Der Urner Wald hat mit steigenden Temperaturen und Trockenheit zu kämpfen. Die auf den Klimawandel zurückzuführenden Veränderungen wirken sich langfristig auf die Baumartenzusammensetzung sowie Leistungen des Waldes aus. In einem schweizweit angelegten Projekt wird durch Pflanzung zukunftsfähiger Baumarten auf Testflächen untersucht, welche Baumarten bereits heute auf Standorten wachsen können, welche in Zukunft für sie geeignet sein dürften.
Unter den zu erwartenden klimatischen Bedingungen bis Ende des 21. Jahrhunderts werden auf vielen Waldstandorten andere Baumarten besser wachsen als jene, welche derzeit dort gedeihen. Die grössten Auswirkungen werden auf heute schon trockenen Standorten erwartet, an denen einzelne Baumarten bereits Schwächesymptome in trockenen Sommern zeigen.
Für die Forstpraxis stellt sich daher die Frage, welche Baumarten am Ende dieses Jahrhunderts am entsprechenden Standort geeignet sind und ob diese bereits heute an diesem Ort aufkommen und gefördert werden können.
Forschungsprojekt «Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten»
Zur Untersuchung dieser Fragestellung errichtet die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Zusammenarbeit mit kantonalen Forstdiensten, Forstbetrieben und Baumschulen bis 2023 ein schweizweites Netzwerk von 59 Versuchsflächen. Dadurch soll die Klimatoleranz von 18 Baumarten inklusive unterschiedlicher Herkünfte untersucht werden. Die Versuchsflächen wurden über alle in der Schweiz vorkommenden Regionen und Höhenstufen verteilt, wodurch Aussagen zum Gedeihen der Baumarten über grosse Umweltgradienten möglich werden.
Versuchsfläche Unterschächen
Eine dieser Flächen wird im Gebiet Alt Rüti im Brunnital in Unterschächen eingerichtet. Hierfür wird eine rund ein Hektar grosse Waldfläche durch den Forstbetrieb Unterschächen im Herbst 2022 geräumt und im Frühling 2023 mit acht verschiedenen Baumarten bepflanzt. In den darauffolgenden dreissig bis fünfzig Jahren wird der Zustand der Pflanzungen hinsichtlich Überlebensrate, Wachstum und Schäden regelmässig erhoben und ausgewertet. Zum Schutz vor Wildverbiss wird die Fläche umzäunt.
Die Anpassung der Waldvegetation an die erwartete klimatische Veränderung wird zeitverzögert stattfinden. Baumarten können auch auf für sie zukünftig ungünstigen Standorten ausharren, auch wenn ihre Verjüngung bereits nicht mehr funktioniert. Es ist möglich, dass auf gewissen Standorten eine Unterstützung mit Pflanzungen zur Anpassung des Waldes an den Klimawandel notwendig wird. Die Versuchsfläche im Urner Wald leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Baumartenempfehlungen für die Waldfachleute, welche sich in ihrer langfristigen Arbeit mit den zukünftigen Klimabedingungen für den Wald beschäftigen. Das Projekt stellt somit einen erheblichen Mehrwert für die Forstpraxis dar, da hierdurch ermittelt werden kann, welche Baumarten bereits heute am betrachteten Standort wachsen können, wo ihnen das Klima in Zukunft zusagen wird. Somit soll gewährleistet werden, dass der Wald auch in Zukunft seine Multifunktionalität und die erwünschten Leistungen erbringen kann.
Amt für Forst und Jagd[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]