Das Swiss Orchestra mit Music Director Lena–Lisa Wüstendörfer am Pult schliesst seine aktuelle Tour am 16. Oktober in der neu renovierten Tonhalle am See in Zürich ab. Getreu der Vision Schweizer Klassik bekannt zu machen, stehen neben bekannten Werken von Felix Mendelssohn und Richard Wagner Neuentdeckungen der Schweizer Komponisten August Walter und Joseph Joachim Raff auf dem Programm. Mezzosopranistin Marie–Claude Chappuis begleitet das Konzert als Solistin.
Das Programm widmet sich vier Tonschöpfern, deren Biografien eng miteinander verwoben sind. Mendelssohn, Raff, Wagner und Walter. Die Schweiz war für die vier Komponisten Heimat, Zufluchtsort, Reiseland oder Inspirationsquelle.
Vergessene Schweizer Klassik
Der Konzertabend wird mit Felix Mendelssohns Ouvertüre zum «Märchen von der schönen Melusine» eröffnet. Mendelssohn besuchte die Schweiz erstmals als 13-jähriger mit seinen Eltern, 1831 bewanderte er das Land
dann auf eigene Faust. Und 1843 wurde er von einem jungen Schweizer Komponisten gebeten, dessen Werke zu begutachten. Es handelte sich um den 22-jährigen Joseph Joachim Raff aus Lachen (Kanton Schwyz). Mendelssohn war von den Kompositionen so angetan, dass er sie beim renommierten Verlag Breitkopf & Härtel
empfahl und damit der Laufbahn des jungen Raff Auftrieb verlieh. Music Director Lena-Lisa Wüstendörfer hat zwei seiner Schätze aufgestöbert: die Orchesterlieder «Zwei Scenen» sowie «Traumkönig und sein Lieb» sind wahre Trouvaillen, die in der Schweiz wohl zum ersten Mal überhaupt aufgeführt werden. Den Gesangspart
übernimmt die Fribourger Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis.
In regem Austausch mit Joachim Raff stand auch Richard Wagner. Als politischer Flüchtling mit falschem Pass eingereist, liess Wagner sich – anfänglich in Zürich, dann in Luzern – für insgesamt mehr als 15 Jahre in der Schweiz nieder.
Das Swiss Orchestra spielt sein in Zürich komponiertes Werk «Träume» aus den Wesendonck-Liedern. Mit einem Schlüsselwerk von August Walter klingt der Konzertabend aus. Der gebürtige Deutsche kam als 25-jähriger für ein Engagement als Dirigent nach Basel, und blieb. 1884 wurde er «in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiete der Tonkunst in ehrenvoller Weise» eingebürgert und offiziell zum Schweizer.
Seine Sinfonie in Es-Dur gilt zwar als eines seiner Hauptwerke, ist aber heute gänzlich aus den Konzertsälen verschwunden. Ein weiterer Schatz der Schweizer Sinfonik, den das Swiss Orchestra wieder aufleben lässt. [content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]