An der Chrüzlistrasse in Sursee untersuchte die Kantonsarchäologie Luzern in den letzten Monaten eine Fläche von rund 700 m2. Die Ausgrabung gibt einen aufschlussreichen Einblick in das römische Sursee. Nun kam kurz vor Abschluss der Arbeiten ein römischer Töpferofen zum Vorschein. Es handelt sich um den ersten derart gut erhaltenen Ofen aus dieser Epoche im Kanton Luzern.
An der Chrüzlistrasse in Sursee ist eine Überbauung mit zwei Mehrfamilienhäusern geplant. Die Bauherrschaft, Paul Fuchs (Hoch+Tiefbau AG Sursee) und WOGENO Sursee, war sich immer bewusst, dass sich der Bauperimeter mit einem archäologischen Hotspot deckt: Bereits zwischen 1992 und 2002 fanden direkt nebenan grosse archäologische Ausgrabungen statt. Dabei konnte der Nachweis einer römischen Kleinstadt des 1. bis 4. Jahrhunderts n.Chr. erbracht werden. Es war deshalb wenig überraschend, dass vorgängige Sondierungen 2021 im Bereich des Bauperimeters weitere römische Überreste zutage förderten.
Einblicke in den Alltag einer römischen Kleinstadt
Noch vor Abbruch der drei bestehenden Gebäude untersuchte die Kantonsarchäologie einen grossen Teil des rund 700 m2 messenden Bauareals. Wie aufgrund der älteren Grabungen zu erwarten war, befindet man sich im Hinterhofbereich der römischen Kleinstadt. Hier betrieb man einst Handwerk, legte Vorratsgruben an oder ging aufs Häuschen. Die Grabung erlaubt jedoch nicht nur wichtige Erkenntnisse zum Alltag der Menschen, sondern auch zur Gesamtanlage der Siedlung: So wissen wir nun etwa, dass die Römer einen künstlichen Kanal schufen, der – von der Sure gespeist – die Siedlung mit Frischwasser versorgte.
Entdeckung eines Töpferofens kurz vor Abschluss der Grabung
Nach sieben Monaten intensiver Untersuchung konnten die Arbeiten rund um die bestehenden Häuser Ende Juni abgeschlossen werden. Seit Ende Juli führt die Aarauer Firma ProSpect GmbH im Auftrag der Kantonsarchäologie weitere Ausgrabungen in jenen Bereichen durch, wo die abgebrochenen Häuser nicht unterkellert waren. Ein Einsatz der sich mehr als lohnt! Hier reihte sich auf einer Fläche von nur 40 m2 eine Fülle an römischen Spuren. Dem Entgegenkommen der Bauherrschaft ist es zu danken, dass die geplanten drei Untersuchungswochen um eine weitere Woche verlängert werden konnten. Am letzten Arbeitstag kam es dann zur grossen Überraschung: In der Erde zeichnete sich eine runde Brandrötung ab, die sich beim Freilegen als Töpferofen entpuppte.
Wichtige Erkenntnisse zur Handwerksgeschichte
Die Neuentdeckung ist für die Erforschung des römischen Handwerks im Kanton Luzern sehr bedeutend. Die in den nächsten Tagen noch folgende Untersuchung wird zeigen, ob herauszufinden ist, wann genau und wie lange der Ofen in Betrieb war, welche Art von Gefässen hier produziert wurde und ob ein bestimmtes Ereignis zur Aufgabe der Keramikproduktion geführt hat. Die Aufarbeitung der seit Ende Juli gesammelten Informationen wird zudem zeigen, ob die verschiedenen Gruben im unmittelbaren Umfeld des Ofens in Zusammenhang mit der Töpferei stehen und ob wir dadurch mehr zum Produktionsablauf der hier hergestellten Surseer Keramik herausfinden werden.
Eines ist sicher: Die durchgeführten archäologischen Untersuchungen sind ein Glücksfall, und das Wissen um die römische Besiedlung im Kanton ist um ein grosses Puzzlestück reicher geworden. Darüber freut sich auch Paul Fuchs, der bereits diese Woche parallel zur Ausgrabung mit dem Aushub seines Teilprojekts beginnt.
Strategiereferenz
Diese Botschaft dient der Umsetzung des folgenden Leitsatzes in der Luzerner Kantonsstrategie:
Luzern steht für Innovation
Luzern steht für Nachhaltigkeit
Anhang
Bild 1: Das Grabungsteam der ProSpect GmbH beim Freilegen archäologischer Befunde. Im Hintergrund laufen gleichzeitig die Abbrucharbeiten.
Bild 2 und 3: Petra Ohnsorg, Archäologin und Geschäftsleiterin ProSpect GmbH, und Angela Bucher, Archäologin Kantonsarchäologie, beim Freilegen und Dokumentieren des Töpferofens.
Bild 4: Petra Ohnsorg, Archäologin und Geschäftsleiterin ProSpect GmbH, legt den Schürkanal des Töpferofens frei.
Bild 5 und 6: Auf der nur 40 m2 messenden Fläche reiht sich Grube an Grube.
Bild 7: Baustelle und Grabungsfläche aus der Vogelperspektive. [content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]