Das Grand Théâtre de Genève präsentiert Calixto Bieitos Lady Macbeth von Mzensk mit der atemberaubenden
Aušrinė Stundytė in der Titelrolle.Der Regisseur Calixto Bieito setzt hiermit seinen Ausflug in die russische Oper am Grand Théâtre fort, mit einer weiteren Oper mit einem
stark von Stalin beeinflussten Schicksal nach seinem meisterhaften Krieg und Frieden (zu Beginn der Saison 21/22). Bieito begreift Schostakowitschs Oper wie einen aussergewöhnlichen „Film noir“.
Seine Produktion, die ursprünglich 2014 für die Flämische Oper entstand, spielt in dem beeindruckenden Bühnenbild von Rebecca Ringst
mit einem verrotteten Industrielabyrinth voller Schlamm, in dem man nur in Schutzanzügen arbeiten darf, und welches an die verschmutzten und verfallenen Metropolen in Russland, China oder Detroit erinnert.
Mit der für ihn typischen theatralischen Energie entfesselt Bieito mit dieser Produktion auf der Bühne eine Achterbahnfahrt aus Energie, Leidenschaft und Emotionen, die niemanden unberührt lassen kann. Bieito sagt: „Das ist nicht „Romeo und Julia“, das ist der apokalyptische Thriller einer Liebe in einem postkapitalistischen System. „Der Ton ist gesetzt: Neben Mord gibt es brutalen Sex, sadistische Belästigung und sexuelle Übergriffe zu sehen (und zu hören). Getragen von ihrem Thema hatte Dimitri Schostakowitschs Oper anfänglich einen gewissen Erfolg, doch Stalin konnte diese Oper kaum im Ausland in ein Schaufenster stellen, um die neue sowjetische Kunst zu repräsentieren. Das Regime verurteilte sie daher 1938 gnadenlos und erstickte damit noch vor dem 30. Geburtstag des Komponisten dessen beginnende Opernkarriere. Doch seit mehreren Jahren ist „Lady Macbeth“ zurück auf allen grossen Opernbühnen der Welt als eine der wichtigsten Russischen Opern des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er bereits bei Krieg und Frieden mitgewirkt hat, übernimmt der Argentinier Alejo Pérez sowohl die Stabführung der expressiven Musik Shostakovichs als auch die Partnerschaft für die theatrale Welt von Bieito, zusammen mit dem Orchestre de la Suisse Romande und dem Chor des GTG.
Auf der Bühne in der Titelrolle ist die litauische Sopranistin Aušrinė Stundytė (atemberaubende Elektra in Salzburg 2020 und bereits die Lady Macbeth in dieser Produktion in Antwerpen sowie später in Warlikowskis Inszenierung in Paris) erstmals in Genf zu erleben. An ihrer Seite singt der ausdrucksstarke tschechische Tenor Ladislav Elgr als Sergej. Um sie herum wird eine Besetzung mit zahlreichen großen slawischen Stimmen aufgeboten, die bereits im Grand Théâtre bei Krieg und Frieden beeindruckt haben, insbesondere der russische Bass Dmitry Ulyanov, der hier den Schwiegervater Boris verkörpert.
Dimitri Schostakowitsch schrieb über die Titelrolle seiner 1934 uraufgeführten Oper: „Auch wenn Katerina Lwowna eine Mörderin ist, ist sie kein Abschaum. Ihr Gewissen quält sie“. Im Gegensatz zu Lady Macbeth tötet Katerina nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Liebe und Leidenschaft. Verheiratet mit dem Sohn eines reichen Kaufmanns, der sich nicht für sie interessiert, und von ihrem Schwiegervater brutal misshandelt, ist
ihr Dasein leer und langweilig. Eine heiße Beziehung entsteht mit Sergej, einem Arbeiter und Frauenheld. Katerina tötet zuerst ihren Schwiegervater und dann mit Sergejs Hilfe ihren Ehemann. Der Mord wird entdeckt und die Liebenden werden in ein Arbeitslager in Sibirien geschickt. Auf dem Weg ins Exil freundet sich Sergej mit einer Mitgefangenen an. In ihrer völligen Verzweiflung reißt Katerina ihre Rivalin
mit in den Tod.
Grand Théâtre de Genève: Dmitri Schostakowitsch Lady Macbeth von Mzensk
Premiere: 30. April 2023, 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen: 02./04./09. Mai 2023, 19:30 Uhr
07. Mai 2023, 15:00 Uhr
Weitere Infos: https://www.gtg.ch/saison-22-23/lady-macbeth-de-mtsensk/[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]