Ob als Künstler, als Musiklehrerin, als Komponistin oder als Musikwissenschaftler – digitale
Werkzeuge braucht es inzwischen in beinahe allen musikalischen Feldern. Um dieser
Entwicklung bereits in der Ausbildung stärker Rechnung zu tragen, lancieren die beiden
Departemente Musik und Informatik der Hochschule Luzern per Herbst 2022 den neuen
Major auf Master-Stufe «Music and Digital Creation».
Die digitale Transformation findet auch in der Musik statt: So nutzen Musikerinnen und Musiker
entsprechende Applikationen für ihre künstlerische Arbeit auf der Bühne sowie zur
Bekanntheitssteigerung im Web. Musiklehrpersonen sind nicht erst seit der Pandemie gefordert, mit
Hilfe von Online-Tools zu unterrichten und die computergestützte Analyse von grossen
Datenmengen spielt auch für Musikforschende eine immer grössere Rolle (siehe Kasten 1).
Angesichts dieser Entwicklungen erweitert das Departement Musik der Hochschule Luzern den
Master of Arts in Music um den Major «Music and Digital Creation». Das neue Angebot wird
zusammen mit dem Departement Informatik lanciert und dort von Dragica Kahlina geleitet. Sie
freut sich auf die Zusammenarbeit: «Digitale Medien eröffnen der Musik völlig neue Formen für
die kreative Arbeit und für spannende Erkenntnisse. Dafür braucht es aber auch erweiterte
Kompetenzen, Ansätze und Denkweisen, die eine erfolgreiche digitale Umsetzung möglich
machen.» Die Kooperation der beiden Departemente Musik und Informatik stelle zudem den
Transfer neuester Forschungsergebnisse rund um die digitale Transformation in die Lehre sicher, so Dragica Kahlina.
Von Data Science über digitale Lehrmittel bis zur Computerspiel-Musik
Vermittelt werden im Rahmen des neuen Majors «Music and Digital Creation» grundlegende
Kompetenzen in den Bereichen digitale Entwicklung und Datenanalyse – das reicht von
Programmierkenntnissen bis hin zum gekonnten Umgang mit Software und Applikationen für
Auftritts-, Unterrichts- oder Forschungstätigkeiten. «Damit ermöglichen wir eine zusätzliche
Qualifikation in sämtlichen traditionellen Tätigkeitsfeldern des Musiksektors», sagt Michael Zink,
Leiter des Instituts für Neue Musik, Komposition und Theorie der Hochschule Luzern. Etwa, wenn
es darum geht, digitale Tools für Konzerte einzusetzen oder neue Lehr- und Lernformen für den
Musikunterricht zu entwickeln. Andererseits bietet das neue Angebot aber auch Potenzial für
jüngere und stark wachsende Bereiche wie etwa das Komponieren und Programmieren von Musik
für Computerspiele oder Online-Anwendungen. «Diese Kombination von musikalischer Praxis und
ICT-Kenntnissen ist bisher einzigartig. Damit können Musikschaffende, Lehrpersonen und
Forschende ihr Handlungs- und Ausdrucksrepertoire sinnvoll erweitern», erklärt Zink.
Start des einzigartigen, interdisziplinären Angebots ist im Herbst 2022.
Mehr unter: hslu.ch/music-digital-creation
Musikforschung und Machine-Learning: zwei aktuelle Beispiele
Im Projekt «Artificial Yodel» untersuchen Forschende aus Informatik und Musikwissenschaft wie
mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) einzigartige Stellen in Jodelmelodien entdeckt, anonyme
Tonaufnahmen ihrer Herkunft zugeordnet und neue Songs kreiert werden können. Die Studie
«Musikalische Strukturanalyse als ‹Data Mining› – Harmonische Modelle in der Popmusik» sucht
innerhalb eines Musikkorpus von rund 1’500 Pop-/Rock-Songs mit Mitteln des Machine-Learnings nach vorherrschenden Harmonieformeln. Dadurch sollen Aussagen über Häufigkeit sowie historische und genretypische Verortung der harmonischen Modelle ermöglicht werden.