Anlässlich des 60. Geburtstags des Schweizer Komponisten Dieter Ammann führt die Hochschule Luzern in Kooperation mit dem Luzerner Sinfonieorchester und der Zürcher Sing-Akademie beinahe dessen gesamtes kammermusikalisches Werk sowie Kompositionen für Chor und Orchester auf. Dabei ist auch die Uraufführung des Chorwerks «Morceau en forme d’improvisation» im KKL Luzern zu erleben. Mit der Hommage ehrt die HSLU ihren langjährigen Kompositionsdozenten.
Der vielfach preisgekrönte Schweizer Komponist Dieter Ammann wird am 17. Mai 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass bringt die HSLU, der Ammann seit 30 Jahren als Kompositionsdozent eng verbunden ist, im Verlauf des Monats Mai einen Grossteil seiner kammermusikalischen Werke auf die Bühne: drei der Konzerte werden im Konzertsaal Salquin des Departements Musik der HSLU in Kriens zu hören sein. Die Uraufführung von «Morceau en forme d’improvisation» für 36-stimmigen Chor, Klavier zu vier Händen und Jazzsextett findet im KKL Luzern statt.
Nationale und internationale Preise
Die HSLU ehrt damit einen Komponisten, der zahlreiche nationale und internationale Preise erhielt, darunter den Schweizer Musikpreis, den Hauptpreis der IBLA-Foundation New York (in honor of L. Berio) und des «Young composers in Europe»-Wettbewerbs (Leipzig) oder den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung. Werke des gebürtigen Aargauers wurden bereits geleitet von renommierten Dirigenten wie Pierre Boulez, Susanna Mälkki, Sylvain Cambreling oder James Gaffigan und gespielt von Orchestern wie BBC Symphony Orchestra, Boston Symphony Orchestra, Philharmonia London, Münchner Philharmoniker oder Wiener Symphoniker sowie den führenden Schweizer Orchestern. Ammann leitet Meisterklassen an der HSLU und im Ausland, u.a. an den Hochschulen in Köln, Weimar, Karlsruhe, Rosario oder der New York University. Er arbeitete als Dozent an der Internationalen Impuls Academy Graz und mit seinem Komponistenkollegen Wolfgang Rihm am jährlichen Composer Seminar der Lucerne Festival Academy.
«Wir kehren mit der Hommage zu Ammanns kompositorischen Anfängen zurück und bringen nahezu das gesamte kammermusikalische Werk, das bis 2011 im Zentrum seines Schaffens stand, zur Aufführung», erklärt Michael Zink, Leiter des Instituts für Neue Musik, Komposition und Theorie der HSLU. «Wir freuen uns, dass zudem seine Chorwerke zu hören sein werden und mit glut eines der grossen Orchesterwerke, denen er sich in den letzten zehn Jahren immer mehr zuwandte», so Zink.
Dieter Ammann wuchs in einem sehr musikalischen Haushalt auf, genoss bereits im Vorschulalter Klavierunterricht und lernte auf autodidaktischem Weg Trompete und Bass. Gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder musizierte er von klein auf auf diversen Instrumenten quer durch alle Stile. «Hier wurde viel nach Gehör nach- und mitgespielt und sicher waren diese Erfahrungen in vielerlei Hinsicht prägend und setzten sich später in freier Improvisation, Jazz und Freefunk fort», sagt Zink. Nach der Matura studierte Ammann Schulmusik in Luzern und Theorie und Komposition in Basel. Parallel dazu absolvierte er seine Ausbildung an der Swiss Jazz School Bern. In den 1980er Jahren trat er als Jazzmusiker auf und spielte mit so unterschiedlichen Künstlern wie Eddie Harris oder Udo Lindenberg.
Erst Jazzmusiker, dann Komponist
Dieter Ammann näherte sich der Musik zunächst über das Hören, Nachspielen und den Jazz und widmete sich erst später der klassischen Musik sowie der Komposition. Das höre man seiner Musik heute noch an, meint Zink: «Ein Kritiker schrieb einmal, es gelinge Ammann, Energien aus Funk und Jazz zu erzeugen, ohne deswegen die avancierte Kunstmusik verlassen zu müssen.» Das mache Ammann zu einem Ausreisser aus der Avantgardeszene. Michael Zink zitiert weiter den Komponisten Wolfgang Rihm, der einmal über Ammanns Werke sagte, sie steckten voller Leben. Sie klängen eben nicht wie am Schreibtisch ausgedacht oder konstruiert, sondern gingen immer von einer konkreten Vorstellung, einer Vision oder einer Klangkonstellation aus.
Auch wenn am Anfang spontane Intuition stehen mag, so kennzeichnet das Schaffen Ammanns jeweils ein langer Ausarbeitungsprozess. «Man hört und merkt der Musik an, dass er äusserst akribisch an Details feilt», sagt Zink. Die Faktur der Werke stellt zugleich allerhöchste Ansprüche an ihre Interpretinnen und Interpreten. Das bereits 1995 entstandene «Morceau en forme d’improvisation» werde etwa erst jetzt uraufgeführt, da sein komplexer, 36-stimmiger Chorpart damals als zu schwierig erachtet wurde. Die Komposition sei überdies ein spannender Solitär innerhalb des Ammannschen Schaffens, da sie zeitgenössische Musik und Jazz verbinde. Am 31. Mai 2022 wird das Werk von der Zürcher Sing-Akademie, dem Klavierduo Soós-Haag und dem HSLU-Jazzsextett im KKL Luzern erstmals aufgeführt.
Die Studierenden zu ihrem eigenen Stil bringen
Dieter Ammann, der seit über 30 Jahren an der HSLU die Fächer Komposition Klassik, Komposition und Arrangement Jazz sowie Theorie Klassik unterrichtet und Masterclasses leitet, ist keiner, der nur den eigenen Geschmack gelten lässt. «Ich will die Studierenden nicht in eine vornherein definierte ästhetische Richtung zwingen», sagt er, «sondern sie vielmehr dazu bewegen, ihren eigenen Weg zu gehen und die musikalische Sprache zu entwickeln, die in jedem Einzelnen von ihnen angelegt ist.»
Ammann hat den Studiengang Komposition an der HSLU entscheidend geprägt. Dieser wird als Master- und ab Herbst 2022 erstmals auch als Bachelor-Studium angeboten. Im Bachelor eignen sich Studierende Grundlagen an, um sich vielseitig künstlerisch ausdrücken und ihre Kreativität entfalten zu können. Das Master-Studium wird in den Profilen Klassik und Jazz angeboten. Dabei sei die Durchmischung ausdrücklich gewünscht und werde gefördert: «Auch Projekte, welche die Studierenden mit Musikerinnen und Musikern anderer Profile und Fachrichtungen interagieren und auftreten lassen, sind fester Bestandteil des Studiums», sagt Michael Zink. Für die Hommage stehen denn auch rund 30 Studierende der HSLU auf der Konzertbühne.
Hommage: Dieter Ammann zum 60. Geburtstag
1., 14., und 20. Mai 2022: Konzerte im Konzertsaal Salquin der HSLU.
11./12. Mai 2022: Konzerte im Rahmen der Abo-Konzerte des Luzerner Sinfonieorchesters im KKL Luzern mit einer klingenden Konzerteinführung des HSLU-Ensembles Helix.
31. Mai 2022: Konzert mit Uraufführung «Morceau en forme d’improvisation» für 36-stimmigen Chor, Klavier zu vier Händen und Jazzsextett. Zusammen mit der Zürcher Sing-Akademie und dem Luzerner Sinfonieorchester.
1., 14., 20. und 29. Mai 2022: Bei den MusicTalks im Konzertsaal Salquin der HSLU empfängt Dieter Ammann unterschiedliche Gäste, u.a. Komponist Wolfgang Rihm, Frédéric Durieux vom Conservatoire de Paris, Cellistin Karolina Öhman oder Florian Helgath, Dirigent der Zürcher Sing-Akademie.
Eintritt: Alle Konzerte und MusicTalks an der HSLU sind gratis. Tickets für die Abo-Konzerte des Luzerner Sinfonieorchesters am 11./12. Mai gibt es unter sinfonieorchester.ch und für das Konzert vom 31. Mai im KKL Luzern unter kkl-luzern.ch.
Die Konzerte am 1./31. Mai sowie die MusicTalks am 1./29. Mai werden von SRF 2 Kultur aufgezeichnet.
Weitere Informationen zum Programm: hslu.ch/hommage-dieter-ammann[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]