Werkschau: Visitenkarte für die Karriere, Symbolbild

Rund 300 Design-, Film- und Kunststudierende arbeiteten in den letzten Monaten am Abschluss ihrer Bachelor- und Masterarbeiten. Noch bis am 29. Juni werden die Resultate in der Viscosistadt 745 zu sehen sein. Vom Animationsfilm bis zum Design-Management, vom Textildesign bis zur Illustration entstand so die Werkschau – eine vielfältige Ausstellung, in der sich abzeichnet, was die Studienabgängerinnen und -abgänger beschäftigt, und was sie von ihrer Ausbildung mitnehmen.

«Die Abschlussarbeit ist für unsere Studierenden eine Visitenkarte für ihre Karriere, sei es als Datadesignerin, Illustrator oder als Raumgestalterin mit einem Abschluss in Spatial Design», sagt Jacqueline Holzer, Direktorin des Departements Design Film Kunst. Hier ein paar Häppchen aus der Ausstellung:

Raphaela Pichler: Terms of Exposure, Master Digital Ideation

Welche Spuren hinterlassen KI-generierte Portraits von uns in unserem Selbstbild? In Pichlers Spiegelkabine fotografiert eine Kamera nur das Gesicht. Eine KI, trainiert auf Pichlers eigenem Körper, montiert es in Sekunden auf einen synthetischen Aktkörper. In diesem geschützten Setting erlebt man sich als fremde Komposition und entscheidet sofort: Bin ich das oder nicht. Terms of Exposure macht erlebbar, dass jedes KI-Bild von menschlichem Bias geprägt ist, von den Datensätzen bis zur Auswahl, und eröffnet einen sicheren Raum, um gemeinsam zu reflektieren, wie solche Bilder unsere Identität formen.
Fotos: Priska Ketterer
Katalog: https://hub.hslu.ch/design-film-kunst/katalog/raphaela-pichler/

Eliot Elsaesser: Offside, Bachelor Illustration

Es sollte eine Geschichte über Männerfreundschaft werden. Eliot Elsaesser, Absolvent des Bachelor Illustration an der HSLU und früherer Nachwuchsspieler des BSC Young Boys, entschied sich für einen autobiografischen Zugang. So ist sein Comic «Offside» eine Geschichte über Männerfussball geworden – dort wo er Männerfreundschaften mit allen Komplikationen erlebt hat. «Inspiriert von dieser Zeit erzählt «Offside» von Gruppendynamiken unter Jungs und Identitätsfindung in einem Leben zwischen Spitzensport und Jugend», fasst er seine Bachelorarbeit zusammen.
Fotos: Priska Ketterer
Katalog: https://hub.hslu.ch/design-film-kunst/katalog/eliot-elsaesser/

Noelia Giger: Bügle, Bachelor Data Design + Art

Dass nach wie vor mehr Care-Arbeit von Frauen geleistet wird, hat Noelia Giger nicht überrascht. Überrascht hat sie jedoch, wie gross die Differenz zwischen den Geschlechtern noch immer ist – mit wirtschaftlichen und persönlichen Konsequenzen, vom täglichen Mental Load bis hin zur Gefahr der Altersarmut. Die Absolventin des Bachelor Data Design + Art hat die Daten auf eine wortwörtlich schwindelerregende Weise sichtbar gemacht. «Für jede Care-Tätigkeit steht ein Bild. Das Bild wird zur Bewegung, die Bewegung zum Rhythmus, der Rhythmus zur Maschine», beschreibt sie ihre Visualisierung.
Fotos: Priska Ketterer
Katalog: https://hub.hslu.ch/design-film-kunst/katalog/noelia-giger/

Naira Morena Mathos: rustikal Queer, Bachelor Textildesign

Queeres Styling trifft auf klassische Wanderbekleidung: Für Naira Morena Mathis aus Graubünden prallen in ihrer Abschlussarbeit zwei Welten aufeinander. Sie erforscht die Schnittstelle zwischen traditioneller Outdoor-Bekleidung und queerer Ästhetik. Im Zentrum steht die Frage nach lesbischer Sichtbarkeit in der Mode. Durch gezieltes Queer Coding, Aneignung und Upcycling entsteht eine selbstermächtigende, queere Wanderbekleidungskollektion, die traditionelle Bilder aufbricht und neue Lesarten ermöglicht.
Fotos: Priska Ketterer
Katalog: https://hub.hslu.ch/design-film-kunst/katalog/naira-mathis/

Simon Yves Litschi: Sensational Wood, Master Design

Simon Yves Litschi arbeitet mit Holz, das durch eine biobasierte Tinte elektrisch leitfähig wird und so auf Berührung, Atem oder Bewegung reagiert. Entwickelt wurde die Technologie von Christopher Dreimol, Materialwissenschaftler an der ETH Zürich, mit dem Litschi eng zusammenarbeitete. Der Designer erkundet das sensorische und emotionale Potenzial in verschiedenen Bereichen und entwickelte vier Objekte: einen im Holz verborgenen Lichtschalter, ein Instrument für die Musiktherapie, einen Holzkreis, der Atem in Klang verwandelt, und ein Objekt, das bei Berührung Duft verströmt. Die Technologie tritt zurück, das Material spricht. Das Projekt eröffnet ein Möglichkeitsfeld vielfältiger Anwendungen in Raum und Objektgestaltung.
Fotos: Priska Ketterer
Katalog: https://hub.hslu.ch/design-film-kunst/katalog/simon-litschi/

Anu Berger: I’M FAKE, SO I’M REAL, Bachelor Graphic Design

Einem Internet-Phänomen einen physischen Ort geben – nichts Geringeres hat sich Anu Berger vorgenommen: Das Genre Hyperpop soll in Buchform sichtbar werden. «Es ist eigentlich gar kein Genre», sagt Anu Berger, «sondern eine Community für queere Menschen, mit eigenen physischen Ästhetiken – von Schminke bis zu Kleidern.» Bunt, auffallend und eigenwillig tritt einem diese Welt hier Seite für Seite entgegen.
Fotos: Priska Ketterer

Stress lass nach

In ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Objektdesign entwickelt Meline Sager Objekte zur körperlichen Stressbewältigung. Basierend auf einer Umfrage und Erkenntnissen aus Design und Psychologie entstehen alltagstaugliche, nachhaltige Lösungen – etwa ein unauffälliges Handobjekt oder ein wärmbares Kissen. Ziel ist es, Entspannung intuitiver und zugänglicher zu gestalten.

Wie kann man dem täglichen Stress im Alltag besser begegnen? Was braucht es, damit Entspannung nicht nur ein Wunsch bleibt, sondern spürbar wird? In ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Objektdesign gibt Meline Sager aus Sursee mit «Formen der Entspannung» Antworten. Sie erstellt verschiedene Objekte, die bei der körperlichen Stressbewältigung helfen können.

Stärneschii

In seinem animierten Kurzfilm Stärneschii verarbeitet Jérémie Jayraj Itty zum Abschluss seines Studiums in Animation persönliche Erfahrungen mit Demenz und Pflege. In einer poetisch überhöhten Sternwarte statt einer sterilen Station zeigt er den Arbeitsalltag eines Pflegers zwischen Belastung, Nähe und Erinnerung. Der magisch-realistische Film wird von der Paulie und Fridolin Düblin Stiftung und dem SRF gefördert und wird später auf Festivals sowie im Fernsehen zu sehen sein.

Wie fühlt es sich an, in einer geschlossenen Demenzstation zu arbeiten? Tag für Tag, im Spannungsfeld zwischen Nähe, Verantwortung und Abschied? Mit seinem Film Stärneschii nähert sich Jérémie Jayraj Itty aus Lancy, GE beim Abschluss seines Bachelorstudiums in Animation dieser Frage auf persönliche und poetische Weise. Der 6:40 Minuten lange animierte Kurzfilm basiert auf den eigenen Erfahrungen Ittys als Zivildienstleistender und als Angehöriger. Er entsteht in Zusammenarbeit von einem vierköpfigen Team aus Bachelorstudierenden mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Animationsarbeit.

Zuckerrausch – Zwischen Genuss und mentaler Belastung

Mit Zuckerrausch schafft Christine Benz im Rahmen ihres Abschlussprojekts im Studiengang Data Design + Art eine immersive Dateninstallation zum Thema Zuckerkonsum und mentale Gesundheit. Die Arbeit kombiniert wissenschaftliche Erkenntnisse mit Raumdesign und stellt die Frage, wie Genuss, Belastung und Wissen visuell erfahrbar werden. Spiegel, Projektionen und Sound schaffen eine individuelle Erlebniswelt, die zum Nachdenken anregt.

Wie viel Zucker konsumieren wir eigentlich und was macht er mit uns, jenseits von Kalorien und Karies? In ihrer Abschlussarbeit im Data Design + Art widmet sich Christine Benz aus Zürich mit Zuckerrausch dem täglichen Zuckerkonsum und dessen weniger bekannten Auswirkungen auf die kognitive und mentale Gesundheit. Die immersive Dateninstallation lädt Besuchende dazu ein, das scheinbar Alltägliche neu zu betrachten und die Wechselwirkungen zwischen Körper, Geist und Zuckerkonsum zu reflektieren.