Ein wissenschaftlicher Artikel in einer norwegischen Fachzeitschrift beleuchtet das archäologische Forschungsprojekt rund um die Kristallkluft bei der Unteren Stremlücke. An dieser arbeiteten Strahler bereits vor 10’000 Jahren.
Der sich zurückziehende Brunifirn-Gletscher in den Urner Alpen legte 2013 eine Kristallkluft frei, an der Strahler bereits während der Mittelsteinzeit (Mesolithikum), also vor rund 10’000 Jahren, gearbeitet hatten. Das beweisen im Eis konservierte Objekte wie Werkzeuge sowie weitere Arbeitsabfälle der Quarzgewinnung. Die Fundstelle wurden in den vergangenen Jahren wissenschaftlich untersucht und wird derzeit wissenschaftlich ausgewertet.
Eine soeben erschienene Publikation beleuchtet nun die Forschungsarbeiten rund um die Bergkristallabbaustelle im Gebiet der Unteren Stremlücke (Fuorcla da Strem Sut) an der Kantonsgrenze zwischen Uri und Graubünden. Der Aufsatz in der Fachzeitschrift «Norwegian Archaeological Review» fasst den aktuellen, archäologischen Wissensstand zusammen. Gleichzeitig stellt er das Projekt Bergeis vor. Dieses ist eine Kooperation des Instituts «Kulturen der Alpen», der Abteilung Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Uri und des kantonalen Amtes für Archäologie Wallis. Mit von der Partie ist weiter der Archäologische Dienst Graubünden. Im Rahmen dieses Projekts werden noch bis 2022 weitere Funde aus den Schweizer Alpen ausgewertet.
Geschichte erlaubt Rückschlüsse auf heutige Zeit
Menschen haben die Kluft bei der Unteren Stremlücke auf rund 2800 Meter über Meer in der frühen und späten Mittelsteinzeit aufgesucht, um Kristalle abzubauen. Daraus stellten sie Werkzeuge her. Der Brunnifirn-Gletscher hat die Fundstelle während Jahrtausenden konserviert – vermutlich war sie seit zirka 5’900 vor Christus bis im Jahr 2013 eisbedeckt. Bei ihr handelt es sich um den ersten Fund einer Abbaustelle in der Region, bisher kannte man nur Lagerplätze, auf denen die Kristalle weiterverarbeitet worden waren.
Die Fundstelle hat aber auch heute noch grosse gesellschaftliche Relevanz: Die Publikation situiert die Urgeschichte der Alpen in der heutigen alpinen Gesellschaft. Diese ist stark geprägt von lebendigen Traditionen, darunter das Strahlen, und von der sich ändernden Umwelt, an der sich vergangene wie heutige Gesellschaften in den Alpen stets anpassen mussten.
Aufsatz ist frei zugänglich
Der englisch verfasste Aufsatz “A glacially preserved Mesolithic rock crystal extraction site in the Swiss Alps”, erschien im “Norwegian Archaeological Review” und richtet sich vor allem an ein Fachpublikum. Am Artikel haben mitgearbeitet: Marcel Cornelissen (Leiter Projekt Bergeis, im Auftrag der Justizdirektion Uri und des Urner Instituts “Kulturen der Alpen” an der Universität Luzern), Christian Auf der Maur (beauftragt vom Kanton Uri für die Kantonsarchäologie) sowie Thomas Reitmeier (Archäologischer Dienst Graubünden).
Hinweis
Die Open-access-Publikation ist unter folgendem Link frei zugänglich: https://www.tandfonline.com/
Urner Institut Kulturen der Alpen und Justizdirektion Uri[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]