Jazz Classics: A Night of Swing – Schweizer Konzertpremiere Besetzung:
Monty Alexander, Piano – Luke Sellick, Bass – Jason Brown, Drums & Pepe Lienhard Big Band
Im Konzertsaal des Luzerner KLL, von dessen Architekt Jean Nouvel „Salle blanche“ getauft, erlebte das Schweizer Publikum eine denkwürdige Nacht des Swing mit der Zusammenarbeit von Monty Alexander, dem legendären Jazzpianisten, und der renommierten Pepe Lienhard Big Band. Das Konzert versprach einen Tribut an die Jazzklassiker und bot den Zuschauern eine einzigartige Gelegenheit, die Fusion von Alexander’s unverwechselbarem Stil und der dynamischen Energie der Big Band zu erleben.
Den Abend eröffnete Pepes Big Band (schwarze Anzüge, weiße Hemden, rotes Pochettli) mit einem fulminanten Intro zur Einstimmung, das schon mit diversen Soli von Saxophon usw. garniert war, worauf Bandleader Pepe Lienhard die Besucher im praktisch ausverkauften Konzertsaal mit ein paar launigen Worten willkommen hieß und sich erfreut zeigte, an diesem Abend mit so großartigen Meistern ihres Fachs wie Monty Alexander und dessen beiden andern Combomitgliedern, musizieren zu dürfen.
„Isnt she lovely“ von Stevie Wonder wurde intoniert mit wunderschönen Trompetensoli, dann mal im Wechselspiel mit Sopranosaxsequenzen. Sein erstes «Rencontre» mit dem Big Band Sound sei gewesen, als er auf seinem Miniaturradio bei einem Waldspaziergang «Moanin» von Quincy Jones gehört habe plauderte der, am 23. März 1946 als Peter Rudolf Lienhard in Lenzburg geborene Bandleader aus seinem Leben. Quincy Jones sollte seinen musikalischen Werdegang bis heute massgebend beeinflussen.
Die Band peitschte die Zuhörenden mit Melodien verschiedenster Musikstilen, von Swing, Funk Rock zu Jazz richtiggehend auf und heizte die gute Stimmung noch weiter an.
Etwas Besinnlicheres zwischendurch
Für die Zuhörenden unvorhergesehen, bat Pepe Lienhard noch Brigitte Wullimann auf die Bühne. Die Schweizer Sängerin startete ihren Auftritt mit «Too Close For Comfort», einem Song, der schon von vielen Grössen u.a. Frank Sinatra, Amy Winehouse, Jamie Cullum, Natalie Cole, Rihanna, Sammy Davis Junior, Eartha Kitt, Peggy Lee usw. Interpretiert wurde.
Unter der perfekten Begleitung der Band verlieh sie dem, in den 1960er Jahren komponierten Song, mit ihrer warmen und dennoch klaren Stimme die perfekte Struktur und eigene Identität und durfte dafür einen verdienten Szenenapplaus einheimsen.
Vom Bossa Nova König Antônio Carlos Jobim sang Brigitte Wullimann, gekleidet in eine silberne Paillettenrobe, «How intensitive», ( Originaltitelsong Insensatez), bei dem der Band Pianist schöne Solosequenzen einstreute. Auch hier passte alles, ein schön abgerundeter Bossa vom Feinsten, der Corcovado lässt grüssen. Auch dafür durften die Ausführenden viel Applaus ernten, die einzelnen Solisten bekamen diesen zwischendurch immer schon in Form von spontanem Szenenapplaus.
Dann wieder Vollgas im Programm
Nicht grad die Trompeten von Jericho, die die Stadtmauern zum Einsturz brachten, aber diejenigen von Pepes Band, die den Konzertsaal zum Beben brachten erlebten wir beim südamerikanischen Klassiker «Children of Sanchez», wo sich gleich vier Trompeter am Bühnenrand als virtuose Solisten erwiesen und je nach Partitur solo, zu zweit, dritt oder im Tutti agierten und ihre Töne durch den Saal schmetterten, immer auf dem formidablen Soundteppich der restlichen Bandmitglieder agierend.
Das Auditorium zeigte sich beeindruckt und geizte nicht mit entsprechendem Applaus
«Manteca», eine Afro-Cuban Jazz Nummer. co-verfasst von Dizzy Gillespie, Chano Pozo und Gil Fuller 1947 war das nächste musikalische Schmankerl der Big Band, bevor, nach etwa einer halben Stunde, Monty Alexander, schattenboxend und seine beiden jungen Triopartner sich auch auf der Bühne platzierten.
Die Fusion von Meister und Ensemble
«Moonlight City» eine Hommage an einen rauen Stadtteil in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston, dem Geburtsort Alexanders, markierte dann einen ersten Höhepunkt im Zusammenspiel der beiden Ensembles, nun klar unter dem Lead des Meisters am Konzertflügel.
Manchmal drohte die Big Band gegenüber dem Trio etwas laut zu werden, es waren aber wirklich nur ganz kurze Momente, die sich, durch einen fulminanten Tastenlauf von Monty Alexander locker überspielen und vergessen liessen.
Beim Klassiker «Sweet Georgia Brown» brachen dann die letzten Dämme und die beiden Formationen boten ein wahres Feuerwerk an Spielfreude und musikalischem Ausnahmekönnen, was bei den Besuchenden noch in die nun folgende Pause nachwirkte.
Ein Meister am Klavier: Monty Alexander nach der Pause im Trio
Natürlich gabs auch von Alexander das übliche kurze Speech mit u.a. Vorstellung seiner beiden Bandkollegen, dem 34jährigen aus Winnipeg stammenden kanadischen Bassisten Luke Sellick und des in etwa gleichaltrigen Drummers Jason Brown aus New York City. Alexander erklärte, dass er zum elften Mal in Luzern gastiere, das erste Mal, auf Einladung des Präsidenten des Jazz Clubs Luzern, Roman Schmidli, im Jahre 1978.
Mit dem Carpenters Hit „We’ve Only Just Begun» startete das Trio in den Set und sofort hatten sie das motivierte Publikum an der Angel, die Aexander schon bei seinem ersten Erscheinen als schattenboxender «Jungspund» ausgeworfen hatte.
Die Komposition aus dem Jahre 1939 der kanadischen Pianistin Ruth Lowe, den durch Frank Sinatra weltberühmt gemachten Song «I’ll Never Smile Again» wurde ebenso verjazzt wie Kompositionen von Nat King Cole, abwechselnd mit Eigenkompositionen.
Einer der absoluten Höhepunkte war eine der von Jazzern wohl am meisten gecoverte Version der klassischen Komposition des Spaniers Joaquín Rodrigo Vidre «Concierto De Aranjuez», bei der jedes Jazztrio das grosse Besteck auspackt und phantasievoll inspiriert improvisiert. Darauf spielten sich die drei in eine wahre Spieleuphorie, nur ab und zu kurz unterbrochen vom Applaus des begeisterten Auditoriums.
Nach dieser Jazzlektion auf höchstem Niveau nahmen auch die Musiker der Big Band, mit Ausnahme des Pianisten und des Schlagzeugers, ihre Plätze wieder ein und spielten sich, unter souveränem Dirigat von Pepe Lienhard so quasi wieder dazu.
Tribut an Alexanders Heimat Jamaika
Plötzlich stimmt der in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston am 6. Juni 1944 geborene, also grad am Tag, als in der Normandie die Operation Overlord, der sogenannte D Day, die Invasion der Alliierten begann, die heimliche Nationalhymne Jamaikas Harry Belafontes «Banana Boat Song» an und zwar gesanglich mit erstaunlich kräftiger Stimme. Day-o Day-o! Day Dah light break me Wanna go home.
Auch einer anderen Musikikone aus dem Karibikstaat, Bob Marley wurde musikalisch die Ehre erwiesen und diese begann mit einer grandiosen Adaption von Marleys Megahit No Woman no cry dem fast nahtlos mit «I shot the Sheriff» eine sensationelle Interpretation, die, wenn überhaupt, höchstens mal von Eric Clapton annähern erreicht wurde.
Stolz berichtete Monty, dass er einige der Akteur*innen des ersten Bond Films, «Dr. No», der 1961 grossteils in Jamaika gedreht wurde, so Sean Connery und natürlich the great swiss Girl Ursula Andress, persönlich kennen lernen durfte und so spiele man jetzt ein Medley ebendieser Filmmusik, was dann auch geschah.
Der Höhepunkt des Konzerts war zweifellos die Zusammenarbeit von Monty Alexander und der Pepe Lienhard Big Band. Gemeinsam präsentierten sie eine Reihe von Jazz- und Swing Standards, und führten das Publikum auf eine musikalische Reise durch die Geschichte des Swing. Alexander’s einfallsreiche Improvisationen verschmolzen nahtlos mit dem kraftvollen Klang der Big Band, und gemeinsam schufen sie Momente von unvergesslicher Schönheit und Intensität. Besonders hervorzuheben auch die diversen großartigen Soli der verschiedenen Bläser der Big Band
Als kurze Zugabe gab es, nach nicht endendem Applaus «The River». Ein sehr besinnlicher Ausklang eines berauschenden Konzertabends.
Das Konzert war nicht nur eine Demonstration musikalischer Virtuosität, sondern auch eine Feier der Emotionen. Von der Begeisterung und Euphorie des Uptempo-Swings bis hin zu den zarten und melancholischen Klängen der Balladen führten Alexander und die Pepe Lienhard Big Band das Publikum durch eine breite Palette von Gefühlen und Stimmungen. Jeder Ton war durchdrungen von Leidenschaft und Hingabe, und das Publikum wurde auf eine unvergessliche emotionale Reise mitgenommen.
Text: www.leonardwuest.ch Fotos www.pepe-lienhard.ch und www.allblues.ch http://brigittewullimann.com/