Pepe Lienhard Big Band „MUSIC was my first love“, Cham, 20. Mai 2022, besucht von Léonard Wüst

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Die Band mit Pino Gasparini Szenenfoto des Konzertes von Sandra Neumeister

Besetzung:
Pepe Lienhard Big Band
Pepe Lienhard, alto sax/tenor sax/flute/conductor – saxophones: André Cimiotti, Adrian Pflugshaupt, Alex Hendriksen, Jörg Sandmeier, Carlo Schöb – trumpets: Jörg Brohm, Sebastian Strempel, Dave Blaser, Ralf Hesse – trombones: Vincent Lachat, Edgar Schmid, Gilbert Tinner, Wolf Schenk – Olaf Polzien, piano – Frank Kuruc, guitar – Rolf Dieter Mayer, bass – Peter Lübke, drums – Billy Kudjoe Todzo, percussion – vocals: Dorothea Lorene, Pino Gasparini, Kent Stetler – vocals Swing4you: Christof Breitenmoser, Tobias Pestalozzi, Samuel Zünd, Yves Brühwiler

Nur einen Tag aus­einander: Pino (l.) ist 1946 am 22. März geboren, Pepe am 23. März.

Es war ein langer, harter, aber schlussendlich auch sehr erfolgreicher Weg, auf den sich der Lenzburger Teenager Peter Rudolf Lienhard machte, als er als Schüler bereits seine erste Band, die «The College Stompers“ gründete. Nach der Schule studierte er Jura. Das Studium brach er jedoch 1969 ab und gründete ein Profi-Sextett, mit dem er zahlreiche Schallplatten aufnahm. Ihr erster Erfolg war Sheila Baby. Schon bald war die Band schweizweit etabliert, spielte in Monatsengagements in den damals angesagtesten Dancings, so im Mascotte» in Zürich, wo ich 1975 zum ersten mal seine Musik genoss, im Casino Kursaal in Luzern, in der Kollermühle in Zug usw. Mit einem 6. Platz am damaligen «Concours Eurovision de la Chanson», dem heutigen European Song Contest, legten sie mit ihrer legendären, von Peter Reber komponierten «Swiss Lady» für die Schweiz Ehre ein.

Faszination und Traum zugleich, eine eigene Big Band

Nebenbei leitete Pepe, so nun sein allgemein gebräuchlicher Name,  von 1995 bis 2011 die Swiss Army Big Band.

Grundinformation über die damalige Schweizer Big Band Szene

Szenenfoto des Konzertes von Sandra Neumeister

In Basel  gründete Cedric Dumont 1946 das Orchester Cedric Dumont, mit dem die Tradition der radioeigenen Big Bands begann.
Später wurde es in «Unterhaltungsorchester von Radio Beromünster», in «Unterhaltungsorchester des Schweizer Radios», und schliesslich in «DRS Big Band» umbenannt und 1986 aus Kostengründen aufgelöst.

Also nicht grad motivierende Ausgangslage, trotzdem nahm Lienhard das Wagnis, also auch die inkaufnahme des finanziellen Risikos auf sich und erfüllte sich 1980 seinen Traum, sein äusserst erfolgreiches Sextett aufzulösen und eine Big Band auf die Bühne zu bringen., trotz den wenig aufbauenden Kommentaren in der CH Musikszene, die dem Projekt allenfalls 1 bis 2 Jahre gaben. Dass die Band auch nach 42 Jahren gefragt ist spricht für die Qualität, den konstant hohen Level und die Zuverlässigkeit dieses Klangkörpers. Pepe wird die Ehre, am Wiener Opernball auftreten zu können, zuteil. Dass es keine Eintagsfliege ist, zeigen die folgenden Jahre: die PLB wird Stammgast. Erstmals schnuppern sie auch die Jet-Set-Luft von Monte Carlo: Gala-Gäste Frank Sinatra, Sammy Davis jr., zeigen sich von der Begleitband begeistert.
1984
Die erste der beiden Saisons der PLB im „Sporting Club“ Monte Carlo. Sinatra und Paul Anka sind des Lobes voll, weitere Weltstars werden folgen. Dann wird Pepe im Schweizer Fernsehen Moderator der Sendung „Musicland“; das Abenteuer dauert zwei Jahre. Und schliesslich startet Udo seine zweite Tournee mit der PLB, diesmal unter dem Titel„Hautnah“.

Absolute Karrierehöhepunkte

Pepe und seine Big Band erlebten Highlights, die mehr als die Erfüllung grosser Träume waren. «In Monte Carlo durfte ich zwei Idole mit meiner Big Band begleiten: die legendären Entertainer Frank Sinatra und Sammy Davis Jr.» und auch Shirley Bassey.Beim Jazz-Festival in Montreux gab’s gar noch eine Stei­gerung! Für sein grosses Idol Quincy Jones durfte er als musi­kalischer Leiter den Gala-Abend ausrichten. «Quincy sass in der ersten Reihe. Meine Solisten waren das A & O der internationalen Jazz-Szene, Leute wie Herbie Hancock und Al Jarreau. Zusammen mit Montreux-Jazz-Gründer Claude Nobs († 76) erarbeitete ich das Musikprogramm. Mehr kann man als Musiker wirklich nicht erreichen», sagt Pepe heute stolz.

Zitat aus einem Interview im St. Galler Tagblatt

Bei Ihrem Engagement 1983 in Monte Carlo trafen sie Frank Sinatra, Sammy Davis jr, Paul Anka. Waren Sie da nervös?

Und wie ich war! Frank Sinatra war schon drei Tage vorher in Monte Carlo und bei unseren Proben dabei. Ich war der Altsaxofonist in der Band. Er hat zugehört und sich ein genaues Bild gemacht. Das hat mich aus den Socken gehauen. Von ihm und auch von Udo habe ich gelernt: Jedes Konzert ist wichtig und absolut ernst zu nehmen. Es gibt keine Ausreden wegen schlechtem Sound, schlechtem Saal. Die Leute haben bezahlt. Es muss einfach klingen und eine perfekte Show sein, egal wie die Bedingungen sind. Zitatende

Dass der Weltstar Udo Jürgens bis zu seinem Ableben am 21. Dezember 2014 die Dienste von Pepes Band in Anspruch nahm, auf weltweiten Tourneen genauso wie bei Auftritten im Zürcher Hallenstadion, in der Stadthalle Sursee usw. untermauert dieses Statement.Dass Lienhard, trotz Welterfolgen nie abgehoben hat, dankt ihm das Publikum mit unerschütterlicher Treue, so war auch der Lorzensaal in Cham an diesem Abend proppenvoll, die 700 Plätze besetzt.

Das Konzert

Die in schwarz gekleideten Musiker, (da muss ich mal nicht  gendern, da ausschliesslich Männer) mit einer roten Rose im Knopfloch wurden mit einem herzlichen Applaus begrüsst, worauf der Chef mit seinem Saxophon sich dazugesellte und ein paar Begrüssungsworte an das Auditorium richtete.

Auftakt Titelmelodie von «Wetten dass»

Was wohl die allerwenigsten wussten: die Melodie zu «Wetten, dass..?» hatte ein Mitglied der Big Band, Barry Trop, komponiert. Er wurde später Filmmusikkomponist in Hollywood, wo er Jahre später das Titellied zur «Sponge Bob»-Serie schrieb. Pepe Lienhard selbst blieb der Sendung vier Sendungen lang treu. Bis sie im ZDF merkten, dass es ein Orchester gar nicht braucht. Die Superstars in der Sendung sangen nämlich lieber Playback und die Titelmelodie klingt genauso gut ab Band, wie Pepe Lienhard später in einem Interview verriet.

Pepe Lienhard präsentierte im Verlaufe des Abends Hits von Stevie Wonder, Queen oder John Miles, aber auch Kompositionen von Nino Rota, Cole Porter, Antônio Carlos Jobim oder Charles Aznavour.

Ein schöner Titel nach dem andern

Eines der Markenzeichen der grandiosen Band sind die immer perfekten Soli der diversen Stimmen, ob Saxophon, Trompete, Posaune oder Gitarre etc. Lienhard lässt seinen ausgezeichneten Mitmusikern ausreichen Platz und Zeit, meistens sogar am Bühnenrand, ihr grossartiges Können zu demonstrieren.

«Quintessenz» von Hank Levy. Auch hier natürlich satter Gesamtsound, begeisternd die formal perfekten und handwerklich makellosen Soli des Sopransaxophonisten Adrian Pflugshaupt.

«Children Of Sanchez» von Chuck Mangione mit einem tollen Trompetensolo.

Es folgten noch einige mehr oder weniger bekanne Nummern aus dem grossen Bandrepertoire.

«Music was my first love» das Lied das der Konzerttournee den Namen gibt, intonierten die Künstler sum Abschluss des ersten Konzertteils, beklatscht von einem begeisterten Publikum, das sich anschliessend im Foyer oder auf dem Vorplatz des Lorzensaales bei einem Cüpli oder Bier angeregt austauschte.

.Zu den, die Band ergänzenden Solostimmen

Dorothea Lorene

Dorothea Lorene  die Stimmgewaltige startete mit «Going To Chicago» von Count  Basie in ihr Set, dies in einem knallroten Outfit. Ein Set, das sie später, diesmal in glitzergoldenem Tenue.u.a. mit «Tis is my life» von Orlando Murden veredelte. Dorothea Lorene stammt aus Alabama, USA und wurde im Kirchenchor entdeckt. In Amerika arbeitete sie mit vielen bekannten Künstlern zusammen. Sie sang erfolgreich in Las Vegas bei den Shows „Legends in Concert“ und „American Superstars“.

Kent Stetler

Kent Stetler der Gegenentwurf zu „Ol blue eyes“ Die Männersolostimme bediente der gebürtige Kanadier, der schon in diversen Formationen weltweit engagiert und erfolgreich tätig war.

Pepe erläuterte in bewegenden Worten die besondere Beziehung der ganzen Band zu Udo Jürgens, erzählte von gemeinsamen Welttourneen, versicherte uns, dass Udo, fast keiner weiß das, in diesen Jahren u.a. in Japan ein Megastar war und auch dort die größten Hallen füllte. Zu seinen Ehren spiele man deshalb jetzt Pepes persönlichen Favoriten aus des gebürtigen Kärntners Liedgut, arrangiert von Pianist Christian Wegscheider. Dazu griff sich Kent Stettler das Mikrophon und intonierte Udos grossartige Ballade «Was ich Dir sagen will» auf Deutsch und wechselte zwischendurch auf die englische Version.

Stetler brillierte noch mit Charles Aznavours Komposition «hier encore» in der englischen Fassung als «yesterday when i was young» und mit einer der sehr grossen Nummern von Franieboy Sinatra «I’ve got you, under my skin».

Swing4you

Swing4you: (Christof Breitenmoser, Tobias Pestalozzi, Samuel Zünd und Yves Brühwiler) starteten mit dem Klassiker Route 66 von Robert Troup fulminant in ihr Programm und kamen später auch immer auf die Bühne, um für die Solosänger*innen die Backgroundstimmen zu übernehmen.

Pino Gasparini der Unverwüstliche

Pino Gasparini Sänger und Entertainer

Schier unglaubliche 53 Jahre geht er schon den Weg mit Pepe. War er im Sextett der Charmeur und Frauenschwarm schlechthin, performt er heute als versierter Sänger/Entertainer ohne seinem Charme und italienischem Machoimage abzuschwören.  Wie er der Signorina buona sera sagt ist grandios um natürlich später doch noch temperamentvoll überzeugend zu gestehen:  I’m just a gigolo and everywhere I go People know the part I’m playing. Die alles in einem fast clownhaften Anzug inklusive rote Knollennase. Mit seinem mitreissendem Engagement, lässt er uns im Glauben, dass seine, auch schon 76 Lebensjahre, ein Verschreiber in seiner Biografie seien.

Christian Wegscheider war es auch, der das nun folgende Godfather Thema aus Francis Ford Coppolas Film «Der Pate» in der Fassung für Klavier und Orchester arrangierte, während dem auch der Querflöte eine tragende Rolle zukam.

Die Band spielte noch diverse Stücke die gute Stimmung im Saal ging immer weiter hoch, was wiederum die Musiker anfeuerte. So schaukelte man sich gegenseitig stimmungsmässig immer höher dem fulminanten Finale entgegen. Vorher gab es aber noch eine überraschende

Perfekte Sammy Davis jr. Parodie

Szenenfoto des Konzertes von Sandra Neumeister

Einer der Musiker erwies sich noch als begnadeter Schauspieler mit einer Samy Davis jr. Parodie mit, u.a. dem Song «Candyman», im passenden Outfit mit schwarzem Anzug, weissem Hemd, schwarze Melone und ebensolchen Lackschuhen, fehlte nur noch das Glasauge, auch Stepeinlagen wurden zelebriert..

Eine seltene Version der «Bohemian Rhapsody», die nochmals sämtliche Protagomist*innen auf der Bühne vereinte, war das Schlussbouquet, dabei hatte Gitarrist Frank Kuruc Gelegenheit ein schönes Solo einzustreuen..

Nach einer nicht enden wollenden «Standing» Ovation, gabs als Zugabe für meinen Geschmack, etwas fehl am Platz, Beethovens Ode an die Freude, die Version aus dem Film «Sister Act». Die Mehrheit des Auditoriums sah das natürlich anders und überhäufte die Akteure nochmals mit stürmischem Applaus bevor man sich langsam in die laue Mainacht verlief im Wissen, einem grandiosen Konzertabend beigewohnt zu haben.

Szenenfoto des Konzertes von Sandra Neumeister

Die Schweiz hatte bis anhin zwei  Unterhaltungsbands, die mit dem Prädikat Weltklasse versehen sind: Den Anfang machte Teddy Stauffer mit seinen Original Teddies (Stauffer machte Acapulco zu dem Hotspot, der er heute noch ist) Mit seinen Arrangements aktueller amerikanischer Kompositionen galt er in den 1930er und frühen 1940er Jahren als eine der Swinggrössen in Deutschland. Dann kam, ca. 20 Jahre später,  Hazy Osterwald mit seinem Sextett  und seit einigen Jahren sind wir stolz darauf, mit der «Pepe Lienhard Big Band» einen weiteren Schweizer Klangkörper in dieser Topliga zu wissen.

Dieter Meier & Boris Blank, sowie «Krokus» und «DJ Bobo» werden mir verzeihen, wenn ich sie in einem andern Musikgenre der Weltklasse zuordne.

Kleine Fotodiashow von Sandra Neumeister

fotodiashows.wordpress.com/2022/05/22/pepe-lienhard-big-band-music-was-my-first-love-cham-20-mai-2022-besucht-von-leonard-wust/

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:    sandra Neumeiiter und   www.allblues.ch

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Pino Gasparini und Pepe Lienhard amüsieren sich prächtig und mit ihnen auch das Publikum Foto Sandra Neumeister

 

Dieser Beitrag wurde am von unter leitartikel und kolumnen von léonard wüst, musik/theater/ausstellungen, schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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