Kanton Uri

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie zeigen sich die Urner Schulabgängerinnen und -abgänger widerstandsfähig und flexibel. Dies zeigt sich nicht nur darin, dass der gefühlte Druck bei der Lehrstellensuche abgenommen hat, sondern ebenfalls daran, dass alle Schulaustretenden eine Anschlusslösung (Lehre, Schule oder Brückenangebot) gefunden haben.

Die aktuelle Schulenderhebung der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Uri zeigt, dass Urner Schülerinnen und Schüler über eine gute Widerstandskraft und Flexibilität verfügen. Nur gerade 28 Prozent gaben an, «grossen» oder «sehr grossen Druck» bei der Lehrstellensuche verspürt zu haben. Dies sind 14 Prozent weniger als im letzten Jahr. Erfreulich ist ebenfalls, dass alle 350 Schulaustretenden sich dieses Jahr für eine Anschlusslösung entscheiden und diese auch umsetzen konnten.

Rund 91 Prozent der Schülerinnen und Schüler (2 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Jahr) schafften den direkten Übergang in die Sekundarstufe II. Sie werden im August 2022 mit einer Lehre oder einer allgemeinbildenden Schule (Fachmittelschule oder andere Mittelschule) starten oder in die 4. Klasse des Langzeitgymnasiums in Altdorf übertreten. Dieses Jahr liegt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die eine weiterführende Schule besuchen, mit 17 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt.

Schulisch Ergänztes Praktikum (SEP) erfolgreich gestartet

Dafür ist die Zahl der Jugendlichen, die sich für ein Brückenangebot oder eine andere Zwischenlösung entschieden haben, mit 9 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert von 7 Prozent. In der Regel sind steigende Anmeldezahlen bei den Brückenangeboten kein gutes Zeugnis für den Lehrstellenmarkt und auch nicht erwünscht – in diesem Fall jedoch schon: In früheren Jahren mussten immer wieder Schülerinnen und Schüler von der Aufnahmekommission des Brückenangebots am bwz uri abgelehnt werden. Gründe dafür waren die fehlende Motivation für die Schule oder – nebst schulischen Defiziten –persönliche und/oder psychische Probleme.

Im vergangenen Schuljahr wurde am bwz uri dann aber ein neues Angebot, das SEP, als Pilot erfolgreich durchgeführt. Dafür wurde eine weitere Lehrperson und schulischer Heilpädagoge verpflichtet, der die Jugendlichen enger begleitet und coacht. Das SEP wird nun im Schuljahr 2022/2023 weitergeführt. Daher konnte auch für alle Bewerberinnen und Bewerber ein passendes Angebot gefunden werden.

Schnuppern: Wichtigstes Element im Berufswahlprozess

Nebst der oben aufgeführten Erhebung wurden die Schülerinnen und Schüler zu weiteren Themen befragt, insbesondere zu den Schnupperlehren, die sie während ihres Berufswahlprozesses absolvierten. Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen gaben an zwischen drei und sechs Schnupperlehren absolviert zu haben. Der grösste Teil schnupperte in zwei oder drei Berufen, rund ein Viertel sogar in vier oder mehr Berufen.

Zudem vermeldeten 35 Prozent der Jugendlichen, dass sie ihre Schnupperlehren mündlich vereinbaren konn ten. Der andere und damit der Grossteil musste sich schriftlich bewerben. Diese Bewerbungen umfassten in jedem Fall ein Bewerbungsschreiben und den Lebenslauf; aber auch eine Zeugniskopie oder der Stellwerktest wurden oder mussten der Bewerbung beigelegt werden.

Dass sich die Schülerinnen und Schüler für eine Schnupperlehre schriftlich bewerben, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dies birgt die Gefahr, dass das Schnuppern bereits zur Selektion eines/r Lernenden genutzt wird, obwohl es eigentlich darum geht, vorerst verschiedene Berufe kennenzulernen. Damit ersparen sich die Betriebe, die Jugendlichen im Bewerbungsprozess nochmals zum Bewerbungsschnuppern aufzubieten. Dies fördert jedoch eine (zu) frühe Lehrstellenvergabe auf Kosten einer sorgfältig und zeitlich gut abgestimmten Berufswahl der Jugendlichen, woran alle Beteiligten interessiert sein sollten.

Häufigste Lehrberufe im Kanton Uri

Die drei häufigsten Lehrberufe der Urner Schulaustretenden und auch deren Reihenfolge haben sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert: Kaufmann/frau EFZ (31 Lehrverträge), Fachfrau/mann Gesundheit EFZ (26 Lehrverträge) und Elektroinstallateur/in EFZ (21 Lehrverträge). Bei den zweijährigen Grundbildungen (EBA) sind es der/die Haustechnikpraktiker/in und der/die Assistent/in Gesundheit und Soziales mit drei sowie der/die Detailhandelsassistent/in mit zwei Lehrverhältnissen. Es zeigen sich auch deutlich unterschiedliche Präferenzen für Lehrberufe bei den beiden Geschlechtern.

Die «Hitliste» der zehn meistgewählten und beliebtesten Berufsausbildungen bei den jungen Frauen:

Die «Hitliste» der zehn meistgewählten und beliebtesten Berufsausbildungen bei den jungen Männern:

Wie im letzten Jahr zeichnete sich bereits bei der Zwischenerhebung im Januar 2022 ab, dass die Schulabgängerinnen und -abgänger noch aus einer Vielzahl von Lehrstellenangeboten wählen konnten. Ende Juni 2022 waren auf der Lehrstellenplattform LENA noch knapp 140 (Vorjahr: 90) Lehrstellen für den Sommer 2022 ausgeschrieben. Auch nach zwei Jahren Corona-Pandemie lassen sich somit keine negativen Auswirkungen auf den Lehrstellenmarkt und die Lehrlingsselektion feststellen. Die Urner Oberstufenschülerinnen und -schüler konnten nicht selten sogar aussuchen, bei welchem Lehrbetrieb sie ihre Lehre absolvieren möchten.

Hinweis: Die detaillierte Auswertung der diesjährigen Schulenderhebung findet sich im Internet auf www.ur.ch/berufsberatung.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]