Produktionsteam und Besetzung
Musikalische Leitung: Robert Houssart Regie: Lydia Steier Co-Regie: Matthias Piro Bühnenbild: Blake Palmer Kostüme: Alfred Mayerhofer Licht: Marc Hostettler Dramaturgie: Lars Gebhardt, Talisa Walser Nachdirigat: Jesse Wong Choreinstudierung: Mark Daver
Eyrún Unnarsdóttir (Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg) Christian Tschelebiew (Der Baron Ochs auf Lerchenau) Solenn Lavanant Linke (Octavian, genannt Quinquin) Jason Cox (Herr von Faninal) Tania Lorenzo Castro (Sophie, seine Tochter) Antonia Bourvé (Jungfer Marianna Leitmetzerin) Vladyslav Tlushch (Der Polizeikommisar) Mauro Peter (Ein Sänger (Einspielung)) Ziad Nehme (Der Haushofmeister / Ein Tierhändler) Valérie Junker (Kammerzofe Mariandl) Daniel Foltz-Morrison (Leopold auf Lerchenau) Xenia Romanoff (Eine Modistin) Alyssa Hicks (Drei adelige Waisen) (21.01. / 28.01. / 05.02. / 12.02. / 05.03. / 10.04.) Sofía Pollak (Drei adelige Waisen) (26.01. / 03.02. / 10.02. / 15.02. / 11.03.) Chor des Luzerner Theaters Luzerner Sinfonieorchester
Im sehr komplexen aber soliden Verhältnis zwischen dem grossen Dichter Hugo von Hofmannsthal und dem Komponisten Richard Strauss wird der Gipfel der Perfektion sicher mit dem ‘Rosenkavalier’ erreicht, eine Komödie für Musik in 3 Akten, die ihre Stellung auch im heutigen internationalen Repertoire behält. Diese erfolgreiche, fruchtbare Beziehung ist nicht nur in den in Kooperation kreierten Opern belegt, sondern auch in einem Briefwechsel, der vergebens sondergleichen in der Musikgeschichte sucht.
Lustig aber nicht nur
Für sein Libretto inspirierte sich Hofmannstahl an Molière, Beaumarchais und Mozart. Es handelt sich um ein sehr lustiges Libretto, jedoch nicht ohne jene philosophischen und psychologischen Merkmale, die so typisch für Hofmannsthals Kunst sind. Und natürlich ebenfalls all’Unisono mit der reichen, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Fin-de-Siècle und Wagner kokettierenden Strauss’ Partitur. Eine auch für ihre Wiener Walzer im 2. Und 3 Akt bekannte Partitur – was ein Anachronismus ist, da die Walzer zur Zeit der Handlung noch nicht à la Mode waren. Diese neue Luzerner Produktion, in einer Reduktion von Eberhard Kloke für mittelgrosses Orchester, wird musikalisch von Robert Houssart geleitet. Der kompetente Maestro sowie das Luzerner Sinfonieorchester sind imstande, die ganze Partitur entlang deren zahlreiche Nuancen zu zeigen.
Grosse Leistung der Sänger
Sehr gut war an der Première auch die Leistung des von Mark Daver vorbereiteten ‘Chor des Luzerner Theaters’, aber was die Stimmen betrifft, brillierten besonders Eyrùn Unnarsdòttir als Marschallin und Solenn Lavanant Linke als Octavian. Die isländische Sopranistin interpretierte sowohl stimmlich als auch szenisch mit grosser Sensibilität und Differenzierung eine der grossartigsten Frauenrollen in der Geschichte der Oper. Mit Charme und Sinnlichkeit während der Nacht mit Octavian, ihrem Quinquin, ihrem jungen Liebhaber (Toyboy, würde man heute sagen); überaus mädchenhaft im Jungbrunnen der Pool-Szene, sowie auch plausibel während des ‘Lever’ am folgenden Morgen, wenn sie von den Dienern angezogen, vom Friseur coiffiert wird, etc…: das ist die Stunde der Wahrheit, in welcher sie plötzlich realisiert, dass Jugend und Schönheit für immer vorbei sind. Vokalisch ihr ebenbürtig war Solenn Lavanant Linke als Octavian, der Rosenkavalier, derjenige, der die Rose des alten Barons an die junge Sophie überreicht. Die Hosenrolle der grossartigen Mezzosopranistin liess uns irgendwie an den jungen Hugh Grant denken. Vokalisch perfekt Tania Lorenzo Castro, eine selbstbewusste, blutjunge Sophie mit Shorts und Chelsea-Stiefeln.
Eine gute Interpretation auch jene von Jason Cox in der Rolle des neureichen Faninal, Sophies Vater, und jene von Valérie Junker, in der stummen aber onnipräsenten Rolle der Kammerzofe. Sehr gut Christian Tschelebiew als adeliger aber mittelloser Baron Ochs von Lerchenau, ein Macho, der von der Bewegung MeToo noch nichts weiss, und die bürgerliche aber reiche Sophie heiraten will, obwohl er schon verheiratet ist.
Eine moderne, unkonventionelle Inszenierung
Lydia Steyers Inszenierung (Co-Regie: Matthias Piro, Bühnenbild: Blake Palmer, Kostüme: Alfred Mayerhofer) ist modern und unkonventionell, wie man sich von der Regisseurin erwarten konnte, aber auch konsequent und in der Meinung des Premièren-Publikums sehr lustig. Auch sie stellt nicht eine bestimmte Periode dar, sondern eher Interaktion und Kontrast zwischen den verschiedenen Epochen: Rokoko, die Zeit von Maria Theresias, das Jahr der Komposition und die Gegenwart.
Standing Ovation an der Première. Aufführungen im Luzerner Theater bis 30. April.
Text: https://marinellapolli.ch/
Fotos: Ingo Hoehn www.luzernertheater.ch
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