Muss man eigentlich fliegen? Nein muss man nicht. Überhaupt nicht. Nur eben waren seit eh und je das Fliegen, verbunden mit Fernweh, ein Traum der Menschen. Mit meiner Grösse von einem Meter sechsundachtzig passe ich aber nur huere knapp in einen Flugzeugsitz. Meine Knie stossen an den Vordersitz und der Seitenabstand ist, so na ja, und wem gehört eigentlich die Armlehne?
Die Business Class wäre eine Alternative, aber auch eine Geldfrage. So versuche ich jeweils, einen Notausgang-Sitz oder einen Platz mit mehr Beinfreiheit zu ergattern. Meist sind diese ausverkauft, und neustens sind die «Alten» an den Notausgangplätzen nicht mehr erlaubt. Wegen der altersbedingten Reaktionsfähigkeit – sollte es brenzlig werden, heisst es in den AGB.
Im Flugzeug wird’s eng
Nun hocke ich halt in einer einem Embryo ähnelnden Stellung. Was ich ja mit meinem Zwillingsbruder in der Fruchtblase unserer Mutter 9 Monate, genau weiss ich es nicht mehr, erfahren durfte. Platzmangel eben. So wartete ich sehnlichst auf den ersten Snack und Wasser. Meinen langen Scheichen im Gang deponiert, zog ich brav zurück, um nicht vom Service Chäreli überrollt zu werden.
Zur Begrüssung gab’s Knabberfischli und Edelweissli vom Kambly. Kaum kam das Wasser, ein Ruck und ein paar Fischli purzelten in den Becher – sah aus wie eine Bouillon mit Einlage. Aber nur fascht. Dann servierte man in einem neuen, boxenartigen Geschirr mit Besteck aus Holz einen «chäferfüdlitrockenen» Cous Cous Salat… Der Wurstsalat auf dem Hinweg war eindeutig besser. Das saftige Schoggi Brownie tröstete dann über die Trockenperiode hinweg und ein erfrischendes Bierchen aus dem Appenzell netzte wohltuend den Gaumen.
Flugzeit Träume beim Fliegen
Müdigkeit überfiel mich – ich begann zu träumen. Von Dädalus und Ikarus. Der Sage nach wurden die beiden von König Minos auf Kreta festgehalten. Der Luftweg war die einzige Möglichkeit zu fliehen. Zuerst ging alles gut, Ikarus wurde übermütig und stieg so hoch hinauf, dass die Sonne das Wachs seiner Flügel schmolz, die Federn lösten sich, und er stürzte ins Meer.
Achtung angurten – ich erwachte! Über den Pyrenäen war ein Sturmtief angesagt. Es schüttelte gehörig, das Essen verteilte sich mässig im Magen mit Flatulenz Drang! Nur das nicht bitte! Das leere Klapptischli diente zum Kopf drauflegen und der rote «Italiener Senza Parole» verhalf mir zu einem weiteren leichten Schlaf. Am 17. Dezember 1903 ging ein Menschheitstraum in Erfüllung: Zwölf Sekunden für 37 Meter dauerte der erste Motorflug der Brüder Wright. Ich erwachte, unser Flug nach Teneriffa dauerte schon 4 Stunden.
Wunder der Technik
Es grenzt schon an ein Wunder. Piloten, Computer und Technik bringen es fertig, den stundenlang auf 10’000 m Höhe fliegen- den Airbus A 30 pünktlich in Zürich zu landen. Mit Schweizer Charme, an Bord ,« ämu» im Service. Ich hörte Reinhard Mey singen: «Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen blieben darunter verborgen und dann würde alles, was uns gross und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein».
Text www.herberthuber.ch
Fotos www.pixelio.de
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