Frankfurt (ots) – Die internationalen Aktienmärkte haben den Schreck ganz offensichtlich überwunden. Als Ben Bernanke den Marktteilnehmern vor einigen Wochen die Perspektive eröffnete, die US-Notenbank Federal Reserve könnte bereits in diesem Jahr damit beginnen, das Volumen der Anleihekäufe zu reduzieren, hatte dies viele auf dem falschen Fuß erwischt. Investoren fürchteten einen rasanten Anstieg der Bondrenditen, die Aktienindizes gerieten deshalb unter Abgabedruck. Seit Ende Juni streben die Notierungen aber bereits wieder nach oben, der amerikanische Benchmark-Index S&P500 kletterte in der abgelaufenen Woche sogar auf ein Rekordhoch. Und auch am deutschen Aktienmarkt hat es der Dax bis zu seinem im Mai markierten Allzeithoch nicht mehr weit.
Den jüngsten Anlass für den neuerlichen Kursanstieg lieferten insbesondere die Notenbanken in den Vereinigten Staaten und in Europa. Hatten Investoren den geldpolitischen Treffen der beiden Institutionen zuvor angespannt entgegengefiebert, konnten sie im Anschluss erst einmal durchatmen. Bis auf Weiteres, so waren die Signale zu verstehen, steht weiterhin billiges Zentralbankgeld in vollem Umfang zur Verfügung. Und das dürfte den Kursen weiterhin Unterstützung bieten.
Fed lässt aufhorchen
Die Europäische Zentralbank bekräftigte, dass die Leitzinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden. Und die Federal Reserve ließ durchaus aufhorchen, als sie sich unerwartet zurückhaltend zur Konjunktur äußerte und daran erinnerte, dass sie an der ultralockeren Geldpolitik festhalten werde, solange die Arbeitslosenquote oberhalb von 6,5 % liegt. Aktuell beträgt die Quote aber immer noch 7,4 %, wie der am Freitag vorgelegte monatliche Arbeitsmarktbericht des zuständigen US-Ministeriums zeigte. Der US-Wirtschaft bescheinigte die Notenbank für die vergangenen Monate nun nur noch ein mäßiges Wachstum, was die Akteure mit Blick auf die Geldpolitik zusätzlich beruhigte, denn bislang hatte sie das Wachstum immerhin bereits als moderat bewertet – von zuvor befürchteten konkreteren Hinweisen auf eine Reduzierung des Anleihekaufprogramms hingegen gab es keine Spur. Bislang rechneten viele Analysten damit, dass bereits im September erstmals mit einer Drosselung der Anleihekäufe zu rechnen ist. Nachdem im Juli der Aufbau der Beschäftigung in den USA enttäuschte, wird es nun sehr spannend zu beobachten sein, ob sich diese Einschätzung tatsächlich manifestiert. Lediglich 162000 neue Arbeitsplätze entstanden im abgelaufenen Monat außerhalb der Landwirtschaft, während Volkswirte immerhin mit 185000 gerechnet hatten. Zudem korrigierte die Regierung die Zahlen für die beiden vorangegangenen Monate um 7000 auf 188000 beziehungsweise um 19000 auf 176000 nach unten. Vor diesem Hintergrund sei sicherlich nicht mit vorschnellen Aktivitäten der Federal Reserve zu rechnen, war dazu bereits von Analystenseite zu hören. Die Zahlen werfen zudem die Frage auf, ob die Prognosen einer baldigen spürbaren Erholung der amerikanischen Wirtschaft womöglich etwas zu optimistisch formuliert worden sind.
Die erste Reaktion der Aktienmärkte auf die enttäuschende Statistik fiel leicht negativ aus. Der deutsche Leitindex Dax beispielsweise rutschte nach deren Veröffentlichung ein Stück weit zurück und fand sich somit zeitweise in der Verlustzone wieder. Und an der Wall Street gaben die Notierungen im frühen Handel ebenfalls leicht nach. Letztendlich bleibt es allerdings dabei, dass sich die Konjunktur in den Vereinigten Staaten auf einem Erholungskurs befindet. Und nachdem in den vergangenen Tagen nun auch aktuelle Wirtschaftsdaten aus der Eurozone Hoffnungen auf ein Ende der quälenden Rezession gemacht haben und chinesische Daten ebenfalls ermutigend ausfielen, spricht einiges dafür, dass die Aktienkurse in dem Umfeld mit üppiger Liquiditätsausstattung weiteres Potenzial besitzen. Die Zwischenbilanz für das laufende Börsenjahr fällt bereits sehr positiv aus. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, beispielsweise in China, konnten Anleger an den meisten Märkten seit Jahresbeginn bereits sehr ansehnliche Renditen erzielen. Selbst der EuroStoxx50 notiert – trotz der Schuldenkrise – deutlich höher als noch zum Jahreswechsel. Anleger sollten nicht zu sorglos sein. Doch im Niedrigzinsumfeld stehen die Chancen gut, dass die Kurse in den nächsten Monaten weiter steigen können, selbst in den üblicherweise schwächeren Monaten August und September