Von Bethlehem in die USA und zurück – um «etwas Gutes für meine Heimat» zu tun:
Christine Hazboun Saca leitet seit Oktober 2016 die Finanzen des Kinderspitals
Bethlehem. Die Doppelbelastung als Mutter von drei Söhnen meistert sie mit viel Energie
und Unterstützung aus dem Kinderspital und der Familie. Ein Porträt aus Bethlehem von
Andrea Krogmann.
Freudestrahlend fällt Rani seiner Mutter in die Arme. Bevor er sich aus der Kinderkrippe locken
lässt, muss Christine Hazboun Saca ihren Sohn noch zu den Spielgeräten auf der Terrasse
begleiten. Der Dreijährige ist gern in der spitaleigenen Kinderkrippe – für seine Mutter war diese
ein wichtiger Grund bei der Entscheidung für den Arbeitgeber. «Ich bin froh, dass es die Krippe
im Spital gibt – die anderen arbeitenden Mütter und ich hätten keine bessere Unterstützung
erfahren können», sagt die Finanzchefin des einzigen auf Kinderheilkunde spezialisierten
Spitals in Palästina.
Herausfordernde Doppelbelastung
Als Christine Hazboun Saca im Oktober 2016 ans Kinderspital kam, war sie eine junge Mutter
eines einjährigen und eines dreijährigen Sohnes. Die Umstellung auf eine 40–Stunden–Woche
im Spital «war eine Herausforderung für mich als Mutter», so die heute 44–Jährige. Neben der
Unterstützung der Familie und ihres Ehemanns Raed sei das Angebot der Kinderbetreuung
«besonders ermutigend» gewesen, sich auf das Abenteuer einzulassen.
Bereut hat sie die Entscheidung nicht. «Die Krippe gibt mir das gute Gefühl, dass meine Kinder
mich in der Nähe wissen, auch wenn sie mich nicht sehen.» Auch sonst ist das Betriebsklima
für arbeitende Mütter gut. «Wenn es hart auf hart käme, wüsste ich, dass das Spital flexibel
wäre.»
Chancengleichheit
Christine hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bethlehem und an der Rutgers
University in den USA studiert, wo sie erste Arbeitserfahrungen in einem Finanzunternehmen
sammelte und die Staatsbürgerschaft erhielt. Nach Bethlehem zurückzukehren, war eine
bewusste Entscheidung. «Wenn alle auswandern, ist das nicht gut für unser Land.» Im
Kinderspital leiste sie einen Beitrag für Palästina, wie auch die Arbeit des gesamten Spitals
positive Auswirkungen auf die palästinensische Gesellschaft habe. Nicht zuletzt für Frauen:
«Wir unterstützen Frauen in ihren Karrieren mit Flexibilität und Weiterbildungsangeboten, was
sich wiederum positiv auf das Spital auswirkt.»
Auf Widerstand ist die berufstätige Mutter nicht gestossen. «Sowohl meine Mutter als auch
meine Schwiegermutter arbeiteten beide und stehen für einen Lebensstil arbeitender Frauen»,
sagt Christine. Auch ihr Mann sei sehr aufgeschlossen. «Er ist stolz auf meine Leistungen und
unterstützt meine Träume und Ziele, auch wenn das bedeutet, weniger Zeit miteinander zu
verbringen.»
Gesellschaftlicher Wandel
Überhaupt sei in den letzten Jahren ein Wandel in der eher traditionellen Gesellschaft zu
spüren. «Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, haben damals nur wenige Mütter
gearbeitet. Zu Beginn meiner Karriere waren es schon mehr. Heute sehen wir überall
berufstätige Mütter.» Neben wirtschaftlichen Zwängen sind es vor allem positive Gründe: Die
Gesellschaft werde weltoffener, Kinderkrippen, aber auch neue Angebote wie Fertiggerichte
machten es Müttern einfacher, in der Doppelrolle zu bestehen.
«Vieles gibt mir das Gefühl, dass das Leben hier trotz der schwierigen politischen Situation
besser ist», sagt sie. Der Zusammenhalt und die Bedeutung der Familie etwa. «Wir verbinden
aus beiden Welten, der traditionellen und der modernen, die guten Seiten.» Christine Hazboun
Sacas Söhne sind stolz auf ihre Mutter, auch wenn sie «manchmal zu viel arbeitet». Das
vielleicht grösste Kompliment aber erhielt die Finanzchefin von einer Tante aus den USA: Dass
ihre eigene Tochter einmal so erfolgreich werde wie Christine.
Weitere Informationen unter www.kinderhilfe–bethlehem.ch
Der Verein Kinderhilfe Bethlehem mit Sitz in Luzern feiert im Jahr 2023 sein 60–jähriges
Bestehen. Er finanziert und betreibt das Kinderspital Bethlehem im Westjordanland.
Zehntausende Kinder und Babys werden dort jährlich stationär oder ambulant behandelt. Alle
Kinder erhalten Hilfe, unabhängig von ihrer Herkunft und Religion. Das Behandlungskonzept
bindet die Eltern eng in den Heilungsprozess ihrer Kinder mit ein und das Spital verfügt über
einen gut ausgebauten Sozialdienst. Mit 250 lokalen Angestellten ist das Kinderspital
Bethlehem ein bedeutender Arbeitgeber in der Region. Das Spital stärkt das palästinensische
Gesundheitswesen und ist darüber hinaus führend bei der Ausbildung von Ärzten und
Pflegenden in der Kindermedizin.
Nur dank Spenden kann das Kinderspital Bethlehem seine Aufgaben erfüllen und Kinderleben
retten. Auf unserer Homepage www.kinderhilfe–bethlehem.ch finden Sie Informationen über
unseren Verein, das Spital und die aktuelle Situation in Bethlehem.
Spenden
Kinderhilfe Bethlehem
IBAN CH17 0900 0000 6002 0004 7
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