Inszenierung und Besetzung:
Musikalische Leitung –
Jonathan Bloxham
Regie Magdalena Fuchsberger
Bühne Valentin Köhler
Kostüme Marie Sturminger
Licht Clemens Gorzella
Dramaturgie Talisa Walser
Nachdirigat William Green
Chor Mark Daver
Dido Eyrún Unnarsdóttir Aeneas Robert Maszl
Belinda Tania Lorenzo Castro Zauberin Marcela Rahal
Erste Hexe Goar Badalian Zweite Hexe Caroline Vitale
Gefolge der Dido / Hexen Opernchor Luzerner Theater
Sprecherin Dora Balog Luzerner Sinfonieorchester
Die traurige Liebesgeschichte zwischen der karthagischen Königin Dido und Aeneas, dessen Schiff nach der Zerstörung Trojas an Karthagos Küste zerschellte, ist einer der am häufigsten vertonten Stoffe der ganzen Operngeschichte. Francesco Cavalli, Saverio Mercadante, Georg Friedrich Händel und Hector Berlioz sind alle Komponisten, die diese Episode nach dem 4. Gesang der ‘Aeneis’ von Vergil musiziert haben.
Henry Purcells ‚Dido and Aeneas’
Am bekanntesten ist aber bestimmt Henry Purcells 1689 nach einem Libretto von Nahum Tate entstandene Oper ‘Dido and Aeneas’, die auch eine der ersten durchkomponierten Oper Englands sein soll. Purcell bietet eine sehr emozionale, aber auf das Wesentliche beschränkte Darstellung der Liebe zwischen den beiden Protagonisten von deren Entstehung bis zu Didos Selbstmord.
Die neue Produktion am Luzerner Theater
In der neuen Inszenierung am Luzerner Theater werden die zahlreichen Nuancen dieses wunderbaren Werks tadellos ans Licht gebracht. Jonathan Bloxham und das Luzerner Sinfonieorchester sind immer imstande, das authentische Klanggebilde dieser Partitur zu vermitteln: und besonders auch, wie mühelos der englische Komponist jede Phase von Freude, Glück und Hoffnung, Verzweiflung, Trauer und Tod musiziert. Auf der Bühne und nicht im Graben spielt das Luzerner Sinfonieorchester nicht auf historischen, sondern auf modernen Instrumenten, mit Cembalo, Cello und Theorbe wird jedoch das Continuo gebildet. Die Musiker sind immer all’unisono mit dem Maestro und imstande Musik zu spielen, die das Innenleben der Figuren, alle Gefühle, sowie die Spannung und die ganze Tragik von Didos Schicksal in allen Nuancen zeichnet. Wirkungsvoll sind auch die Momente mit der Zauberin, die Dido kein Glück gönnen will – wir wissen, wie sie sich freut, wenn Aeneas die Königin am Ende verlässt.
Eine ausgezeichnete Dido
Eyrún Unnarsdóttir ist stimmlich grossartig als glücklos liebende Dido. Die isländische Sopranistin drückt sehr differenziert alle Empfindungen ihrer tragischen Rolle aus und vermittelt mit grossem Einfühlungsvermögen und Tiefe, aber ohne je zu forcieren, Freude, Verliebtheit, Liebe und Leidenschaft anfänglich, dann Frust und Enttäuschung, und am Schluss die Verzweiflung, in deren Abgrund sich die sittenstrenge Frau stürzt, nachdem sie sich in Aeneas hoffnungslos verliebt: Purcell stellt ja Didos Liebe musikalisch-psychologisch in allen Farben dar. Es ist einfach herzergreifend, wie die Sängerin das berühmte Lamento, das wunderbare „When I am laid in earth’ (eine Paradearie von Sängerinnen wie Jessye Norman, Janet Baker oder Joyce Di Donato) interpretiert, bevor sie in den Freitod geht. Gut sind auch Robert Maszl als Aeneas,Tania Lorenzo Castro als Belinda, Janina Staub als Zweite Frau und Marcela Rahai als Zauberin, die zusammen mit allen anderen Sängern und mit dem grossartigen Opernchor des Luzerner Theater ein perfekt in Einklang stehendes Ensemble bilden.
Das Magnet der Inszenierung ist eigentlich das Bühnenbild
Die Inszenierung ist sicher interessant und unterhaltsam, aber ausser dem sich von der Sprache des Librettos stark unterscheidenden Didos Monolog auf Deutsch (Autorin: Carolyn Amann, Sprecherin: Dora Balog) noch vor dem Beginn der Oper im Foyer des Theaters, bleiben der österreichischen Regisseurin Magdalena Fuchsberger nicht viele Optionen und Perspektiven übrig. Sie hat einen imposanten, raumfüllenden Rahmen zu Verfügung, der jede Nuance und die ganze Intimität der Oper zu ersticken scheint. Mit den Balken der alten Mosterei hat der Bühnenbildner Valentin Köhler ein Haus ins Haus im Saal des Luzerner Theaters eingebaut. Auch Marie Stürmingers Kostüme passen zum Esprit der ganzen Inszenierung.
Aufführungen nur noch bis 29. September.
Text: https://marinellapolli.ch/
Fotos: Franca Pedrazetti https://www.luzernertheater.ch
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