Eugen Püntener (1904–1952) zählt zu den eindrucksvollsten, wenn auch weniger bekannten Vertreter der Zentralschweizer Kunst des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist geprägt von klarer Formensprache, kraftvoller Reduktion und grosser Menschlichkeit. Eugen Püntener lebte und arbeitete unter oft bescheidenen Bedingungen – und doch mit einer Beharrlichkeit, die bis heute beeindruckt.Seit kurzem ist der Nachlass des Künstlers im Staatsarchiv Uri zugänglich.
Das Staatsarchiv Uri übernimmt Nachlässe von Personen des öffentlichen Interessens. Es katalogisiert diese und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Auch der Nachlass des Urner Künstlers Eugen Püntener befindet sich im Staatsarchiv Uri und wurde kürzlich vollständig erschlossen, so dass er jetzt im Lesesaal konsultiert werden kann. Das Verzeichnis zum Nachlass steht im Archivkatalog auf der Webseite des Staatsarchivs unter der Nummer P-64 im Bereich der privaten Bestände zur Verfügung.
Ausbildung in Deutschland
Eugen Püntener wurde am 7. Januar 1904 in Luzern geboren, als Sohn des Textilkaufmanns Eugen Püntener aus Schattdorf und der Mutter Emma, geborene Halter, aus Giswil. Eine von Geburt an bestehende Hörbehinderung belastete seinen Lebensweg. Nach einer abgebrochenen Buchhändlerlehre in Frankreich, entschied er sich für den künstlerischen Weg, und er studierte an der renommierten Kunstakademie in Dresden unter dem Bildhauer Karl Albiker (1878–1961). Der aus Süddeutschland stammende Albiker war seit 1919 Professor in Dresden und hatte unter anderem bei Auguste Rodin (1840–1917) in Paris studiert.
Yvonne Brandt als verlässliche Stütze
Nach dem vom Vater erzwungenen Abbruch des Studiums führte Eugen Pünteners Weg von Dresden nach Basel und 1925 nach St. Gallen, wo er ein halbes Jahr lang das Steinbildhauen erlernte. Dort traf er die Malerin Yvonne Brandt, die fortan mit ihm den Lebensweg teilte. 1931 liess sich das Paar mit dem gemeinsamen Sohn in Altdorf nieder. Hier schuf Püntener – erst in einer kleinen Werkstatt und später in einer MSA-Baracke an der Flüelerstrasse – ein umfangreiches und eigenständiges Werk, das sich durch klare Linien, einfache Formen und grosse Eindringlichkeit auszeichnet. Sein Schaffen umfasste neben freien Plastiken auch zahlreiche Auftragsarbeiten: Schulhausbrunnen, Grabmäler, Wandfriese und Porträts gehörten ebenso zu seinem Repertoire wie fein gearbeitete Holzschnitte. Der Fries an der Fassade der Bäckerei Hauger beim Gemeindehaus in Altdorf ist bis heute ein sichtbares Zeugnis für das Wirken im öffentlichen Raum.
Bodenständiger Urner Künstler
Künstlerisch vernetzt war Eugen Püntener mit Heinrich Danioth, mit dem er 1937 eine gemeinsame Ausstellung im Kunstmuseum Luzern bestritt, und mit Erna Schillig, unter anderem für die Produktion der Marionettenfiguren für das Urner Krippenspiel. Für das Grabmal der Eltern Danioths schuf Püntener ein Relief, das sich heute neben anderen Werken in der Kunstsammlung des Kantons Uri befindet. Püntener war Mitglied der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten, Sektion Luzern. Zudem ist er mit seinen Werken in der Sammlung des Kunstmuseums Bern und im Kunsthaus Zürich vertreten. Als bodenständiger Künstler stellte Eugen Püntener oft Personen der realen Alltagswelt dar. Bäcker, Bauern, Bassgeiger, Heuer, Melker und Schwinger liess er als Skulpturen entstehen und brachte damit Alltägliches in eine künstlerische Form, die zeitlose Gültigkeit hat. Daneben dienten ihm christliche Motive als Themen für seine Arbeiten, am bekanntesten sind wohl seine markanten Kruzifixe.
Beinahe vergessen und wiederentdeckt
Die Schweizer Kunstzeitschrift «Das Werk» widmete Eugen Püntener 1933 eine lobende Würdigung. Später gerieten sein Schaffen und seine leise Handschrift zunehmend in Vergessenheit. Erst postum wurde sein Werk neu bewertet – auch durch die 1967 erschienene Monografie «Eugen Püntener. Leben und Werk eines Bildhauers» von Margarete Pfister-Burkhalter.
Eugen Püntener verstarb am 31. Juli 1952 in Altdorf. Heute finden seine Skulpturen, vor allem Bronzen wie «Die Liebenden» oder «Madonna mit Kind», wieder Beachtung auf dem Kunstmarkt und bei Sammlerinnen und Sammlern. Sein Vermächtnis lebt weiter – als eindrucksvolles Zeugnis einer kompromisslosen künstlerischen Haltung.
Rückfragen von Medienschaffenden: Dr. Hans Jörg Kuhn, Staatsarchivar , Telefon 079 129 68 56 , E-Mail hansjoerg.kuhn@ur.ch
Christus am Kreuz, Holzskulptur, 1937

