Das gemeinsam von Kanton und Gemeinden getragene Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» prüft die Schaffung einer neuen Langzeitpflege-Struktur. Erarbeitet werden Grundlagen, damit künftig in Uri alle Pflegeleistungen und weitere Angebote «aus einer Hand» angeboten werden können.In den letzten Tagen sind alle Gemeinden, die Leitungen der Spitex Uri und der Pflegeheime, die Trägerschaften sowie die Mitarbeitenden in den Urner Pflegebetrieben über die wichtigsten Eckpunkte des Projekts informiert worden.
Demografische Entwicklung in Uri
Die Zahl der älteren Menschen in Uri steigt stark an: Bis 2040 nimmt die Altersgruppe 65+ um 41 Prozent, die Gruppe 80+ sogar um 82 Prozent zu. Damit wächst auch der Pflegebedarf. Schon heute zeigt sich, dass das bisherige System mit geteilten Zuständigkeiten – Kanton für Spitex, Gemeinden für Heime – an seine Grenzen stösst. Gleichzeitig wünschen sich viele Menschen, möglichst lange zu Hause zu leben. Es braucht deshalb mehr Pflegeangebote, die flexibel zwischen Spitex und Heim angesiedelt sind.
Neue Strukturen für die Pflege
Um diesen Entwicklungen zu begegnen und der Urner Bevölkerung auch in Zukunft eine bedarfsgerechte und finanzierbare Pflege im Alter bieten zu können, braucht es vorausschauende Veränderungen. Kanton und Gemeinden gehen die Herausforderungen der Langzeitpflege im Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» gemeinsam an.
In einer ersten Etappe wurden eine umfassende IST-Analyse sowie eine Schätzung der künftigen Leistungsmengen und Kosten erstellt. Es zeigt sich, dass in Uri ohne die Schaffung von zusätzlichen intermediären Angeboten (wie z. B. Betreutes Wohnen) zirka 120 neue Pflegeheimplätze gebaut werden müssten, um die pflegebedürftigen Personen auch künftig ausreichend versorgen zu können.
Zudem wurden im Projekt auch verschiedene Varianten für die künftige Organisation der Langzeitpflege erarbeitet und bewertet. Kanton und Gemeinden empfehlen die Gründung einer neuen gemeinnützigen Aktiengesellschaft (gAG). Diese neue Unternehmung, die für die gesamte Langzeitpflege verantwortlich ist, stellt die sinnvollste Lösung dar, um die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können. So können Planung, Steuerung und Finanzierung kantonsweit gebündelt und die zusätzlich notwendigen intermediären Angebote, wie z. B. Betreutes Wohnen, weiter ausgebaut werden.
Der Schlussbericht der ersten Etappe wurde im Juni 2024 von allen Gemeinden und dem Landrat zur Kenntnis genommen und das weitere Vorgehen gutgeheissen.
Neue Unternehmung: Pflege bleibt gesichert
Inzwischen sind die Arbeiten im Folgeprojekt weiter fortgeschritten. Die Vision, eine neue Unternehmung für die gesamte Langzeitpflege im Kanton Uri zu gründen, wurde weiter präzisiert. Dabei sollen die heute bestehenden Pflegeinstitutionen und Pflegeheimplätze erhalten bleiben und in die neue Unternehmung überführt werden. Es wurden folgende Eckwerte für die künftige neue Unternehmung festgelegt: Sie soll paritätisch im Besitz von Kanton und Gemeinden und nicht gewinnorientiert sein. Auch die künftigen Kosten der Langzeitpflege sollen paritätisch zwischen Kanton und Gemeinden aufgeteilt werden. Die neue Unternehmung wird eine koordinierte Planung, Steuerung und Finanzierung der Langzeitpflege im Kanton Uri sicherstellen – sowohl ambulant als auch stationär – und intermediäre Angebote wie betreutes Wohnen, Tages- und Nachtstrukturen und weitere Entlastungsangebote bereitstellen.
Kanton, Gemeinden und Institutionen ziehen an einem Strick
Die Urner Pflegeinstitutionen werden aktiv in alle Projektschritte eingebunden: Fachpersonen aus den Urner Pflegeheimen und der Spitex Uri arbeiten aktiv mit. Somit ist sichergestellt, dass das Wissen und die Erfahrung aus der täglichen Praxis eine hohe Priorität haben.
Anfang September haben zwei Informationsveranstaltungen spezifisch für die Gemeindebehörden und für die Trägerschaften der Urner Pflegebetriebe (Spitex Uri und Pflegeheime) stattgefunden. Dabei wurde detailliert über die geplante neue Unternehmung der Langzeitpflege Uri und die nächsten Prozessschritte informiert. Anschliessend haben Vertreter von Kanton und Gemeinden mit sämtlichen Pflegeheimen und mit der Spitex Uri bilaterale Gespräche geführt. Es konnten somit auch zahlreiche betriebsspezifische Fragen besprochen werden. Es ist sehr wichtig, dass die Mitarbeitenden bei einem solchen Vorhaben miteinbezogen werden. Daher wurden Mitte September auch alle Mitarbeitenden der Spitex Uri und der Urner Pflegeheime mit einem Schreiben des Kantons und des Urner Gemeindeverbands über den Projektstand informiert.
Wie geht es weiter?
In einem nächsten Schritt sollen die Gemeinden, der Kanton und alle Pflegebetriebe eine Absichtserklärung (letter of intent) unterzeichnen. Darin wird festgehalten, dass auch schon in der Zeit bis zur Gründung der neuen Unternehmung gewisse Prozesse in den Pflegeinstitutionen koordiniert und vereinheitlicht werden.
Selbstverständlich bedingt eine Neu-Organisation der Langzeitpflege in Uri auch einen politischen Prozess: Schlussendlich bleibt es ein Entscheid der Urnerinnen und Urner, ob diese neue Unternehmung gegründet werden kann oder nicht. Deshalb wird die Stimmbevölkerung voraussichtlich Ende 2027 über eine entsprechende Gesetzesvorlage entscheiden können. Bei einer Annahme der Volksabstimmung soll ab 2028 mit den Vorbereitungen begonnen werden. Die neue Unternehmung soll im Jahr 2030 den Betrieb aufnehmen.
Geplante Bauprojekte
In mehreren Urner Pflegeheimen sind momentan grössere Bauprojekte in Planung (z. B. Brickermatte, Betreutes Wohnen Schattdorf etc.). Es ist wichtig, dass diese Projekte weiter vorangetrieben und auch realisiert werden. Um langfristig die Versorgung der pflegebedürftigen Personen gewährleisten zu können, sind alle Urner Pflegeheime auch weiterhin mit ihrem bestehenden Angebot notwendig. Diese Bauprojekte werden laufend mit dem «Projekt Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» koordiniert.
Gemeinschaftsprojekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege»
In Uri stellen sich grosse Herausforderungen im Bereich der Langzeitpflege. Insbesondere ist der demografische Wandel im Kanton Uri erheblich: Die Zahl der über 80-jährigen wird um mehr als 80 Prozent zunehmen. Heute leben in Uri rund 2’000 Personen, die über 80 Jahre alt sind. Im Jahr 2040 werden es über 3’700 sein.
Die Urner Gemeinden und der Kanton haben gemeinsam das Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» gestartet. Im Projekt sind neben den Gemeinden und dem Kanton die folgenden Akteure integriert:
- Urner Pflegeheime
- Spitex Uri
- Stiftung Behindertenbetriebe Uri (SBU)
- Curaviva Uri
- SRK Kantonalverband
- Kantonsspital Uri
- Pro Senectute Uri
- Sozialversicherungsstelle Uri
- Alzheimervereinigung Uri
- Ärztevereinigung Uri
Projektziel
Ziel des Projekts ist, für die pflegebedürftigen Personen auch in Zukunft eine bedarfsgerechte und finanzierbare Versorgung sicherstellen zu können. Dabei sollen neben der demografischen Entwicklung auch der vermehrten Nachfrage nach intermediären Angeboten, der Sicherstellung der spezialisierten Versorgung von chronisch kranken und dementen Menschen, der Förderung neuer Wohnformen, dem sich abzeichnenden Personalmangel und anstehende Gesetzesanpassungen auf eidgenössischer Ebene Rechnung getragen werden. Das Ziel des Projekts ist daher insbesondere auch, dass künftig alle Leistungen im Bereich der Langzeitpflege «aus einer Hand» zur Verfügung gestellt werden.
Weitere Informationen sowie den Schlussbericht der ersten Etappe vom 11. April 2024 finden Sie unter Kanton Uri – Gemeinschaftsprojekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri»