Besetzung und Programm:
Israel Philharmonic Orchestra
Lahav Shani Dirigent
Louise Farrenc (1804–1875) Ouvertüre Nr. 2 Es-Dur op. 24
Joseph Haydn (1732–1809) Sinfonie D-Dur Hob. I:104
Johannes Brahms (1833–1897) Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68
Das Orchester wurde im Jahr 1936 vom polnischen Geiger Bronislaw Huberman unter dem Namen Palästinensisches Symphonisches Orchester gegründet. Die Vision eines Orchesters hatte Huberman bereits vor der offiziellen Gründung des Staates Israel. Es sollte eine Antwort sein auf das, was in Europa während der Zeit des Zweiten Weltkriegs geschehen war. Nach der Unabhängigkeitserklärung, respektive Staatsgründung des Staates Israel 1948, änderte das Orchester seinen Namen in Israel Philharmonic Orchestra. Das erste Konzert fand am 26. Dezember 1936 in Tel Aviv statt und wurde von dem berühmten italienischen Dirigenten und erklärten Antifaschisten Arturo Toscanini geleitet. Auf dem Programm standen die 2. Sinfonie von Johannes Brahms und die Ouvertüre zur Oper Oberon von Carl Maria von Weber.
Der Dirigent
Lahav Shani ist seit 2020, in Nachfolge von Zubin Mehta, der erste Sabra, also im Land Israel geborene Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra, bei dem er aber schon als bloss 16jähriger als Kontrabassist engagiert war. Zwei Jahre später debütierte er als Pianist mit Tschaikowskys erstem Klavierkonzert, und 2010 gab er seinen Einstand am Pult. «Viele Orchestermitglieder kenne ich schon seit meiner Kindheit», erzählt Shani. «Wir gehen direkt miteinander um, es fühlt sich ganz natürlich an.»
Die Israeli starteten ins musikalische Gala Dîner mit einem kurzen Amuse d’oreille einer fast vergessenen, nun wiederentdeckten französischen Komponistin.
Klangliche Wiederentdeckung: Louise Farrencs Ouvertüre Nr. 2 in Es-Dur op. 24
So wurden wir reich beschenkt durch das Israel Philharmonic Orchestra unter der leidenschaftlichen Leitung von Lahav Shani, das die Ouvertüre Nr. 2 in Es-Dur op. 24 von Louise Farrenc tonal erstrahlen lässt.
Eine Schatztruhe der Melodien
Die Ouvertüre beginnt mit einer bezaubernden Melodie, die das Herz sofort einfängt und den Hörer auf eine musikalische Reise entführt. Das Orchester unter Lahav Shanis Führung interpretiert Farrencs Komposition mit bemerkenswerter Hingabe und entfaltet die reichen Klangfarben und Emotionen, die in der Partitur verborgen sind.
Ein Tanz der Instrumente
Die verschiedenen Instrumentengruppen des Orchesters verschmelzen zu einem harmonischen Tanz, bei dem jedes Instrument seine eigene Stimme erhält und dennoch nahtlos in das Gesamtklangbild integriert wird. Shanis resolutes Dirigat verleiht der Aufführung eine lebendige Dynamik, die das Stück vorantreibt und den Zuhörer in seinen Bann zieht.
Dynamik und Emotionen in Einklang
Die Aufführung zeichnet sich durch eine eindrucksvolle Balance zwischen dynamischen Kontrasten und tief empfundenen Emotionen aus. Von leisen, zarten Momenten bis hin zu kraftvollen Crescendos wird jede Facette der Komposition meisterhaft dargestellt. Das Orchester verleiht Farrencs Musik eine aufrichtige Intensität, die das Publikum berührt.
Ein klangliches Juwel
Das Israel Philharmonic Orchestra und Lahav Shani haben zweifellos ein klangliches Juwel mit der Französin Werk geschaffen. Die Wiederentdeckung dieser Komposition ist eine Hommage an deren künstlerisches Erbe und ihre Fähigkeit, Emotionen durch Musik auszudrücken. Diese Aufführung ist ein Beweis für die zeitlose Schönheit und Relevanz von Farrencs Musik und wurde vom Publikum mit reichlich Applaus belohnt.
Haydns Meisterstück: Sinfonie D-Dur Hob. I:104
Das Israel Philharmonic Orchestra unter der geschickten Leitung von Lahav Shani präsentiert Joseph Haydns Sinfonie D-Dur Hob. I:104 mit meisterhafter Virtuosität und interpretatorischem Geschick.
Klangliche Brillanz und Klarheit
Die Sinfonie entfaltet sich unter Shanis Leitung mit einer beeindruckenden Klangpracht und einer bemerkenswerten Klarheit. Jede Instrumentengruppe des Orchesters wird mit großer Präzision und Sensibilität präsentiert, wodurch ein reiches und ausgewogenes Klangbild entsteht. Die Streicher strahlen in den lyrischen Passagen, während die Bläser mit starker Präsenz und Ausdruckskraft brillieren.
Eine Reise durch Kontraste
Haydns Sinfonie Nr. 104 ist bekannt für ihre kontrastreiche Struktur, und das Israel Philharmonic Orchestra verleiht diesen Kontrasten eine faszinierende Tiefe. Die Verschmelzung von leisen und lauten Momenten, von sanften Melodien und kraftvollen Rhythmen, wird von Shani meisterhaft gesteuert. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Stimmungen werden nahtlos und mit beeindruckender Geschmeidigkeit gemeistert.
Lebendige Erzählung und Präzision
Das Orchester erzählt die musikalische Geschichte von Haydns Sinfonie mit lebhafter Erzählkunst. Jeder Satz wird mit einer klaren Struktur und einem tiefen Verständnis für die musikalische Intention präsentiert. Shanis präzises Dirigat führt das Orchester durch die komplexen Rhythmen und harmonischen Wendungen der Sinfonie und verleiht der Musik eine unvergleichliche Lebendigkeit.
Ein Triumph der Interpretation
Das Israel Philharmonic Orchestra und Lahav Shani liefern eine wahrhaft triumphale Interpretation von Joseph Haydns letzter Sinfonie. Diese Aufführung würdigt die Genialität von Haydns Schaffen und lässt seine Musik in voller Pracht erstrahlen. Die harmonische Einheit des Orchesters und die einfühlsame Leitung von Lahav Shani machen diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis für Liebhaber klassischer Musik. Das Auditorium, sichtlich beeindruckt, spendete langanhaltenden, stürmischen Applaus und begab sich darauf in die Foyers und auf den Vorplatz des KKL in die Pause, wo angeregte Gespräche über das Gehörte geführt wurden.
Emotionale Tiefe und Majestät: Brahms‘ Sinfonie Nr. 1
Nach der Pause folgte dann noch die Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 von Johannes Brahms, die Richard Wagner mal spottend Beethovens Zehnte nannte. Hier konnte sich der Dirigent fast entspannt zurücklehnen, hatte doch „sein“ Israel Philharmonic Orchestra das Ganze total im Griff, bzw. in den Instrumenten und bot eine berauschende Demonstration orchestraler Leistung
Das Israel Philharmonic Orchestra unter der inspirierten Leitung von Lahav Shani entfesselt die kraftvolle Emotion und majestätische Schönheit von Johannes Brahms‘ Meisterwerk in einer beeindruckenden Darbietung.
Eine Ode an die Emotionen
Brahms‘ Sinfonie Nr. 1 ist ein Werk von tiefer emotionaler Resonanz und das Israel Philharmonic Orchestra versteht es meisterhaft, diese Emotionen zu vermitteln. Unter Shanis einfühlsamer Führung entfalten sich die melodischen Linien mit einer außergewöhnlichen Intensität. Die Streicher drücken sehnsüchtige Melancholie aus, während die Bläser kraftvolle Ausbrüche von Leidenschaft liefern.
Dynamik und Spannung
Die Aufführung zeichnet sich durch eine beeindruckende dynamische Bandbreite aus, die von leisen, zarten Passagen bis hin zu kraftvollen und mitreißenden Momenten reicht. Lahav Shani lenkt das Orchester geschickt, um die dramatischen Kontraste von Brahms‘ Komposition zu betonen. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Stimmungen sind fließend und gut ausgearbeitet und der Dirigent formt mit Gestik und Mimik das Ganze zu einem, dem Sommerfestival 2023 Motto «Paradies» entsprechenden, paradiesischem Klangerlebnis
Orchesterklang in Perfektion
Das Israel Philharmonic Orchestra präsentiert sich als homogenes und klanglich ausgereiftes Ensemble. Die instrumentale Präzision und die Fähigkeit der Musiker, miteinander zu verschmelzen, verleihen der Aufführung eine beeindruckende klangliche Einheit. Die einzelnen Stimmen treten hervor und fügen sich gleichzeitig nahtlos in das Gesamtklangbild ein.
Ein Höhepunkt der sinfonischen Kunst
Die Interpretation von Johannes Brahms‘ Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 durch das Israel Philharmonic Orchestra unter Lahav Shanis Leitung ist zweifellos ein Höhepunkt der sinfonischen Kunst. Diese Aufführung ehrt die tiefe emotionale Intensität und die musikalische Raffinesse von Brahms‘ Werk. Die starke emotionale Verbundenheit aller Protagonisten war fast körperlich zu spüren. Die herausragende Leistung des Orchesters und die einfühlsame Leitung von Lahav Shani machen diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis für Musikliebhaber. Dies sahen auch die Konzertbesucher so und feierten die Protagonisten heftig mit einer Akklamation, die schlussendlich in die verdiente Standing Ovation führte.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Manuela Jans www.lucernefestival.ch
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