Produktion:
Musikalische Leitung – Jonathan Bloxham
Regie – Markus Bothe Bühne – Robert Schweer
Kostüme – Anna Brandstätter Licht – David Hedinger-Wohnlich
Choreografie – Luca Signoretti Dramaturgie – Pia-Rabea Vornholt
Chor – Manuel Bethe
Besetzung:
Gabriel von Eisenstein – Robert Maszl Rosalinde, seine Frau – Eyrún Unnarsdóttir
Gefängnisdirektor Frank – Christian Tschelebiew Prinz von Orlofsky – Solenn‘ Lavanant Linke
Alfred – Luca Bernard Dr. Falke – Vladyslav Tlushch
Dr. Blind, Notar – Michael Temporal Darell Adele – Elvira Margarian
Ida – Ayla Holdener Frosch – Klaus Brömmelmeier
Opernchor Luzerner Theater
Musical Factory Luzern: Alisha Honold, Louise Newson, Alina Mettler, Ellen Schnyder, Nina Walker, Lejla Ziberi
Luzerner Sinfonieorchester
Johann Strauss‘ ‚Fledermaus‘ (1874 am Theater an der Wien uraufgeführt) ist in diesen Wochen am Luzerner Theater zu sehen. Die neue Inszenierung spielt auf der Titanic: zuerst in einer Luxuskabine, dann im Maschinenraum, und am Ende auf Eisschollen im Meer. Das Publikum langweilt sich nicht.
Danke, aber für die ‚Königin der Operette‘ Zuviel Klamauk
Die Komponenten der ‚Fledermaus‘, der ‚Königin der Operette‘, oder der ‚Operette aller Operetten‘, mit welcher Johann Strauss einmal für alle die Wiener Operette gründet, sind sicher Frivolität, Witz, Intrigen, und lustige Verwechslungsspiele, wo jeder vorgibt, ein anderer zu sein, aber auch Tiefe und Psychologie. Strauss bringt diese Bestandteile genial perfekt zusammen. In Luzern erlaubt sich der Regisseur Markus Bothe trotzdem, eine relevante Änderung vorzunehmen, indem er die Handlung von der aristokratischen Wiener Gesellschaft des 19. Jahrhunderts in die Zeit des Untergangs der Titanic versetzt. Damit erzeugt er bestimmt viel Kolorit. ‘Die Fledermaus‘ ist aber nicht nur Klamauk und Spass, nicht nur eine Farce, nicht nur eine frivole, charmante, leichte Komödie, in welcher viel Champagner getrunken wird, um Probleme zu vergessen. Es ist, wie gesagt, auch eine feinpsychologische Gesellschaftssatire.
Musikalisch und sängerisch ein sehr gelungener Abend
Im Mittelpunkt der Handlung steht bekanntlich die ‘Freundschaft’ zwischen Gabriel von Eisenstein und Dr. Falke, der nur etwas im Kopf hat, Rache. Rache dafür, dass er mal stark betrunken und in einem Fledermaus-Kostüm von Eisenstein auf der Strasse zurückgelassen wurde. Robert Maszl hat den Physique du rôle des charmanten Adligen Gabriel von Eisenstein, die er auch mit perfekt geführten Tenor interpretiert; Vladyslav Tlushch mit seinem sauberen Charakterbariton ist als arroganter Dr. Falke auch absolut plausibel. Eyrún Unnarsdóttir gibt Rosalinde, Eisensteins Ehefrau, mit dem bekannten höhensicheren Sopran. Schauspielerisch und sängerisch überzeugend auch Christian Tschelebiew als Gefängnisdirektor Frank und Luca Bernard als der Liebhaber Alfred, der natürlich besonders mit “Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist” mit seiner strahlenden Stimme das ganze Publikum begeistert. Auch Elvira Margarian (Internationales Opernstudio Luzerner Theater) als die fröhliche, quirlige Zofe Adele und Solenn Lavanant Linke, die mit ihrem fantastischen Mezzo den zynischen Prinz von Orlofsky interpretiert, singen ihre nicht einfachen Rollen grossartig. Ebenfalls sehr glaubwürdig ist Klaus Brömmelmeier als Frosch, hier der bissige aber lustige Kapitän der Titanic. Maestro Jonathan Bloxham führt mit Puls und Leichtigkeit in einem durch die glänzende Partitur ein sehr aufmerksames, präzises Luzerner Sinfonieorchester.
Das Bühnenbild und die Kostüme
Die Schauplätze sind, wie erwähnt, im ersten Akt eine Luxuskabine der Titanic, welche die Eisensteins teilen. Diese, wie alle, merken nicht einmal, dass ein Eisberg ein Loch in der Wand gerissen hat. Im zweiten Akt sehen wir einen Maschinenraum und im Dritten treibende Eisschollen im Meer. Robert Schweer hat sein Bühnenbild (Light Design von David Hedinger-Wohnlich) so kreiert, dass man den Eindruck hat, er leide an Horror vacui; dazu noch Anna Brandstätters hässlich-billige Kostume.
Für die Mitwirkenden gab es am letzten Sonntag einen nicht enden wollenden Applaus, allen voran für Jonathan Bloxham und das hochkarätige Luzerner Sinfonieorchester, sowie für den von Manuel Bethe einstudierten Opernchor Luzerner Theater. weit weniger Beifall gab es hingegen für Luca Signorettis Choreographien und für die Tänzerinnen der Musical Factory Luzern.
Text: https://marinellapolli.ch/
Fotos: Ingo Hoehn https://www.luzernertheater.ch und Marinella Polli
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