Nachhaltige Investments befinden sich weiterhin im Steigflug: Das Angebot nachhaltiger Publikumsfonds ist über die letzten zwölf Monate in der Schweiz um fast die Hälfte gestiegen. Verschärfte gesetzliche Regeln in der EU und steigende Transparenzpflichten fordern die Anbieter. Für die Finanzmarktakteure ist es anspruchsvoll, diese Änderungen umzusetzen, wie die neueste Sustainable-Investments-Studie der Hochschule Luzern zeigt.
EU-Gesetze fordern erweiterte Auskunftspflicht und Erhebung von Nachhaltigkeitspräferenzen
Die schärferen EU-Vorschriften werden zum Taktgeber für das, was künftig als nachhaltig gelten darf: Die Anbieter nachhaltiger Fonds müssen ab Januar 2023 deutlich höhere Offenlegungspflichten erfüllen. So müssen schädliche Auswirkungen von Investitionen auf Umwelt und Gesellschaft – die «Principal Adverse Impacts» – künftig umfangreich ausgewiesen werden. Gemessen werden sollen diese schädlichen Auswirkungen an einer langen Liste von Indikatoren. Deren Berechnung ist für die Fondsanbieter aufgrund mangelhafter Datenlage und offener Methodenfragen nicht einfach. Viele Fondsanbieter können die gefragten Kennziffern aktuell noch nicht umfassend ausweisen (Abbildung 3). Kompliziert und teils widersprüchlich ist auch das Zusammenspiel mit anderen EU-Gesetzen wie der EU-Nachhaltigkeitstaxonomie und MiFID II: Im Vertrieb werden Finanzmarktakteure neu verpflichtet, Produkte in Einklang mit den Nachhaltigkeitswünschen ihrer Kundinnen und Kunden zu bringen. Co-Studienautor Brian Mattmann fasst zusammen: «Die EU-Regulierungen schaffen bei nachhaltigen Anlagen Transparenz, gleichzeitig sind noch viele Umsetzungsfragen offen.» Die überwiegende Mehrheit des Schweizer Finanzmarktes ist direkt oder indirekt ebenfalls von der Regulierung im EU-Raum betroffen – oder aber von ihrem Pendant, den Selbstregulierungsinitiativen der tonangebenden Schweizer Banken- und Asset-Management-Verbände.
endenz zu steigender Transparenz und höherer Verbindlichkeit
Die strenger werdenden Vorgaben für nachhaltige Fonds steigern die Anforderungen an die aktuell 250 Anbieter in der Schweiz (Abbildung 4). Sichtbar wird dies beispielsweise daran, dass heute bereits zwei Drittel aller nachhaltigen Fonds mindestens vier nachhaltige Anlagestrategien kombinieren, um das Nachhaltigkeitsversprechen umfassend zu erfüllen; dieser Anteil verdoppelte sich in den vergangenen drei Jahren. Ein Drittel aller Nachhaltigkeitsfonds auf dem Schweizer Markt trägt zudem ein Nachhaltigkeits-Gütesiegel, das von unabhängiger Seite verliehen wird. Kürzlich wurden vom Bundesrat die «Swiss Climate Scores» lanciert, die sich speziell mit Klimakennziffern im Anlagebereich befassen. Diese Scores sind zwar nicht mit einem unabhängigen Gütesiegeln vergleichbar; sie sollen aber die Klimatransparenz bei Finanzanlagen erhöhen. «Nachhaltige Fonds zeichnen sich durch eine deutlich bessere Transparenz aus als noch vor drei Jahren. Wer sich heute als nachhaltig positioniert, wird auf dieses Versprechen immer verbindlicher verpflichtet», so Brian Mattmann.
IFZ Sustainable Investments Studie 2022
Die jährlich erscheinende IFZ Sustainable Investments Studie der Hochschule Luzern untersucht nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz. Der Fokus liegt dieses Jahr speziell auf nachhaltigen Fonds im regulatorischen Kontext. Die Studienergebnisse werden am Sustainable Investments Day vorgestellt, der in diesem Jahr am 10. November 2022 in Zürich stattfindet.
Weitere Informationen zur Studie und Konferenz gibt es HIER.
Die 302-seitige «IFZ Sustainable Investments Studie 2022. Nachhaltige Fonds im regulatorischen Kontext» kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken als Booklet bestellt werden.
Eine digitale Version der Studie steht HIER zum Download zur Verfügung.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]