José González & Band , Volkshaus Zürich, 25. September 2018, besucht von Léonard Wüst

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José González, Vocals & Guitar

Besetzung:

José González, Vocals & Guitar & Band/Gothenborg String Theory Orchestra, conducted by PC Nackt

Rezension:

Eigentlich erinnert sein Sound normalerweise stark an einen andern José, nämlich an den grossen Puerto-Ricaner José Feliciano (*1945). Jener stammt aber aus weit wärmeren Gefilden als der 1978 in Göteborg geborene Schwede mit argentinischen Wurzeln. Auch ist er eher bekannt für seine leisen Töne, für seine ruhige schöne Stimme, die eine Tröstlichkeit transportiert, die man eigentlich nur von Singer-/Songwriter-Veteranen á la Cat Stevens oder eben José Feliciano gewohnt ist. Die zweite gemeinsame Tour mit tatkräftiger Unterstützung des Göteborger Orchesters The String Theory ließ aber schon erwarten, dass der Meister der leisen Töne diesmal etwas lauter daher kommen würde. Im sehr gut besuchten Konzert im  Volkshaus waren eher sphärische, teilweise metallische Klänge zu vernehmen, etwas aufgebauschte Versionen von Songs seines grossen Repertoires und einige Cover Versions.

Dirigent Patrick Christensen, alias PC Nackt

José González betrat als letzter die Bühne, winkte bescheiden, fast scheu in den Saal, wurde selbst in der allerletzten Reihe an seinem schwarzen Lockenkopf erkannt und mit noch lauterem Applaus empfangen. Komponist, Multitalent und Dirigent des Orchesters ist Patrick Christensen, alias PC Nackt, der seinen Platz einnahm, um das mehr als 20-köpfige Ensemble und González durch den Abend zu leiten. Der Mann, der normalerweise alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne sitzt, hatte jetzt also einen beschwingten, energischen Dirigenten neben sich stehen und mehr als 20 Musiker im Rücken. Sogleich erfolgte der Start ins Set und schon die ersten Töne liessen erahnen, dass Ungewohntes bevorstand, somit der Pop Poet neue Klangsphären ausloten würde.

Etwas überlange Interpretationen der einzelnen Songs

José González auf dem ZMF in Freiburg (2017)

Des Weiteren stellte sich heraus, dass die neuen, aufgepeppten Versionen doppelte Länge im Vergleich zum Original besitzen. Ja, hier passieren viele Dinge. Aber manchmal wäre weniger auch einfach mehr. Wenn ungefähr die Hälfte der Konzertzeit ohne Gesang auskommt, ist das zwar atmosphärisch äußerst positiv, schlaucht aber auch gewaltig, wenn gefühlt kein Stück unter acht Minuten auskommt. Die Set List hingegen war ausgewogen und natürlich mit eigenen Klassikern versehen, aber auch mit beliebten Covers à la „Teardrop“ oder „Heartbeats“. Und als letzter zu erwähnender Aspekt: Dirigent PC Nackt agierte mit Extravaganz, was per se nicht schlecht war. Wenn es aber stets von dem eigentlichen Act ablenkt vielleicht doch etwas zu viel!

Fazit des Konzertabends:

Für Hardcore-Fans sicher ein absolutes Spektakel. Der Abschiedsapplaus nach fast 100 Minuten Spielzeit war wirklich euphorisch, es reichte gar zu einer „Standing Ovation“, welche mit einer Zugabe belohnt wurde. Für eher neutrale Hörer wie mich aber dann doch ein wenig langatmig und zu episch, gar anstrengend.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Léonard Wüst, www.allblues.ch und http://jose-gonzalez.com/

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