Mit einem Meisterwerk der französischen Grand Opéra startet das Grand Théâtre de Genève am 15. September in die neue Saison.
Religiöse Intoleranz, Fanatismus, aber auch ein Sinn für schwarzen Humor spiegeln sich in David Aldens Inszenierung. Marc Minkowski,
Ruzan Mantashyan und John Osborn sind die Säulen einer exzellenten Besetzung.
David Alden hat seit der Ära von Sir Peter Jonas an der Bayerischen Staatsoper und zuvor bei der English National Opera in der Welt der Oper Furore gemacht. Der britische Regisseur ist von Opulenz und Esprit der französischen Grand Opéra fasziniert und geht dank seines Sinns für Dramatik und für die Ironie der „Schwarzen Komödie“ mit der harten und verstörenden Handlung von La Juive faszinierend eigenwillig um. Das war schon zu erleben bei seiner Produktion von „Les Huguenots“ an der Deutschen Oper Berlin 2018.
Mit Marc Minkowski steht ein ausgewiesener Kenner der Grand Opéra am Pult des Orchestre de la Suisse Romande. Er hat an der Genfer Oper bereits mit Les Huguenots (2020 mit Jossi Wieler/Sergio Morabito) sein Gespür für diese Musik bewiesen. In der legendären Rolle des Eléazar, die in der Vergangenheit durch Tenöre von Caruso bis Carreras verkörpert wurde, gibt John Osborn in Genf sein Rollen- debüt. In der Titelrolle wartet eine spannende Wiederbegegnung mit der Sopranistin Ruzan Mantashyan, nach ihrer unvergesslichen Natascha im Genfer „Krieg und Frieden“ von 2021.
La Juive komponiert Fromental Halévy 1835. Sie wurde nicht nur sein erster großer Erfolg, sondern ist mit ihrer spektakulären Besetzung und einer Hinrichtungsszene am Ende, die Einzug in die Operngeschichte hielt, zweifelsohne ein Meilenstein in der Geschichte der Grand Opéra, eines Genres, das wieder zunehmend an Popularität auf den internationalen Bühnen gewinnt. Mit diesem Werk setzt das Grand Théâtre den Ausflug in die Welt dieser Gattung fort, der 2020 mit Meyerbeers „Hugenotten“ begonnen hatte.
Trotz prachtvoller Kostüme und ebensolcher Ausstattung der Bühne, die offensichtlich dem frivolen Unterhaltungsbedürfnis der Pariser Bourgeoisie entgegenkam, spricht La Juive ernste Themen an: religiöse Intoleranz, Imperialismus und Fanatismus. Angelehnt an Walter Scotts Roman „Ivanhoe“, ist die fiktive Handlung von Halévys Oper eine ernsthafte und tragische Beschreibung des jüdischen Lebens in Europa zu Beginn des 15. Jahrhunderts, das durch katholischen Fanatismus und die daraus folgende Vertreibung ständig bedroht war. Daher ist La Juive innerhalb der neuen Saison am Grand Théatre de Geneve, die den Titel „Welten in Migration“ trägt, ein besonderer, leider heute immer noch durchaus aktueller Programmpunkt.
L’Éclair – der Blitz, eine Oper von Halévy, die zeitgleich mit La Juive entstand und selten zu hören ist, wird am 18. September in einer konzertanten Version dargeboten. Nach etlichen erotischen Verwirrungen und dem im Titel angedeuteten Gewitter gibt es am Ende eine Doppelhochzeit.
Es spielen das Orchestre de Chambre de Genève unter der Leitung von Guillaume Tourniaire, der auf französische Musik der Romantik spezialisiert ist. Das junge Gesangsensemble setzt sich zusammen aus den beiden Sopranistinnen Eléonore Pancrazi (Mme Darbel) und Claire de Sévigné (Henriette) sowie den beiden Tenören Edgardo Rocha (Lionel) und Julien Dran (George).
Grand Théâtre de Genève: Fromental Halévy La Juive Premiere: 15. September 2022, 19:30 Uhr Weitere Vorstellungen: 17./20./23. und 28. September, 19:30 Uhr25. September, 15:00 Uhr
Details: https://www.gtg.ch/saison-22-23/la-juive/
Grand Théâtre de Genève: Fromental Halévy L'Éclair – Opéra comique (konzertant) 18. September 2022, 20:00 Uhr
Details: https://www.gtg.ch/saison-22-23/leclair/[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]