Die Zentralschweizer Unternehmen sind mit der eigenen wirtschaftlichen Situation grundsätzlich zufrieden und blicken optimistisch in die Zukunft – trotz Sorgen betreffend Fachkräftemangel und neuer EU-Regeln. Das zeigt eine Studie der Hochschule Luzern, der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ und der Luzerner Kantonalbank.
EU-Regeln sorgen für Verunsicherung
Für grosse Verunsicherung bei den Finanzverantwortlichen sorgen die neuen Berichterstattungspflichten aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. Die aus dem angenommenen Gegenvorschlag der Konzernverantwortungsinitiative hervorgegangenen Regeln finden 2023 erstmals Anwendung und grosse Unternehmen müssen über Umweltbelange, Emissionen oder soziale Fragen Bericht erstatten. Während die neuen Regeln nach Schweizer Recht bekannt sind, ist dies bei den noch schärferen EU-Regularien nicht überall der Fall. Diese werden entweder über Tochtergesellschaften in der EU oder Wünsche von Kunden aus der EU auch auf Schweizer Unternehmen wirken. Rund ein Fünftel aller befragten Unternehmen gibt an, dass sie nicht wissen, ob sie überhaupt von den neuen Pflichten betroffen sind.
Top-Noten für den Kanton Zug
Diese Verunsicherung widerspiegelt sich im grössten Wunsch der Zentralschweizer Unternehmen an die Bundespolitik: Weniger Bürokratie. Auf kantonaler Ebene wird der gleiche Wunsch auch gegenüber dem Kanton Luzern geäussert. Diese Wünsche seien aber vergleichsweise bescheiden, findet Co-Autor und Dozent Markus Gisler: «Das kann als Zeichen hoher Zufriedenheit und einer stabilen Lage interpretiert werden.»
Dem Kanton Zug hingegen wurden Bestnoten erteilt. Rund ein Viertel der befragten Unternehmen hat dort keinerlei Änderungswünsche an Politik und Verwaltung. «Dass sich so viele Unternehmen vom Kanton Zug lediglich Kontinuität wünschen, ist überraschend und erstaunlich», kommentiert Gisler.
Tourismus und Gastronomie zeigen sich optimistisch
Hohe Zufriedenheit mit der eigenen Situation und bescheidene oder keine Wünsche gegenüber Politik und Verwaltung bedeuten aber nicht, dass es gar keine Herausforderungen gibt. Den grössten Handlungsbedarf sehen die Zentralschweizer Unternehmen beim Fachkräftemangel. «Schon 2022 war dies das vorherrschende Thema; die Lage hat sich für die Unternehmen aber weiter verschlechtert», sagt Behringer. Neue Sorgenkinder sind die Energiekrise und der Ukraine-Krieg mit den daraus resultierenden Beschaffungsproblemen. Auch Cyberrisiken sind verstärkt ins Bewusstsein der Unternehmen gelangt.
Für Verunsicherungen in der Wirtschaftsregion Zentralschweiz dürfte auch die kürzlich kommunizierte Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sorgen, obschon dies zum Zeitpunkt der Umfrage noch kein Thema war. Viele Zentralschweizer Unternehmen pflegen Bankverbindungen zur Grossbank. Für sie ist es zentral, dass der Zahlungsverkehr aufrecht erhalten wird, Löhne und Lieferantenrechnungen weiterhin bezahlt werden können und Einlagen gesichert sind. «Die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ begrüsst deshalb, dass mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS eine schnelle, tragfähige Lösung gefunden wurde. Eine Lösung, um primär Ruhe ins Finanzsystem zu bringen und den Finanzplatz sowie die Volkswirtschaft der Schweiz zu schützen», so Adrian Derungs, Direktor der IHZ. Die Transaktion lässt noch viele Fragen unbeantwortet. Direkte Auswirkungen auf die Zentralschweizer Wirtschaft können gemäss der IHZ zum aktuellen Zeitpunkt keine genannt werden.