Besetzung und Programm:
Igudesman & Joo: Aleksey Igudesman, Violine & Comedy | Hyung-ki Joo, Klavier & Comedy
Yuja Wang Klavier
«Happy Birthday, Sergei Rachmaninoff!» mit Special Guest Yuja Wang
Eine Geburtstagsshow, entworfen, komponiert und gespielt von Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo
Igudesman und Joo sind alles andere als «blosse» Musikclowns.
Das musikalische Talent des Russen Aleksey Igudesman (* 22. Juli 1973 in Leningrad) wurde früh erkannt und so wurde er schon im Alter von 12 Jahren an der Yehudi Menuhin School in London aufgenommen. Heute ist er, nebst seinen Auftritten, vor allem als Komponist tätig und hat schon für so bekannte Orchester wie das New York Philharmonic Werke verfasst, komponierte und arrangierte, teilweise zusammen mit Hans Zimmer, Filmmusik, in Violins of the World, einem Gemeinschaftsprojekt von Gidon Kremer, Julian Rachlin, Janine Jansen und Alexandra Soumm ( alles Spitzenviolinist/innen) werden Aleksey Igudesmans Violinduette aufgeführt und seine Gedichte von Schauspielerlegende Roger Moore vorgetragen. Alles in allem also ein breitgefächertes, sehr vielfältiges Schaffen auf absolutem Weltklasseniveau.
Comedy und Musik auf Weltklasseniveau
Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo (auch er absolvierte die Yehudi Menuhin School) kombinieren auf höchstem Niveau Humor mit klassischer Musik und Popkultur.
Auch im Goethe Institut präsent
Mit dem englisch-koreanischen Pianisten Hyung-ki Joo tourt Igudesman weltweit sehr erfolgreich und füllt grosse Konzertsäle. Ihre Popularität quer durch die Massen belegen auch die millionenfach angeklickten Trailer auf den sozialen Medien und YouTube. Der österreichisch-deutsche Dokumentarfilm «Piano Mania» über die beiden, wurde sogar in den Katalog des Goethe-Instituts aufgenommen.
Dass dies ein aussergewöhnliches Konzert würde, war mir klar, da ich die beiden auch schon mal am Silvesterkonzert des Zürcher Kammerorchesters 2010 im KKL erlebte. Welche Rolle dabei aber Yuja Wang übernehmen sollte, blieb mir im Voraus schleierhaft.
Zuerst enterten die beiden Musiker in goldfarbenem Outfit die Bühne, platzierten ein paar lockere Sprüche in perfektem Deutsch und liessen kurz darauf auch schon ein paar Melodiefetzen erklingen, mit dem entsprechenden Begleitkommentar von Igudesman.
Dann kann sie, Yuja Wang, am 10. Februar 1987 als Tochter einer musikalischen Familie in Peking geboren, durchaus bekannt, auch mit ihren körperlichen Reizen nicht zu geizen, in einem knappen roten, glitzernden, schulterfreien Body die Szene.
Das Komiker Duo feierte 250 Jahre Geburtstag
Igudesman erklärte diesen ungewöhnlichen Geburtstag mit der Tatsache, dass dieser Abend ja Sergej Rachmaninow, geboren 1. April 1873, zum 150sten gewidmet sei, zudem würden er und sein Bühnenpartner Jo, beide Jahrgang 1973 dieses Jahr 50 Jahre alt, ergo 150 + 50 + 50 ergäbe dann halt die 250.
Witziger «Tribut to Rachmaninow»
Im Happy-Birthday-Konzert von Aleksey Igudesman (Violine) und Hyung-ki Joo (Klavier), dienten selbstredend Werke des grossen russischen Komponisten als Ausgangspunkt für ihre Parodien, aber immer basierend auf perfektem handwerklichem Können auf ihren Instrumenten, garniert mit dazugehörenden körperlichen Verrenkungen, clownesker Mimik und witzigen Erläuterungen.
Kampf mit der Tücke des Objektes
Sie kämpften manchmal mit den Tücken des Objektes, in diesem Fall meistens das Klavier, auf dem Pianist Jo u.a. spektakulär übertrieben ernst zu. 2. Klavierkonzert ansetzte, um im späteren Verlauf zur Pop Version von «All by myself» heftig schluchzend, wobei nicht auszumachen war, ob vor Trauer oder aus Freude.
Der koreanische Pianist präsentierte sich auch noch als passabler Tenor, als er ab und zu singend eine Nummer ankündigte.
Rachmaninow für sechs Hände als Comedy Glanzpunkt
Später forderte Jo die chinesische Starpianistin, die wirklich wie ein billiges Flittchen daherkam, auf, sich neben ihn auf den Schemel zu setzen und mitzuspielen. Dem wollte Igudesman natürlich nicht tatenlos zusehen und setzte sich auch noch dazu, womit Yuja Wang jetzt zwischen den beiden Showprofis sass. Jetzt gings gleich harmonisch sechshändig weiter, dazu flirtete die Chinesin auch hefig abwechselnd mit einem von beiden, bevor sie sich mit zwei kurzen Ellbogenbewegungen der zwei entledigte, die unsanft auf dem Boden landeten und wie Maikäfer strampelnd auf dem Rücken lagen.
Es gab noch etliche Nummern, wobei Yuja Wang dabei eher eine Statistenrolle zu- und sie sich selbst wohl etwas verloren vorkam.
Mein Fazit des Silvesterkonzertes 2010 des ZKO mit Igudesman % Jo
Natürlich sind die beiden überdurchschnittlich gute Musiker, sonst würde die Show wohl eher lächerlich wirken, so aber ist es ein absoluter Hammer, ein Genuss für Augen, Ohren und vor allem auch fürs Gemüt. Magistral unterstützt vom Zürcher Kammerorchester, boten Igudesman & Joo eine genial zu nennende Performance.
Mein Fazit der Rachmaninow Comedy
Die eher unglückliche Kombination des Komiker Duos mit der Starpianistin kam nicht bei allen gut an, einige, die wohl vor allem wegen der sonst so fabelhaften Yuja Wang gekommen waren, verliessen sogar enttäuscht vorzeitig das Konzert und mein Eindruck war auch eher ein zwiespältiger, kam es doch so, wie ich eigentlich schon im Vorfeld ahnte.
Applaus gabs natürlich trotzdem nicht zu kurz aber man konnte sich des Gefühls nicht erwehrten, dass auch die drei auf der Bühne sich der Sache selbst nicht so sicher wären.
Ein Experiment, das wohl kaum eine zweite Auflage dieser Art erleben wird.
Trailer der Rachmaninow Show
youtube.com/watch?v=MbMVCUzdDP0
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Priska Ketterer www.lucernefestival.ch
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