Die grossen Sinfoniekonzerte waren mit 90 Prozent sehr gut ausgelastet, 13 der 65 Zahlveranstaltungen waren ausverkauft
Zum Ende des diesjährigen Luzerner Festival-Sommers, der unter dem Motto «Neugier» stand, zieht Lucerne Festival eine sehr positive Bilanz mit 90 Prozent Auslastung der 26 grossen Sinfoniekonzerte und 84 Prozent Gesamtauslastung. Rund 81’000 Besucher*innen kamen zu den 158 Veranstaltungen, die an 34 Tagen beim grössten Schweizer Festival für klassische Musik im KKL Luzern, in der Lukaskirche, im Luzerner Theater, in der Hochschule Luzern – Musik und an öffentlichen Plätzen in der Stadt auf dem Programm standen. 13 der 65 Zahlveranstaltungen waren ausverkauft, darunter die Konzerte des Lucerne Festival Orchestra mit Klaus Mäkelä, des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim sowie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks mit Sir Simon Rattle. 18’600 Gäste nutzten das umfangreiche Gratis-Angebot mit unterschiedlichsten Vermittlungsformaten und Kurz-Konzerten. Mit insgesamt 15 Uraufführungen wurde das 20. Jubiläum der Lucerne Festival Academy gefeiert. Wolfgang Rihm, der am 27. Juli verstorbene Künstlerische Leiter der Lucerne Festival Academy, wurde im Rahmen des Eröffnungskonzerts und in einem Gedenkkonzert geehrt.
«Die Zahlen zeigen, dass es gelungen ist, die Neugier unserer Besucher*innen zu wecken», resümiert Intendant Michael Haefliger. «Mitreissend auch diesen Sommer war, wofür unser Festival international berühmt ist: täglich wechselnde Auftritte internationaler Dirigent*innen, Solist*innen und Orchester, ein Höhepunkt folgte auf den nächsten. Die Jubiläumsausgabe der Lucerne Festival Academy wird im Gedächtnis bleiben, unter anderem wegen der Werke der beiden composers-in-residence Lisa Streich und Beat Furrer. Und mit Riccardo Chailly, Klaus Mäkelä und Yannick Nézet-Séguin haben uns drei ganz unterschiedliche Top-Dirigenten am Pult des Lucerne Festival Orchestra begeistert.»
Monumentales Schlusskonzert am kommenden Sonntag
Das Festival endet am kommenden Sonntagabend, dem 15. September mit den monumentalen Gurre-Liedern von Arnold Schönberg. Alan Gilbert steht am Dirigentenpult, es treten über 270 Mitwirkende auf: das NDR Elbphilharmonie Orchester, das NDR Vokalensemble, der MDR-Rundfunkchor, der Rundfunkchor Berlin und sechs Solist*innen. Am heutigen Freitagabend sind die Münchner Philharmoniker mit Lahav Shani zu erleben, morgen dann das Budapest Festival Orchestra mit Iván Fischer: vormittags in einem Familienkonzert, abends in einem Sinfoniekonzert mit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja als Solistin.
18’600 Neugierige bei Gratis-Veranstaltungen
In insgesamt 71 kostenfreien Veranstaltungen und Konzerten des Festivals konnten die Besucher*innen Musik sowohl im KKL Luzern als auch an verschiedenen öffentlichen Orten in Luzern geniessen und auch mehr über die Künstler*innen, Orchester und die Werke erfahren: Neben den neuen «Post-Concert Talks» mit Susanne Stähr, Mark Sattler und Malte Lohmann oder den «Pre-Concerts» mit Akademist*innen waren auch die 40min-Reihe im Luzerner Saal und das 40min Open Air auf dem Europaplatz mit insgesamt 5’500 Gästen sehr gut besucht. 900 Personen verfolgten die «Lakeside Symphony», die Übertragung der Eröffnung am 16. August auf dem Luzerner Inseli bei Picknick und Cüpli, und 5’000 Interessierte versammelten sich auf den Plätzen der Luzerner Altstadt für die Auftritte der acht Weltmusik-Gruppen im Rahmen von «In den Strassen».
Gestartet war das Festival am 13. August mit dem Youth Symphony Orchestra of Ukraine unter der Leitung von Oksana Lyniv. Chefdirigent Riccardo Chailly eröffnete das Festival drei Tage später mit dem Lucerne Festival Orchestra; ausgewählt hatte er Gustav Mahlers Siebte Sinfonie sowie einen Auszug aus dem Ernsten Gesang von und zu Ehren von Wolfgang Rihm. Die Uraufführung Reigen von Lisa Streich mit Solist*innen des Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) unter Johanna Malangré ergänzte das Programm und läutete das Festival-Thema «Neugier» musikalisch ein.
20 Jahre Lucerne Festival Academy, im Gedenken an Wolfgang Rihm
Das Thema «Neugier» spiegelte sich in den darauffolgenden Tagen und Wochen unter anderem in der Uraufführung von 20 neuen Werken, von denen 15 im Rahmen der Lucerne Festival Academy präsentiert wurden, unter anderem vom LFCO, dem festivaleigenen Klangkörper für Neue Musik. Im Zentrum der Akademie standen die Werke der beiden composers-in-residence Lisa Streich und Beat Furrer, das LFCO trat in unterschiedlichen Besetzungen auf. Sieben Besucher*innen gewannen ein exklusives Hauskonzert, gestaltet von Akademist*innen im heimischen Garten oder Wohnzimmer. Zusätzlich zum Composer Seminar für acht Ensemblewerke, das in Zusammenarbeit mit der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) durchgeführt wurde, fand 2024 ein zweites Composer Seminar für vier Orchester-Werke statt, die vom LFCO präsentiert wurden. Dieter Ammann leitete die Seminare gemeinsam mit der koreanischen Komponistin Unsuk Chin. Ruth Reinhardt dirigierte das LFCO mit Werken von Schönberg, Streich, Rihm und Boulez. Beat Furrer stand selbst am Dirigentenpult für sein Auftragswerk der «Roche Commissions», Lichtung, und im Anschluss für Lisa Streichs Meduse und Morton Feldmans Coptic Light. Sir George Benjamin leitete unter anderem das Posaunenkonzert von Luciano Berio, mit Jörgen van Rijen als Solist.
Drei Dirigenten am Pult des Lucerne Festival Orchestra
Das Lucerne Festival Orchestra trat zweimal unter der Leitung seines Chefdirigenten Riccardo Chailly auf die KKL-Bühne, einmal dirigierte Yannick Nézet-Séguin, ausserdem zum ersten Mal der Finne Klaus Mäkelä. Zwei Konzerte leiteten die Konzertmeister Gregory Ahss und Raphael Christ selbst – nach den Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi am 25. August überraschten sie das Publikum mit einem Pop-up-Konzert auf dem Europaplatz: Die «Spiel für Vögel»-Initiative versammelte 1600 Besucher*innen vor dem KKL, Lucerne Festival spendete CHF 15’000 an den Kooperationspartner BirdLife Luzern.
Internationale Stars, Kammer- und Sinfonieorchester
Junge und arrivierte Stars gleichermassen traten in fast täglichem Wechsel mit den renommiertesten Klangkörpern der Welt auf – in einer Dichte, wie sie nur bei Lucerne Festival zu erleben ist. Eine besondere Rolle nahmen die beiden «artistes étoiles» ein: Die Geigerin Lisa Batiashvili und der Cellist Sheku Kanneh-Mason zeigten in verschiedenen Konzertformaten und Besetzungen ihr Können. Neben ihnen waren auch Nicolas Altstaedt, Leif Ove Andsnes, Rudolf Buchbinder, Renaud Capuçon, Lea Desandre, Mao Fujita, die «UBS Young Artist Award»-Gewinnerin Julia Hagen, Patricia Kopatchinskaja, Alexander Malofeev, Anne-Sophie Mutter, Víkingur Ólafsson, Anna Prohaska, Beatrice Rana, Daniil Trifonov, Anna Vinnitskaya und viele andere zu Gast. Seong-Jin Cho sprang kurzfristig für Sir András Schiff ein. Die Berliner Philharmoniker waren mit Kirill Petrenko vertreten, die Wiener mit Christian Thielemann, das Royal Concertgebouw Orchestra mit Myung-Whun Chung, ausserdem das Mahler Chamber Orchestra mit Antonello Manacorda, das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim, das Budapest Festival Orchestra mit Iván Fischer, das Chineke! Orchestra mit Leslie Suganandarajah, das Cleveland Orchestra mit Franz Welser-Möst, das Gewandhausorchester Leipzig mit Andris Nelsons, die Münchner Philharmoniker sowie das Rotterdam Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani, das Orchestre de Paris-Philharmonie mit Klaus Mäkelä, die Staatskapelle Berlin mit Susanna Mälkki, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Sir Simon Rattle und die Tschechische Philharmonie mit Jakub Hrůša. Auch Schweizer Klangkörper waren mit dem Luzerner Sinfonieorchester mit Michael Sanderling und dem Tonhalle-Orchester Zürich mit Paavo Järvi vertreten. Hinzu kamen die Ensembles Stegreif und Helix sowie das Jupiter Ensemble mit Thomas Dunford und Lea Desandre. Das Projekt The Wagner Cycles, das Richard Wagners Ring-Opern in historisch informierten Aufführungen mit dem Dresdner Festspielorchester und Concerto Köln unter der Leitung von Kent Nagano präsentiert, wurde mit der Walküre fortgesetzt.
Contemporary-Highlights
29 zeitgenössische Komponist*innen waren im diesjährigen Sommer-Festival programmiert beziehungsweise vor Ort, 11 davon Frauen. Neben dem Programm der Akademie erklangen noch weitere zeitgenössische Highlights: Beat Furrer dirigierte das Klangforum Wien in der Schweizer Erstaufführung seiner Oper Begehren. Im diesjährigen räsonanz – Stifterkonzert, einer Kooperation mit der Ernst von Siemens-Musikstiftung, leitete Lahav Shani die Münchner Philharmoniker und interpretierte unter anderem gemeinsam mit dem Geiger Renaud Capuçon Henri Dutilleux’ Violinkonzert L’arbre des songes. Das Luzerner Theater zeigte als diesjährige Kooperation mit Lucerne Festival die Schweizer Erstaufführung von Lucia Ronchettis Oper Der Doppelgänger, die noch bis 23. Januar 2025 in weiteren Vorstellungen zu sehen ist.
Junge Stars der Debut-Reihe und Klassik für Kids und Familien
In der Lukaskirche stellten sich diesen Sommer in der Debut-Reihe sieben junge, international gefeierte Instrumentalist*innen und Ensembles vor, die Harfenistin Tjasha Gafner, die Pianist*innen Isata Kanneh-Mason, Mélodie Zhao und Martin James Bartlett, die Hornistin Annemarie Federle, der Fagottist Theo Plath sowie das Adelphi Quartet.
Im Rahmen der Familienkonzerte gab es eine Schlagzeug-Show des Berliner Duos Schlagwerk Voermans sowie das Musiktheater-Projekt «Krach mit Bach» von Jörg Schade und Franz-Georg Stähling, morgen Vormittag dirigiert Iván Fischer das Budapest Festival Orchestra. Neben den öffentlichen Familienkonzerten waren auch die exklusiven Vorstellungen für Schulklassen mit 5’600 Schüler*innen aus der Region Luzern voll besetzt. Im Angebot waren 22 Veranstaltungen, darunter auch dieses Jahr wieder ein exklusives Konzert der Berliner Philharmoniker und eines der Münchner Philharmoniker im Konzertsaal des KKL Luzern. 15 Konzerte an Luzerner Schulen gaben darüber hinaus einzelne Weltmusik-Gruppen im Rahmen von «In den Strassen».
Lucerne Festival in TV und Radio
SRF1 TV übertrug das Eröffnungskonzert mit dem Lucerne Festival Orchestra zeitversetzt live, der Mitschnitt von Gustav Mahlers Siebter Sinfonie ist noch zwei Monate auf Arte Concert als Video-on-demand abrufbar. Das Konzert des Lucerne Festival Orchestra und Riccardo Chailly vom 20. August mit Werken von Sergej Rachmaninow ist ebenfalls noch bei Arte Concert zu sehen, ausserdem wird es am 29. September bei Arte gezeigt. Radio SRF 2 Kultur zeichnete insgesamt 11 Konzerte von Lucerne Festival auf und sendete drei Abende live. Das Publikum konnte im Anschluss an diese drei Konzerte live die Kritikerrunden im KKL-Foyer verfolgen. Eine Liste aller Sendetermine der Konzerte, die im Radio und Fernsehen live oder später zu hören beziehungsweise sehen sind, kann unter lucernefestival.ch/de/magazin/