Besetzung und Programm: Werke von Claude Debussy und Maurice Ravel
Uraufführungen von Luzia von Wyl, Daniel Schnyder und Christoph Baumann
Till Brönner (Trompete)
Dieter Ilg Trio
– Dieter Ilg (Bass)
– Rainer Böhm (Klavier)
– Patrice Héral (Schlagzeug)
Zürcher Kammerorchester
Willi Zimmermann (Violine und Leitung)
Rezension:
Das ZKO hatte schon des Öftern ungewöhnliche Konzerte im Programm, also z.B. das Zusammenspiel mit Musikern aus völlig anderen Genres, aber nochmals ganz neue Wege gingen die Verantwortlichen nun mit dem Klassik-Jazz Crossover-Konzert «Ravelation». Für das Projekt hat das ZKO drei Kompositionsaufträge an die Schweizer Luzia von Wyl, Daniel Schnyder und Christoph Baumann vergeben. Nach ihrem Auftritt im Zürcher Volkshaus reisten das ZKO, Till Brönner und das Dieter Ilg Trio weiter nach St. Moritz, wo sie «Ravelation» am 10. Juli im Rahmen des Festivals da Jazz präsentierten.
Konzertrahmen den COVID Bestimmungen angepasst
Der Theatersaal im Volkshaus war «Corona gerecht» locker bestuhlt, das «Social distancing» gewährleistet und zusätzlich war auch noch Maskenpflicht. Das Publikum nahm dies gelassen hin, froh, überhaupt wieder mal ein Livekonzert erleben zu können.
Dass uns ungewöhnliche Klanggebilde, eine Reise durch die Welt des Impressionismus in der Musik erwarteten, konnte man schon dem Programm entnehmen, ebenso klar, dass Ravel nicht wie Ravel und Debussy nicht wie gewohnt daherkommen würden. Zu den Auftragswerken würde es sowieso schwerfallen, eine Beziehung herzustellen, da Uraufführungen, fehlte uns jegliche Referenz, umso schwerer herauszuhören, welches Stück gerade vorgetragen wurde, obwohl uns Dieter Ilg, wie er verkündete, als eine Art «Conférencier» durch das Programm führen wollte, was er dann aber, fast logischerweise, doch nicht tat.
Ravel Komposition eröffnet den Melodienreigen
Gestartet wurde furios durch das ZKO mit Ravels Streich Quartett: II. Assez vif. Très rythme durch neckische Pizzicato der Violinen, dann verswingt vom Dieter Ilg Trio und Till Brönner gefolgt von Debussys Streichquartett Op. 10, auf dem Christoph Baumann`s Hommage «Kleiner Schleuderkurs mit Claude Debussy» fusst. In diesen Sequenzen nahmen sich die Musiker viel Freiheiten für virtuose Improvisationen und ausschweifende Soli, obschon teilweise, bei den Auftragskompositionen, ab Blatt gespielt wurde.
Luzia von Wyls Spiel mit ausdrucksstarken Klangbildern
„Ijen“ von Luzia von Wyl entführte uns u.a. in ein buntes orientalisches Markttreiben aus dem sich unvermittelt Till Brönners Trompetenton erhob, ähnlich den eigenartigen Tongebilden der Blasinstrumente der Schlangenbeschwörer auf dem Djemaa el Fna in Marrakech um uns kurz darauf, klanglich in einen Jazzclub in Harlem in den 1950er Jahren des letzten Jahrhunderts zu entführen.Eine tonale Weltreise, blendend zusammen unternommen von den «Jazzern», wie auch den «Klassikern», die sich perfekt ergänzten.
Auch den Musiker*innen des ZKO unter diskreter Führung von Willy Zimmermann machte das Ganze sichtlich Spass, mit entsprechendem Vergnügen und grosser Spielfreude gingen sie die «Klangliaison» mit den «Jazzern» ein.
Der Komponist greift selber zum Instrument
„Little Jazz Symphonie for Ravel“ benennt Daniel Schnyder sein Oeuvre, während deren Intonation er sich mit seinem Sopransaxophon zu den Protagonisten auf der Volkshausbühne gesellte und in deren Spiel einfügte, so auch eine gehörige Kostprobe seines virtuosen Spiels ablieferte, was natürlich dem sachkundigen Publikum besonders gefiel.
Avantgarde der Schweizer Musikszene
Dass die Programmverantwortlichen den Nerv der Zeit und des Publikums getroffen haben, indem sie Avantgardist*innen der Schweizer Musiklandschaft Kompositionsaufträge erteilten, bezeugte viel spontaner Szenenapplaus und ein stürmischer, langanhaltender Schlussapplaus, bei dem sich auch noch die drei Komponist*innen der Uraufführungen zu den Musikern auf der Bühne gesellten und sich feiern ließen.
Kleine Fotodiashow von Valentina de Marchi, Michel Bumann (ZKO) und Vanessa Bösch
Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.zko.ch Valentina de Marchi, Michel Bumann (ZKO) und Vanessa Bösch
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