Eine leidenschaftliche Nacht mit Folgen: Die Regisseurin Elsa–Sophie Jach erzählt in ihrer Inszenierung von Kleists «Amphitryon» die Geschichte rund um das Doppelgängerspiel Jupiters und dessen Folgen für ein Ehepaar für einmal aus der weiblichen Perspektive der Alkmene und folgt dieser auf ihrem Weg zur Erkenntnis – und zu sich selber. «Amphitryon» feiert als letzte Produktion der Spielzeit 21/22 am 2. Juni Premiere auf der Bühne des Luzerner Theaters und überzeugt mit rasanten Dialogen, einem starken Schauspielensemble und einem knallig–farbenfrohen Bühnenbild.
Nach langer Abwesenheit kehrt der siegreiche Feldherr Amphitryon zu seiner Ehefrau Alkmene zurück und überrascht sie mit einer für sie unbekannten Leidenschaft, der sie sich begeistert hingibt. Sie entdeckt eine neue Lust und fühlt sich dem Gatten so nah wie nie zuvor – doch was Alkmene nicht weiss: der nächtliche Besucher war in Wahrheit der Gott Jupiter, der lediglich die Gestalt Amphitryons annahm, um sie zu verführen. Erst als sich der Ehemann am nächsten Tag an nichts zu erinnern vermag, dämmert es Alkmene, dass etwas nicht mit rechten Dingen zu und her geht…
Alkmene ist sich keiner Schuld bewusst und sieht sich doch den demütigenden Anschuldigungen ihres Ehemannes genauso ausgesetzt wie der selbstherrlichen List Jupiters. Die Regisseurin Elsa-Sophie Jach erzählt den mythologischen Stoff, den Heinrich von Kleist 1803 als rustikale Doppelgänger-Komödie
mit philosophischem Tiefgang niederschrieb, für einmal nicht aus der Perspektive des gehörnten Ehemannes und des eitlen Gottes. Stattdessen zeigt sie Alkmenes Weg zur Selbstermächtigung und Selbstbestimmung. Diese Lesart folgt einer ungewöhnlichen Regieidee: Die beiden Götter Jupiter und Merkur werden mit zwei jungen Schauspielerinnen besetzt. Hierdurch werden der ursprünglich
testosterongeladene Göttervater Jupiter und sein treuer Begleiter, Götterbote Merkur, zu ent-geschlechtlichen Figuren und Projektionsflächen für Alkmenes eigenes Begehren und Geniessen. Denn, soviel wird am Ende klar sein, für wahren Genuss braucht es weniger Amphitryon, dafür umso mehr Alkmene.
Spieldaten
Do 02.06. (19.30 Uhr) / Mi 08.06. (19.30 Uhr) / Sa 11.06. (19.30 Uhr) / Mi 15.06. (19.30 Uhr)
Produktionsteam
Regie: Elsa-Sophie Jach, Bühne und Kostüme: Johanna Stenzel, Licht: Marc Hostettler, Sounddesign:
Charlotte Brandi, Dramaturgie: Eva Böhmer
Besetzung
Anja Signitzer (Alkmene), Wiebke Kayser (Charis), Rüdiger Hauffe (Amphitryon), Christian Baus (So-
sias), Anna Elisabeth Kummrow (Jupiter), Helene Krüger (Merkur)
Wiederaufnahme
Heinrich von Kleists «Amphitryon» wird auch in der Spielzeit 22/23 am Luzerner Theater zu erleben sein und ab dem 8. September wiederaufgenommen.
Luzerner Theater
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