Die Hochschule Luzern hat in einer Studie Personen begleitet, die einen Monat lang auf tierische Produkte verzichteten. Das Fazit: Das Experiment verläuft einfacher als gedacht – und hilft bei einer längerfristigen Ernährungsumstellung. Zudem zeigt die Studie auf, wie die Einhaltung einer veganen Ernährung am besten gelingt und wo die Herausforderungen liegen. Einen Monat vegan leben: Wie einfach gelingt dies Menschen, die regelmässig tierische Produkte essen – und wo liegen die grössten Stolpersteine? Wie sehr verändert ein solches Experiment das Essverhalten langfristig? Ein Forschungsprojekt der Hochschule Luzern (HSLU) in Zusammenarbeit mit der Veganen Gesellschaft Schweiz liefert Antworten. 19 Teilnehmende des «Veganuary» im Januar 2023 wurden im Rahmen der qualitativen Studie intensiv begleitet. Während eines Monats sollten sie sich komplett vegan ernähren und ihre Erfahrungen in Tagebucheinträgen festhalten, so dass in den 31 Tagen fast 3’000 Essenssituationen untersucht wurden. Vor und nach der Ernährungsumstellung wurde die Gruppe zu Erwartungen, Vorsätzen, Ergebnissen und längerfristigen Veränderungen befragt. Die Resultate zeigen: Obwohl sich Wochenenden, Einladungen und Restaurantbesuche als Herausforderung erwiesen, war das Durchhaltevermögen im Alltag gross. Gerade der Verzicht auf Fleisch fiel den Teilnehmenden einfacher als erwartet – viele von ihnen haben den Konsum von tierischen Produkten auch nach dem Experiment deutlich reduziert. «Es ist beeindruckend, wie sehr die kurzfristige, jedoch konsequente ‹Intervention› das Essverhalten nachhaltig verändert hat», sagt Studienleiter und Wirtschaftspsychologe Marcel Zbinden, «für eine temporäre Mitmach-Kampagne wie den Veganuary ergibt sich dadurch viel Potenzial.»
Vorsätze halten sich langfristig
Durchschnittlich an 27 von 31 Tagen haben die Studienteilnehmenden sich an eine vegane Ernährung gehalten. Alle konsumierten zuvor häufig tierische Produkte, inklusive Fleisch. «Trotz anfänglichem Respekt fiel ihnen der Verzicht erstaunlich leicht», so Marcel Zbinden. Entscheidend sei dabei auch die Einbettung in einen sozialen Kontext, will heissen: Sowohl der Aktionsmonat Veganuary als auch die Studienteilnahme trugen zur Motivation bei. Zudem hatten sich alle Personen vorgenommen, ihren Konsum von tierischen Produkten auch über den veganen Monat hinaus zu reduzieren. Bei der Befragung zehn Wochen nach dem Veganuary stellte sich heraus, dass die Mehrheit ihre Vorsätze erreicht oder gar übertroffen hat. Gerade der Konsum von Fleisch, Eiern und Käse ist deutlich zurückgegangen – obwohl die meisten Befragten beim Käse eine noch grössere Reduktion beabsichtigt hatten. Aus verhaltenspsychologischer Perspektive seien dies hohe Werte, betont Marcel Zbinden. «Unser Essverhalten ist sehr routiniert. Trotz guter Vorsätze scheitern viele Menschen im Alltag daran, auf bestimmte Produkte zu verzichten oder ihren Konsum anzupassen», führt er aus. Hingegen veranschauliche die Studie nun, dass eine komplette, einmonatige Umstellung kombiniert mit Informationen rund um die vegane Ernährung ein bedeutsamer Anstupser für Veränderung sein könne.
(Abbildung 1: Reales Verhalten danach im Vergleich zur geäusserten Absicht davor; zum Vergrössern anklicken)
Vegan will geplant sein
Im Rahmen der Studie wurde auch untersucht, was bei der Einhaltung eines veganen Speiseplans hilft. Als mit Abstand wichtigste Hilfe im Alltag wurde die Vorbereitung genannt – also Mahlzeiten zu planen, passende Vorräte anzulegen, häufiger selbst zu kochen oder sich vorgängig über eine auswärtige Verpflegung Gedanken zu machen. «Die Teilnehmenden haben sich in kurzer Zeit neue Routinen aufgebaut und Situationen teilweise bewusst vermieden, in denen sie ‹in Versuchung› geraten könnten», führt Zbinden weiter aus. Auch die wachsende Auswahl an pflanzlichen Alternativen und die Akzeptanz des Umfeldes haben vielen geholfen. Es zeigte sich jedoch, dass der Verzicht an Wochentagen deutlich einfacher gelang als an Wochenenden. «Da ist man auch mal an ein Geburtstagsfest oder in ein Restaurant eingeladen, wo es schlicht keine vegane Option gibt – oder man nicht darum bitten möchte», so Marcel Zbinden. Nebst fehlenden Optionen war es schlicht die Lust auf bestimmte, nicht-vegane Lebensmittel, welche das Durchhalten erschwert hat. Vereinzelt schlug dies auf die Stimmung, grundsätzlich war diese aber über den ganzen Monat hinweg gut bis sehr gut und verbesserte sich sogar leicht. Darüber hinaus hätten sich die Teilnehmenden mehr positive, gesundheitliche Effekte erhofft, vor allem auf Gewicht und Hautbild.
(Abbildung 2: Treiber und Hemmer für eine vegane Ernährung im Alltag; zum Vergrössern anklicken)
Käse als Knacknuss
Wer vereinzelt eine Ausnahme machte und zu nicht-veganen Lebensmitteln griff, entschied sich nicht am häufigsten für Fleisch, sondern für Milchprodukte und Eier. Dies jedoch meist in verarbeiteter Form, weil sie häufig Teil von industriell hergestellten Produkten sind. Speziell schwer fiel der Verzicht auf Käse. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass veganer Käseersatz zwar gelegentlich ausprobiert, von allen Ersatzprodukten aber am schlechtesten bewertet wurde. Anders sah dies bei Fleischersatzprodukten aus: Diese wurden in grosser Anzahl probiert und überzeugten vorwiegend auch geschmacklich. Insgesamt war die Gruppe von den pflanzlichen Alternativen positiv überrascht: «Die meisten hatten grosse Vorbehalte, was den Geschmack veganer Ersatzprodukte betrifft – bewerteten ihn aber deutlich häufiger positiv als negativ», sagt Zbinden. Auch hier könne ein Aktionsmonat wie der Veganuary dazu beitragen, Hemmschwellen abzubauen und bestimmte Produkte überhaupt erst auszuprobieren.
Vegan will geplant sein
Im Rahmen der Studie wurde auch untersucht, was bei der Einhaltung eines veganen Speiseplans hilft. Als mit Abstand wichtigste Hilfe im Alltag wurde die Vorbereitung genannt – also Mahlzeiten zu planen, passende Vorräte anzulegen, häufiger selbst zu kochen oder sich vorgängig über eine auswärtige Verpflegung Gedanken zu machen. «Die Teilnehmenden haben sich in kurzer Zeit neue Routinen aufgebaut und Situationen teilweise bewusst vermieden, in denen sie ‹in Versuchung› geraten könnten», führt Zbinden weiter aus. Auch die wachsende Auswahl an pflanzlichen Alternativen und die Akzeptanz des Umfeldes haben vielen geholfen. Es zeigte sich jedoch, dass der Verzicht an Wochentagen deutlich einfacher gelang als an Wochenenden. «Da ist man auch mal an ein Geburtstagsfest oder in ein Restaurant eingeladen, wo es schlicht keine vegane Option gibt – oder man nicht darum bitten möchte», so Marcel Zbinden. Nebst fehlenden Optionen war es schlicht die Lust auf bestimmte, nicht-vegane Lebensmittel, welche das Durchhalten erschwert hat. Vereinzelt schlug dies auf die Stimmung, grundsätzlich war diese aber über den ganzen Monat hinweg gut bis sehr gut und verbesserte sich sogar leicht. Darüber hinaus hätten sich die Teilnehmenden mehr positive, gesundheitliche Effekte erhofft, vor allem auf Gewicht und Hautbild.
Käse als Knacknuss
Wer vereinzelt eine Ausnahme machte und zu nicht-veganen Lebensmitteln griff, entschied sich nicht am häufigsten für Fleisch, sondern für Milchprodukte und Eier. Dies jedoch meist in verarbeiteter Form, weil sie häufig Teil von industriell hergestellten Produkten sind. Speziell schwer fiel der Verzicht auf Käse. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass veganer Käseersatz zwar gelegentlich ausprobiert, von allen Ersatzprodukten aber am schlechtesten bewertet wurde. Anders sah dies bei Fleischersatzprodukten aus: Diese wurden in grosser Anzahl probiert und überzeugten vorwiegend auch geschmacklich. Insgesamt war die Gruppe von den pflanzlichen Alternativen positiv überrascht: «Die meisten hatten grosse Vorbehalte, was den Geschmack veganer Ersatzprodukte betrifft – bewerteten ihn aber deutlich häufiger positiv als negativ», sagt Zbinden. Auch hier könne ein Aktionsmonat wie der Veganuary dazu beitragen, Hemmschwellen abzubauen und bestimmte Produkte überhaupt erst auszuprobieren.
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Über das Forschungsprojekt «Veganuary2023»
Für das Projekt am Institut für Kommunikation und Marketing IKM der Hochschule Luzern wurden 19 Veganuary-Teilnehmende während dem gesamten Monat Januar 2023 intensiv begleitet. Ziel des Forschungsteams um Marcel Zbinden, Larissa Dahinden, Laura Oswald, Dominik Georgi und Meriel Attinger war es, mit einer Tagebuchstudie möglichst nahe am Zeitpunkt der Entscheidung die Treiber und Hemmer für vegane Ernährung im Allgemeinen und den Veganuary im Spezifischen zu verstehen. Ausgehend davon, dass man sich pro Tag durchschnittlich in fünf Situationen verpflegt (inklusive Zwischenverpflegungen, Snacks, nach dem Abendessen, vor dem Sport etc.), wurden in dieser Studie fast 3’000 solcher Essenssituationen untersucht (19 Teilnehmende x 31 Tage x 5 Situationen = 2’945)
Über das Forschungsprojekt «Veganuary2023»
Für das Projekt am Institut für Kommunikation und Marketing IKM der Hochschule Luzern wurden 19 Veganuary-Teilnehmende während dem gesamten Monat Januar 2023 intensiv begleitet. Ziel des Forschungsteams um Marcel Zbinden, Larissa Dahinden, Laura Oswald, Dominik Georgi und Meriel Attinger war es, mit einer Tagebuchstudie möglichst nahe am Zeitpunkt der Entscheidung die Treiber und Hemmer für vegane Ernährung im Allgemeinen und den Veganuary im Spezifischen zu verstehen. Ausgehend davon, dass man sich pro Tag durchschnittlich in fünf Situationen verpflegt (inklusive Zwischenverpflegungen, Snacks, nach dem Abendessen, vor dem Sport etc.), wurden in dieser Studie fast 3’000 solcher Essenssituationen untersucht (19 Teilnehmende x 31 Tage x 5 Situationen = 2’945).[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]