Produktion und Besetzung:
Katrin Gurtner Künstlerische Leitung Eigenproduktionen
Giuseppe Spina Regisseur
Harald Siegel Musikalische Leitung
Peter Meyer Chorleitung
Solisten, Chor, Kinderchor & Ballett über folgende Links:
https://www.stadttheater-sursee.ch/dynasite.cfm?dsmid=525848
http://www.stadttheater-sursee.ch/dynasite.cfm?dsmid=525849
https://www.stadttheater-sursee.ch/dynasite.cfm?dsmid=525850
https://www.stadttheater-sursee.ch/dynasite.cfm?dsmid=525851
Wie alle Jahre wieder durfte der Präsident der Musik- und Theatergesellschaft Sursee, Daniel Gloor, im vollbesetzten Theatersaal, nebst dem «gewöhnlichen» Fussvolk, viel lokale und regionale Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft begrüssen und zeigte sich erfreut, dass man dieses Jahr mit dem Kulturpreis der Stadt Sursee ausgezeichnet worden sei, man habe immerhin, wie er verschmitzt meinte, ganze 223 Jahre darauf geplanget. Anmerkung des Autors: Am 14. Dezember 1800 wurde sie als Verein mit dem anfänglichen Namen „Theater- und Freundschaftsgesellschaft“ gegründet und besteht seither ununterbrochen.
Da passte es doch gut, dass auch der ebenfalls anwesende Kulturminister des Kantons Luzern, Regierungsrat Armin Hartmann, ein paar launige Worte an das Auditorium richtete, bevor die Bühne dann für die einzig wirklich wichtige Sache des Tages freigegeben wurde.
Und schon erscholl aus dem Orchestergraben die furiose Ouvertüre und das Duell Csárdás gegen Charleston nahm seinen Lauf. Später wechseln sich Walzer im Dreivierteltakt, Csárdás, Jazz, Foxtrott, Charleston und selbst exotische Westernklänge in lockerer Folge ab, je nachdem, wer der beiden gegensätzlichen Parteien Europa, traditionell, oder die USA, fortschrittlich, auf der Bühne grad dominiert.
Das Bühnenbild von David Leuthold wird offen, d.h. ohne Spielunterbruch, umgestaltet,. Das erste Bild als Belle Époque Café in Budapest , während das zweite und dritte an einen Thronsaal in irgendeinem Schloss in Südeuropa nachempfunden sind, zuerst nach alter Väter Sitte, dann von Mary Lloyd «amerikanisiert» ausgestaltet
Ein festlicher Abend voller Charme: Die Gräfin von Chicago begeistert das Publikum
Die Operette „Die Gräfin von Chicago“ entführte das Publikum in eine Welt des Glanzes und der Romantik. Unter der musikalischen Leitung von Harald Siegel, souveräner Regie von Giuseppe Spina und einer beeindruckenden Besetzung wurde die Aufführung zu einem festlichen Ereignis. Die mitwirkenden Künstler, angeführt von Tereza Kotlanova als Mary Lloyd, Emanuel Heitz als Erbprinz von Sylvarien und Raphaela Felder als Prinzessin Rosemary, lieferten eine mitreißende Darbietung ab.
Tereza Kotlanova als bezaubernde Mary Lloyd: Charme und stimmliche Brillanz
Tereza Kotlanova verkörperte die Hauptrolle der Mary Lloyd mit unwiderstehlichem Charme und stimmlicher Brillanz. Ihr nuancenreiches Spiel und ihre klare, ausdrucksstarke Stimme verliehen der Figur eine unvergleichliche Lebendigkeit. Kotlanova beherrschte die Bühne mit einer Mischung aus Eleganz und Humor, was die Zuschauer in den Bann zog. Ihre überzeugende Performance trug maßgeblich zum Erfolg der Aufführung bei.
Emanuel Heitz als Erbprinz von Sylvarien: Ein galanter Liebhaber
In der Rolle des Erbprinzen von Sylvarien brillierte Emanuel Heitz mit seiner charmanten Darstellung eines galanten Liebhabers. Seine Bühnenpräsenz und sein geschicktes Spiel schufen eine glaubwürdige Chemie zwischen den Hauptfiguren. Heitz verstand es, die romantischen und humorvollen Elemente seiner Rolle gekonnt zu vereinen und trug somit entscheidend zur Dynamik der Aufführung bei.
Raphaela Felder als bezaubernde Prinzessin Rosemary: Eleganz und Anmut
Raphaela Felder beeindruckte als Prinzessin Rosemary mit ihrer Eleganz und Anmut. Ihr stimmliches Können verlieh der Figur eine emotionale Tiefe, die die romantische Handlung intensivierte. Felder überzeugte nicht nur durch ihre gesangliche Leistung, sondern auch durch ihre schauspielerische Ausdrucksstärke. Die Interaktion zwischen ihr, Kotlanova, Banz und Heitz bildete das Herzstück der Inszenierung.
Die Nebenrollen überzeugen: Ruben Banzer, Jurij Leopold, Stefan Wieland, Timothy Löw, Andreas Fitze
Die Nebenrollen wurden von einer talentierten Gruppe von Künstlern verkörpert, die die Vielfalt der Charaktere zum Leben erweckten. Ruben Banzer als Mr. Bondy, Jurij Leopold als Drole Primas, Stefan Wieland in den Doppelrollen als König Pankraz und Mr. Lloyd, Timothy Löw als Marquis Perolin und Andreas Fitze als Graf Bojazowitsch trugen mit ihren individuellen Interpretationen zu einem harmonischen Gesamtbild bei. Ihre schauspielerische Vielfalt und stimmliche Ausdrucksstärke trugen zur Dynamik und Unterhaltsamkeit der Inszenierung bei.
Harald Siegel als Dirigent: Meisterhaftes Zusammenspiel
Die musikalische Leitung von Harald Siegel führte das Orchester und den Chor mit Präzision und Einfühlungsvermögen. Das Zusammenspiel zwischen den Orchesterklängen und den gesanglichen Darbietungen der Solisten war meisterhaft. Siegels Dirigat verlieh der Aufführung die nötige Tiefe und emotionale Resonanz, sodass die Musik als eigenständiger Erzählstrang wirkte und die Handlung unterstützte. Wie der musikalische Leiter beim vorangegangenen Mediengespräch erläuterte, bedinge dieses Werk eine sehr grosse Orchesterbesetzung, der man so, umständehalber, nicht ganz nachkommen könne, aber der «Graben» sei rappelvoll. Dazu sei das auf der Bühne agierende Quartett nicht bloss Dekoration, sondern spiele auf ihren jeweiligen Instrumenten, die da waren. Der Primas, logisch, mit der Violine, dazu Bass, Piano und, der neuen Musik geschuldet, das Saxophon.
Dieser Primas übrigens, schlicht genial gegeben von Jurij Drole, war nicht nur instrumental auf der Höhe, nein, er trug auch sängerisch und darstellerisch viel zur Inszenierung auf den Brettern, die die Welt bedeuten bei.
Chor und Kinderchor: Stimmungsvolle Kulisse und bezaubernder Akzent
Der Chor, geschult von Peter Meyer, geführt von den jeweiligen Stimmführer*innen in den diversen Stimmlagen, schuf eine stimmungsvolle Kulisse, die die Handlung unterstützte und verstärkte. Besonders bemerkenswert war der Kinderchor, der mit entzückender Unbeschwertheit und beeindruckender Präzision agierte. Die Einbindung der Kinder verlieh der Aufführung einen bezaubernden Akzent und trug zur festlichen Atmosphäre bei.
Gute Einbindung der diversen Balletteinlagen
Die fünf jungen Damen und die zwei Herren erhielten dieses Jahr erheblich mehr «Auslauf», waren nicht nur erforderliches Beigemüse und Lückenfüller. Die Choreografien, jederzeit makellos ausgeführt, waren fliessend und wo nötig, perfekt synchron, nicht wie manchmal in früheren Jahren etwas gezwungen angespannt und hölzern.
Fazit: Ein opulentes Spektakel mit bezaubernden Darbietungen
„Die Gräfin von Chicago“ erwies sich als opulentes Spektakel, das durch bezaubernde Darbietungen, stimmungsvolle Musik und eine gelungene Inszenierung bestach. Die mitwirkenden Künstler, angeführt von der gebürtigen Pragerin Tereza Kotlanova, Emanuel Heitz und Raphaela Felder, lieferten eine mitreißende Performance ab. Harald Siegels meisterhafte musikalische Leitung und das engagierte Spiel des Chors und Kinderchors trugen maßgeblich zum Erfolg des Abends bei. Eine gelungene Aufführung, die das Publikum in eine Welt des Glanzes und der Romantik entführte und es dazu animierte, dem langanhaltenden Schlussapplaus die verdiente stehende Ovation folgen zu lassen.
Natürlich bedient das Werk, trotz Aufbruch in modernere Zeiten, die Operetten üblichen Stereotype, wie: das Paar kriegt sich, dann doch nicht, dann bekommt der falsche die falsche, bevor sich nach turbulenten Wirren, doch noch alles zum vielbesungenen Happy End fügt. Ob das an und für sich sehr treue Sorser Operettenpublikum diesen Ausflug in modernere Zeiten goutieren wird, lässt sich noch nicht schlüssig abschätzen, die Vorverkauszahlen stimmten aber durchaus zuversichtlich, so Daniel Gloor im Vorabgespräch.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Roberto Conciatori www.stadttheater-sursee.ch
www.gabrielabucher.ch www.herberthuber.ch