein Lebenswerk und sein Wirken verteilen sich über die ganze
Welt − und doch blieb Hans Küng sel. immer mit seiner Heimatstadt verbunden.
Die Stadt Sursee entbietet ihrem bisher einzigen Ehrenbürger Anerkennung und
Wertschätzung für sein prägendes Wirken und seine Schaffenskraft zu Gunsten des
Weltfriedens.
Musikalische Einstimmung durch Musikerinnen der Stadtmusik Sursee
Begrüssung durch Stadtpräsidentin Sabine Beck – Pflugshaupt
Sabine Beck begrüsste Ehrengäste und Bürger zu dieser aussergewöhnlichen Zeremonie, der leider kein Wetterglück beschieden war. Auch musste man sich, Corona bedingte Auflage der kantonalen Behörden, in eine Präsenzliste eintragen. «Die Verbundenheit der Surseer mit Hans Küng war stets spürbar und präsent», betonte die Stadtpräsidentin. «Seine unglaubliche Schaffenskraft und sein wertvolles Wirken für Ethik und Weltfrieden haben in Sursee prägende Spuren hinterlassen.» Hans Küng sei ein Mensch, der mit Klarheit und Rückgrat für seine Überzeugungen und Werte eingestanden habe. «Wir werden den Ehrenbürger der Stadt Sursee in wertschätzender Erinnerung behalten». «Als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für dieses Wirken und seine Schaffenskraft wird der bisherige äussere Vierherrenplatz neu den Namen Hans- Küng-Platz tragen», so die offizielle Mitteilung der Stadt Sursee. Die Stadtpräsidentin erläuterte dann Episoden aus Leben und Wirken des, bis dato, einzigen Surseer Ehrenbürgers im lokalen und regionalen Rahmen, nicht vergessend zu erwähnen, dass auch er ab und zu, mit seinen Ansichten, sprichwörtlich im Regen stand, wie alle heute hier.
Danach intoniert die Musikformation ¨Simply the best» was man sehr gut Hans Küng zuordnen kann.
Würdigung durch Hans Ambühl, «Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Weltethos Schweiz.»
Hans Ambühl würdigte das globale Wirken und die Auswirkungen dessen auf die gesamte Welt und gab einen gerafften Überblick über Aktivitäten und Erfolge der von Hans Küng gegründeten Stiftung Weltethos. Wie präsent sind seine Gedanken bei den jungen Theologen von heute? «Die Suche nach gemeinsamen ethischen Standards, die alle Religionen verbindet, interessiert auch junge Leute heute.» Hans Küngs Gedanken dazu fänden zudem auch Eingang in den Schulunterricht im Fachbereich Ethik, Religionen, Gemeinschaft (ERG) im Lehrplan 21.so Ambühl.
Ökonomische Segnung des «Hans-Küng-Platzes»
Diese erfolgte durch Claudio Tomassini, Pfarreileiter der kath. Kirchgemeinde und Ulrich Walther, Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde Sursee. Tomassini scherzend: Er habe für die Segnung kein Weihwasser mitgebracht, das Nass, das im Moment von oben komme, sei völlig ausreichend. Anschliessend inszenierte der lokale Kunstschaffende Alois Grüter Blum einen
Symbolischen Aufbruch zum Weltfrieden
Dazu hat er in einem Korbgeflecht Tauben mitgebracht und bittet nun Familienmitglieder und Freunde der Familie Küng dazu, die alle je eine Taube in die Hände überreicht bekommen, ebenso Stadtpräsidentin Sabine Beck – Pflugshaupt, auf deren Kommando schliesslich die Tauben gemeinsam in die Luft entlassen werden und so als Sorser Friedenstauben des Ehrenbürgers Vermächtnis symbolisch in die Welt hinaustragen sollen.
Dankesworte von Irene Dias – Küng, der jüngsten Schwester von Hans Küng
Frau Dias schilderte einige Episoden aus der gemeinsamen Jugendzeit während der sie ihr älterer Bruder Hans immer beschützt und unter seine Fittiche genommen habe. Auch sie erwähnte die enge Bindung zum damaligen Vierherr und Jugendseelsorger Kaufmann, bezeichnete diesen aber irrtümlich als späteren Stadtpräsidenten statt als späteren Stadtpfarrer(1954 – 1974).Es folgten noch nähere Ausführungen zu seinem Vermächtnis und grosser Dank an die Verantwortlichen der Stadt Sursee, die diese ganz besondere Ehrung der Platztaufe beschlossen haben.
Anmerkung des Autors
Der Versprecher von Frau Dias war gar nicht so daneben, waren doch Mitte des letzten Jahrhunderts vielerorts die geistlichen Honoratioren den politischen zumindest gleichgestellt, standen hierarchisch oft gar höher. Die katholische Kirche hat sich doch etwas, wenn auch nicht allzu viel bewegt, auch durch Hans Küng. Der weltweit anerkannte Theologe hätte wohl noch in der 1950er, 1960er Jahren kaum die Erlaubnis erhalten, in der Pfarrkirche St. Georg seine Theorien zu predigen, zu konservativ waren die damaligen Vikare der Kirchgemeinde Sursee, Vierherren genannt. Da hätten ganz sicher zumindest die zwei gnädigen Herren Hofer und Bisang vehement opponiert, rissen diese doch während der Messe schon mal nicht ganz aufmerksame, gar tuschelnde Jugendliche an den Ohren aus den Kirchenbänken. Ganz anders dagegen Stadtpfarrer Franz Xaver Kaufmann, der gleichzeitig auch noch Jugendseelsorger und Präses der lokalen Jugendorganisation «Jungwacht» war, zu dem Hans Küng eine tiefe Verbundenheit hatte und der auch so etwas wie sein geistlicher Vater war.
Ziemlich im Regen, wie wir heute, stand Hans Küng ab 1979, als ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis entzog. Das hinderte den streitbaren Theologen, Kommilitone von Georg Ratzinger, des späteren Papst Benedikt XVI.,.an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom nicht daran, seine Ansichten und Erkenntnisse auch weiterhin zu verbreiten und sei es halt nur in Buchform und als gefragter und geschätzter Gastredner an Universitäten weltweit usw. Der Fundamentaltheologe Ratzinger und der Dogmatiker Küng, die beiden theologischen Jungstars der frühen 1960er Jahre, fast gleichaltrig, fast gleich glänzend – und doch so verschieden. Beide wurden sie, mit kaum 35 Jahren, Konzilsberater; der eine des Kölner Erzbischofs, der andere des Bischofs von Rottenburg. Alter Ego einander und zunächst auch Vertraute, nahmen sie über viele Gespräche mit Konzilsvätern starken Einfluss auf diese grösste Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts.
Theologen Treppenwitz aus den späten 1960er-Jahren: Karl Rahner, Hans Küng und Joseph Ratzinger am See Genezareth. Sie sehen Jesus auf dem Wasser stehen, der sie zu sich herwinkt. Der alte Jesuit Rahner geht als erster vor – und kommt, wenn er auch einmal fast stolpert, trocken bei Jesus an.
Der junge Ratzinger folgt ihm, grazil wie immer; und auch er ist recht bald drüben. Nur Küng, am selbstsichersten angetreten, droht zu versinken – bis ihn die rettende Hand Jesu hochzieht. Raunt Rahner Ratzinger zu: «Wir hätten ihm doch verraten sollen, wo die Steine liegen.» Darauf Ratzinger: «Wie, da waren Steine?»
Zurück zur heutigen Feier
Der Dauerregen konnte den feierlichen Anlass nicht so stark trüben wie befürchtet und zum versöhnlichen Abschluss lud die Stadt noch zum gemeinsamen Apero im Schärmen.
Betrüblich, dass der relativ grossflächige Platz gänzlich asphaltiert ist, keine Grünflächen zum Auflockern, fürs Auge und Wohlbefinden, die zudem auch noch dem Klima förderlich wären, heute eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Wo bitte, waren da unsere sehr gut bezahlten Stadtplaner, als das alles aufgegleist, also geplant wurde. Eine weitere verpasste Chance, einen altstadtnahen Ort mit etwas Phantasie und mit überschaubarem finanziellem Aufwand und Folgekosten Wakker Preis würdig zu gestalten.
Dieser grosse Sorser hätte wahrhaft einen würdevolleren, schöneren Platz verdient.
Wie geerdet, herzlich, informiert und grosszügig Hans Küng war und blieb zeigte sich auch, als er mir, auf einen von mir verfassten Artikel in der Bochumer Zeitung, in dem auch er erwähnt wurde, handschriftlich dankte
Scchreiben Hans Küng, Tübingen Hier der Artikel und sein handgeschschrifliches Kärtchen
Kleine Fotodiashow: fotodiashows.wordpress.com/2021/09/19/sursee-weiht-den-hans-kung-platz-ein-19-september-2021-besucht-von-leonard-wust/
Link auf https://www.weltethos.org/
Biografie Hans Küng: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_K%C3%BCng
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Karin Fischer Stadt Sursee und Léonard Wüst
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