Berlin (ots) – Integration ist (…) auch und vielleicht sogar maßgeblich eine Frage von Flexibilität, Witz und Gefühl. Bis sie die Religionsfreiheit berührt, doch auch da dehnen sich die Ränder. Mögen wenige muslimische Eltern eisern bis vor die Gerichte ziehen, wie jetzt im hessischen Falle vor dem Verwaltungsgericht geschehen, um zu verhindern, dass ihre Mädchen in den Turn- oder Schwimmunterricht gehen oder bei Klassenfahrten im Landschulheim übernachten: Die Schulen zeigen sich innovativ (man wünschte sich dies generell bei allen schulischen Belangen!) und bieten Ganzkörperschwimmanzüge an oder dass Eltern ihre Mädchen abends aus den Landschulheimen abholen können.
Ist dies falsch verstandene Toleranz? Eher doch Entgegenkommen. Härte und Prinzipialismus bringen manchmal einfach nicht weiter. Dafür gibt es (…) die Gerichte, und die entscheiden, wie in diesem Falle, oft für die Schulpflicht als letzte Referenz statt einer dann doch allzu separatistischen Freiheit. Schließlich weiß man, dass der Impuls der Teilhabe von den Kindern selbst ausgeht. Sie wollen mitmachen. Also wie? Neoprenanzüge oder leichte Ganzkörperbekleidung zu tragen ist auch gut gegen Chlorallergien, und davon sind viele Kinder betroffen, also bricht man sich keinen Zacken aus der Krone. In früheren Jahren schwammen muslimische Mädchen oft in ihren Kleidern, bis die Wollfussel die Abflüsse zu verstopfen drohten.
Burkinis, wie man ironisch und auch ein wenig verharmlosend sagt, sind in muslimischen Ländern Mode geworden. Läge Afghanistan am Meer, die Frauen würden glatt mit der Burka hineinspringen wie die Palästinenserinnen am Strand von Gaza, die in Ganzkörperbedeckung ins Wasser gehen, weil sie die Kraft des Wassers spüren und die Schwerelosigkeit – vorausgesetzt, man kann schwimmen und geht nicht unter. Erst die Zehen, dann der große Platscher. Warum darüber Worte verlieren? Weil auch die Europäer zu Beginn der bürgerlichen Gesellschaft schwimmen lernen mussten. Schwimmen ist eine große Allegorie auf Freiheit. Heute sollten alle Frei-Schwimmer sein, um im gemeinsamen Fluss des Lebens nicht unterzugehen.