Niemand konnte das Alltägliche so pointiert in Kurzdramen verwandeln wie Loriot. Mit seinen Szenen voller Absurditäten, Missverständnisse und Fehlkommunikation machte sich der grosse Menschenbeobachter international einen Namen. Regisseur Tom Kühnel kreiert für das Luzerner Theater aus Loriots dramatischen Werken einen Abend voller kurzweiliger Fünfminüter. Im spektakulären Bühnenbild von Valentin Köhler erwachen die Gummiente und der Mops zum Leben, und das Publikum erlebt die Klassiker aus dem Loriot-Kosmos in einer rasanten Revue. Ach was!
Der scharfsinnige Menschenbeobachter Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, verstand es wie kein Zweiter, alltägliche Situationen in humorvolle Szenen zu verwandeln. Seine Spiegelung der Gesellschaft ist aber keineswegs harmlos – vielmehr seziert Loriot mit ihr Stereotype und Zwänge der Bürgerlichkeit. Wer sich amüsiert, lacht nicht nur über die andern, sondern auch über sich selbst. Mit ikonischen Kurzdramen wie «Die Nudel», «Herren im Bad» oder «Das Frühstücksei» gewann der Cartoonist die Herzen des Publikums und erlangte internationale Bekanntheit. Gleichzeitig verband ihn seine Liebe zur Oper stark mit dem Theater. Loriot war selbst als Regisseur tätig, sowie auch als Bühnen- und Kostümbildner – kein Wunder also, dass sich seine dramatischen Werke ideal für die Bühne eignen.
Seine berühmten Szenen inspirieren Regisseur Tom Kühnel zu seiner Inszenierung fürs Luzerner Theater. Er hebt er nicht nur die humoristischen Aspekte von Loriots Arbeit hervor, sondern bringt auch dessen subtile Gesellschafts- und Politikkritik zum Vorschein. Denn wohl nur Loriot kann mit einem zu hart gekochten Ei ganze Geschlechter- und Gesellschaftskämpfe austragen. Bühnenbildner Valentin Köhler holt Loriots Welt visuell auf die Bühne. Die Szenen werden vom sechsköpfigen Schauspielensemble zum Leben erweckt, ergänzt durch die Musikerin Magda Drozd. Sie beruft sich in der musikalischen Gestaltung auf die zahlreichen Referenzen, die Loriot Texte vorgeben, und setzt sie mit einer eigenen Note um.
Als grosse Schauspielproduktion zum Jahresbeginn feiert «Früher war mehr Lametta» eine rauschende Premiere, zu der auch zahlreiche prominente Gäste erwartet werden: Von Altbundesräten über Schauspielerinnen bis zu Musikern lassen sich diverse Schweizer Prominente von Loriots unvergleichlichem Humor mitreissen.
Weitere Daten
So, 2.2. (15.00 Uhr) / Sa, 8.2. (19.30 Uhr) / Fr, 14.2. (19.30 Uhr) / Do, 20.2. (19.30 Uhr) /
So, 9.3. (19.00 Uhr) / Do, 20.3. (19.30 Uhr) / Sa, 19.4. (19.30 Uhr) / Fr, 25.4. (19.30 Uhr) /
Sa, 3.5. (20.00 Uhr) / So, 1.6. (15.00 Uhr) / Fr, 6.6. (19.30 Uhr)
Produktionsteam
Regie: Tom Kühnel, Bühne: Valentin Köhler, Kostüme: Sabin Fleck, Licht: Ivo Schnider, Dramaturgie: Eva Böhmer, Musik: Magda Drozd
Besetzung
Christian Baumbach, Rüdiger Hauffe, Amélie Hug, Zoe Hutmacher / Annina Hunziker, Oliver Losehand, Tini Prüfert, Live-Musik: Magda Drozd
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Weitere Informationen zu «Früher war mehr Lametta» finden Sie unter luzernertheater.ch/frueherwarmehrlametta.
Ausblick: Totreif
Totreif, so nennen die Bauern das Korn, wenn es so trocken ist, dass man es mit dem Fingernagel eindrücken kann, und es bereit ist zur Ernte: Das Tote wird zur Überlebensgrundlage. Das bäuerliche Landleben ist ein wichtiger Teil der Schweizer Erinnerungskultur und damit der nationalen Identität. In dieser Selbst-Erklärung finden jedoch viele damit verbundene Wirklichkeiten keinen Platz: die Jenischen, die als Fahrende Handel mit den Bauern betrieben, Arbeiter*innen, die man «Gast» nannte und sie damit von der eigenen Geschichte ausschloss. Und nicht zuletzt Frauen, die ein enormes Arbeitspensum zu meistern hatten und deren Leistung doch kaum erwähnt wird.
Fabienne Lehmann, in der Spielzeit 23/24 Hausautorin am Luzerner Theater, beschäftigt sich in ihrem Stück mit unseren Ursprüngen, mit dem, was wir «Zuhause» oder «Heimat» nennen. Aber wie sieht sie aus, diese Heimat? Welche Leiblichkeit, welche Geschichte geben wir ihr?
Ab Samstag, 29. März, 20.00 Uhr
Tickets über die Theaterkasse oder unter luzernertheater.ch/totreif.