Gut besuchte Fachveranstaltung zum Thema «Palliative Care»

Spread the love

An der Fachveranstaltung wurden vier verschiedene Workshops durchgeführt.

Rund 70 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus diversen Berufsgruppen besuchten die Fach- und Vernetzungsveranstaltung «Gut begleitet am Lebensende» vom 25. Mai 2023. Organisiert hat die Fachveranstaltung die Steuergruppe Palliative Care Uri und die Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion Uri. Der Gesundheitsdirektor Christian Arnold begrüsste das Publikum und richtet seinen Dank an alle, Fachpersonen, Freiwilligen und Angehörigen, die eine gute Begleitung und Betreuung am Lebensende ermöglichen.

 

Das Durchführen von Fachveranstaltung ist eine Massnahme aus dem «Aktionsplan Palliative Care Uri». Die aktuelle Fach- und Vernetzungsveranstaltung dient vor allem dem Austausch unter den verschiedenen Berufsgruppen der Verbesserung des Fachwissens. Durch die Veranstaltung führte Eveline Lüönd von der Fachstelle Gesundheitsförderung Uri. Im Kanton Uri wurde in den vergangenen Jahren schon einiges im Themenbereich Palliative Care umgesetzt. So wird beispielsweise seit letztem Jahr von allen involvierten Akteuren ein kantonaler Behandlungs- und Therapieplan angewendet, wenn Menschen mit palliativer Behandlung von einer Institution in eine andere wechseln oder nach Hause zurückkehren.

 

In seinem Einstiegsreferat erklärt Dr. med. Roland Kunz, Palliativmediziner und Geriater, was Palliative Care beinhaltet. Sie umfasst die Betreuung und die Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder chronisch-fortschreitenden Krankheiten. Sie kommt dann zur Anwendung, wenn der Fokus der Behandlung nicht länger auf der Heilung der Krankheit liegt. Bei der Palliative Care wird den Patientinnen und Patienten eine optimale Lebensqualität bis zum Tode gewährleistet. Zudem werden nahestehende Bezugspersonen bedürfnisgerecht unterstützt. Dafür arbeiten Fachpersonen und Freiwillige über alle Bereiche zusammen. Dies schliesst medizinische Behandlungen, pflegerische Interventionen sowie psychologische, soziale und spirituelle Unterstützung mit ein.

 

Auf das Einstiegsreferat folgten vier Workshops mit den Themen «Spiritual Care», «Das interprofessionelle Team», «Anspruchsvolle Gespräche» und «medizinische Fragestunde rund um Palliative Care»».

 

Dr. med. Claudia Niewenhuys, Leitende Ärztin am Kantonsspital Uri und erfahrene Palliativmedizinerin, führte durch die medizinische Fragestunde. Entlang von Fallbeispielen wurde aufgezeigt, wie wichtig das Konzept von «Total Pain» ist. Dabei geht es darum, einen Menschen in seinem «Totalen Schmerz» wahrzunehmen. Eine unheilbare Krankheit soll auf der physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Dimension beeinflusst werden. «Je früher all diese Dimensionen angesprochen werden und mit Patienten und Angehörigen geklärt wird, wie der weitere Verlauf im Hinblick auf ein nahendes Lebensende gestaltet sein soll, desto mehr Zeit bleibt für den Aufbau des Betreuungsnetzes.», weiss Dr. med. Claudia Niewenhuys. Dazu soll, wenn immer möglich, transparent kommuniziert und die Patientinnen und Patienten da abgeholt werden, wo sie stehen. Sind die Ziele des weiteren Verlaufes geklärt und an alle im Betreuungsnetz kommuniziert, ziehen alle Beteiligten auch am gleichen Strick und alles läuft einfacher.

 

«Das interprofessionelle Team sind Sie alle.», meint Olaf Schulz, Palliative-Pflegefachmann bei Palliaviva. Eine gute Zusammenarbeit unter den verschiedenen Professionen ist im Gesundheitsbereich und insbesondere bei Palliative Care enorm wichtig. Dazu braucht es eine entsprechende Haltung, Zeit und Raum für eine gute Kommunikation, damit alle am gleichen Ziel arbeiten. Nur mit einer gut funktionierenden Zusammenarbeitskultur, schaffen es die beteiligten Berufsgruppen ein optimales Setting für Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.

 

Eine Gruppe von Akteuren im interprofessionellen Team sind diejenigen, die sich um das spirituelle Wohl der Patientinnen und Patienten kümmern. «Spiritualität wird von vielen Menschen unterschiedlich erlebt und definiert. Vor allem ist Spiritualität das, was jeder selber darunter versteht.», weiss Karin Klemm, Theologin und Seelsorgerin im Hospiz Zentralschweiz. Konfrontiert mit einer unheilbaren Diagnose werden Fragen zum Sterben und Tod oder dem Sinn des Lebens, dringlicher. Spiritualität ist in einer solchen Situation für viele Menschen eine Ressource. Das Wissen um diese Ressource muss dem ganzen Betreuungsteam zur Verfügung gestellt werden.

 

In all diesen Momenten ist eine gelingende Kommunikation von zentraler Bedeutung. «Menschen in Ausnahmesituationen müssen oft erfahren, dass ihre Situation beim Gegenüber eine Art Betroffenheit, die ein aufrichtiges und gutes Gespräch nicht möglich macht.» So die Erfahrung von Dr. med. Roland Kunz. Für Fachpersonen und Freiwillige im Betreuungsteam heisst das, Verständnis zu haben und auf diese Situation einzugehen. So kann beispielsweise die «Wahrheit» über den eigenen Gesundheitszustand vom Patienten oder der Patientin nicht immer sofort aufgenommen werden. Vielmehr ist es ein Prozess, der immer wieder einfühlsame Gespräche braucht, um die Patientin oder den Patienten dort abzuholen, wo er/sie steht.

 

Palliative Care ist auch eine Haltung in unserer Gesellschaft gegenüber dem Thema Endlichkeit und Vergänglichkeit. Nicht eine Haltung wie in der Gesundheitsversorgung üblich, welche die Krankheit oder den Tod bekämpft, sondern eine Haltung, die auf das Leben fokussiert. Das heisst, das Leben zu gestalten im Bewusstsein, dass es jederzeit zu Ende sein kann, aber trotzdem nicht nur noch einfach auf das Ende zu warten.

 

 

Weiterführende Informationen unter:

www.ur.ch/palliativecare

https://www.plattform-palliativecare.ch[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]