Das nächste Problem, Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Neubacher

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logo-boersen-zeitung (2)Frankfurt (ots) – Vertrauen betrachtet die Deutsche Bank inzwischen als etwas, das man sich verdienen muss. Dies wurde in der vergangenen Woche deutlich, als das Institut seinen Wertekanon erneuerte. Was die Investoren angeht, so hat es damit zumindest am Dienstag nicht so ganz klappen wollen, wie der saftige Kursabschlag nach Publikation der Zahlen fürs zweite Quartal zeigt.

Dies liegt zum Teil daran, dass die Bank ihre Rückstellungen für Rechtsstreite nochmals kräftig hochfahren muss. Zwar hatte das Management weitere Belastungen eigentlich beizeiten avisiert. Seine Einschätzung aber, der zufolge das Umfeld für Rechtsstreite „herausfordernd“ bleiben dürfte, klingt wenig ermutigend. Zum Teil ist die Reaktion des Marktes aber auch damit zu erklären, dass viele Investoren nur schemenhaft erkennen können, wie diese Bank künftig aussehen wird. Noch zu groß ist die Zahl der Aufgaben, die sich den Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen stellen. Milliardenschwere Rechtsrisiken erscheinen da fast als Episode. Dass die Bank zum Beispiel, was ihr Ziel einer harten Kernkapitalquote von 10% nach Basel III betrifft, nun zwei Jahre früher geliefert hat als angekündigt, verpufft beinahe angesichts des nächsten Problems: ein enormer Überhang an Aktiva, der sich mit den absehbaren Anforderungen einer Schuldenquote auftut.

Die Bank argumentiert, einer Anerkennung hybrider Kapitalinstrumente vorgreifend, eigentlich erreiche sie die voraussichtliche ungewichtete Eigenkapitalquote von 3% schon jetzt, sie baue gleichwohl sicherheitshalber und dem Markt zuliebe 250 Mrd. Euro an Aktiva ab. Diese Sicht muss man nicht teilen. Manchem Investor werden noch die Beteuerungen des Managements in den Ohren klingen, die Bank werde die versprochene Steigerung der gewichteten Eigenkapitalquote aus eigener Kraft schaffen – bis dann Ende April doch neue Aktien begeben wurden.

In den kommenden Quartalen muss das Institut nun zeigen, wie eine Großbank, durch Derivatesaldierung hier, Optimierung des Sicherheitenmanagements und andere Maßnahmen dort, rund ein Sechstel der Bilanz loswird, ohne dass dies gravierende Bremsspuren in der Ergebnisrechnung nach sich zieht. Schon binnen Jahresfrist per Juni hat die Bank die Bilanz in ebendiesem Ausmaß verkürzt. Dies herauszustellen, hieße einzuräumen, dass das Management die Bank drastisch schrumpft. Von Transparenz ist im erneuerten Wertekanon freilich nicht die Rede.

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Über Leonard Wüst

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