Migros-Genossenschafts-Bund Direktion Kultur und Soziales Migros Museum für Gegenwartskunst Jahresprogramm 2014

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Zürich (ots) – Wir freuen uns, Ihnen unser Jahresprogramm 2014 zu präsentieren. Im Jahr 2014 zeigt das Migros Museum für Gegenwartskunst drei Einzelausstellungen und eine Gruppenausstellung, die jeweils von einer wechselnden Sammlungspräsentation begleitet werden.

«Sacré 101 – An Exhibition Based on The Rite of Spring» 15. Februar – 11. Mai 2014 Eröffnung: Freitag, 14. Februar 2014

Mit Beiträgen von Eleanor Antin – Marc Bauer – Dara Friedman -Millicent Hodson / Kenneth Archer – Silke Otto-Knapp – Karen Kilimnik – Xavier Le Roy – Royston Maldoom – Sara Masüger – Vaslav Nijinsky – Christodoulos Panayiotou – Yvonne Rainer / Babette Mangolte – Lucy Stein – Alexis Marguerite Teplin – Julie Verhoeven – Mary Wigman u. a.

Teresa Margolles

24. Mai – 17. August 2014

Eröffnung: Freitag, 23. Mai 2014

Dorothy Iannone

30. August – 9. November 2014

Eröffnung: Freitag, 29. August 2014

Moon Kyungwon & Jeon Joonho

22. November 2014 – 8. Februar 2015

Eröffnung: Freitag, 21. November 2014

«Sacré 101 – An Exhibition Based on The Rite of Spring»

Mit Beiträgen von Eleanor Antin – Marc Bauer – Dara Friedman -Millicent Hodson / Kenneth Archer – Silke Otto-Knapp – Karen Kilimnik – Xavier Le Roy – Royston Maldoom – Sara Masüger – Vaslav Nijinsky – Christodoulos Panayiotou – Yvonne Rainer / Babette Mangolte – Lucy Stein – Alexis Marguerite Teplin – Julie Verhoeven – Mary Wigman u. a.

15. Februar – 11. Mai 2014, Eröffnung: Freitag, 14. Februar

Mit dem Ausstellungsprojekt «Sacré 101 – An Exhibition Based on The Rite of Spring» verfolgt das Migros Museum für Gegenwartskunst weiterhin sein Interesse an der Wechselwirkung von Tanz und bildender Kunst anhand eines der wichtigsten Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts, Le Sacre du Printemps (zu Deutsch: Die Frühlingsweihe). 1913 wurde Igor Strawinskys Sacre von Diaghilews Ballets Russes unter der Choreografie von Vaslav Nijinsky im Théâtre des Champs Elysées in Paris uraufgeführt und gilt bis heute als der Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Mit seiner revolutionären Musik und Choreografie gilt das Stück als einer der grossen Momente des Aufbruchs in die Moderne. Bis heute fasziniert das Ballett, in dem eine Jungfrau sich für den Frühlingsgott aufopfert und zu Tode tanzt, nicht nur die bildende Kunst, sondern es ist auch das meistchoreografierte Ballett überhaupt. Nebst einer Auswahl von Sacre-Tanzdokumentationen – mehrere werden dabei erstmals in einem Ausstellungskontext gezeigt – wird die Mehrzahl der eingeladenen Künstler speziell für die Ausstellung neue Werke schaffen, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Ballett, seinem Kontext und seiner Historie auseinandersetzen. Ebenfalls werden die wegweisende Arbeit Recollections of My Life with Diaghilev 1919-1929 (1977/78) der amerikanischen Künstlerin Eleanor Antin und das zeichnerische Werk Vaslav Nijinskys (um 1919) in die Ausstellung eingebunden – beides wird erstmals in der Schweiz präsentiert.

Die Ausstellung wird von Raphael Gygax (Kurator, Migros Museum für Gegenwartskunst) kuratiert.Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei JRP|Ringier.

Teresa Margolles

24. Mai – 17. August 2014, Eröffnung: Freitag, 23. Mai

Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitet die Künstlerin und Gerichtsmedizinerin Teresa Margolles (*1963, Mexiko) als Freiwillige in einem Obduktionshaus in Mexiko-Stadt, wo täglich zahlreiche, meist anonyme Opfer von Gewaltverbrechen angeliefert werden. Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund – seit 2005 untersucht die Künstlerin vor allem die Gewaltexzesse um Ciudad Juárez und den ebendort tobenden Drogenkrieg – entstehen die Werke von Margolles. Für ihre oftmals skulpturalen Arbeiten benutzt Margolles «Restsubstanzen» von Toten, etwa das Wasser, mit dem die Leichen gewaschen werden. Die Künstlerin kritisiert damit die soziale Ungerechtigkeit, die auch nach dem Tod weiterexistiert: Die anonymen Leichen, die täglich in Mexiko-Stadt in die Leichenhäuser gelangen, verschwinden häufig in Massengräbern; dasselbe passiert mit Toten, deren Familien nicht genügend finanzielle Mittel für eine Beerdigung aufbringen können. Die Spuren solcher toter Körper – auch wenn sie nur minimal vorhanden sind – stehen in Margolles Werken für das Wertesystem einer Gesellschaft im Ausnahmezustand. Durch die Transposition in den White Cube trägt die Künstlerin gleichzeitig dazu bei, dass die Schicksale der Verstorbenen nicht in Vergessenheit geraten. Formal zeichnen sich die Arbeiten von Margolles durch Nüchternheit und Reduktion aus. Dieser Minimalismus steht dabei in einer spannungsgeladenen Wechselwirkung mit den emotionalen Reaktionen der Betrachter auf den unerbittlichen Realismus ihrer Werke. In Zürich beabsichtigt Margolles Arbeiten zu zeigen, die einen grundlegenden neuen Schritt in ihrem Werk markieren und eine unabdingbare, kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer thematischen Ansätze darstellt. Neben der bisherigen Fokussierung auf den akuten Moment der Geschehnisse, des in Ciudad Juárez alltäglich gewordenen Verbrechens, verfolgt Margolles in ihren neuen Arbeiten Spuren der Zeugenschaft, die sich über mehrere Generationen in Architekturen, Menschen und die Natur eingeschrieben haben.

Die Arbeiten von Margolles wurden international gezeigt – unter anderem in der Kunsthalle Fridericianum, Kassel (Einzelausstellung, 2010/11), an der Venedig-Biennale (2009), an der Manifesta (2008), im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt (Einzelausstellung, 2004), in der Kunsthalle Wien (Einzelausstellung, 2003) und an der Lyon-Biennale (2000). 2010 zeigte das Migros Museum für Gegenwartskunst 37 cuerpos / 37 Bodies (2007) von Margolles im Rahmen der Gruppenausstellung Une Idée, une Forme, un Être – Poésie / Politique du corporel.

Diese erste Schweizer Einzelausstellung von Teresa Margolles wird kuratiert von Raphael Gygax (Kurator, Migros Museum für Gegenwartskunst). Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei JRP|Ringier.

Dorothy Iannone

30. August – 9. November 2014, Eröffnung: Freitag, 29. August

Seit den frühen 1960er Jahren beschäftigt sich die Künstlerin Dorothy Iannone (*1933 in Boston, lebt und arbeitet in Berlin) mit dem Versuch, die ekstatische Liebe – «the union of gender, feeling and pleasure», wie sie es selbst beschreibt – darzustellen. Ihr OEuvre umfasst Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Videoskulpturen, Objekte und Publikationen. Ihre Arbeiten durchzieht ein erzählerisches Moment, das sich aus persönlichen Mythologien, Erlebnissen, Gefühlen und Beziehungen speist. Besonders in ihrer späten figurativen Malerei, die sich fast im Ornamentalen aufzulösen scheint, entwirft sie Szenarien in einer symbolhaften Setzung, in denen sie immer auch einen spielerischen Umgang mit der Thematik zelebriert. Diese bildliche Selbstermächtigung wird seit den 1960er Jahren als Beitrag zur Liberalisierung der weiblichen Sexualität gelesen. Iannone, die einen spirituell-existenziellen Ansatz verfolgt, verstand sich dagegen selbst nie als Akteurin einer feministischen Bewegung. Mit dem Einbringen ihrer Arbeiten in eine Öffentlichkeit manifestiert sie jedoch unweigerlich ein pointiertes Selbstverständnis im Umgang mit der kontrovers verhandelten Thematik. Die Einzelausstellung in Zürich beabsichtigt, Iannones Schaffen unter dem Aspekt der Zensur zu beleuchten, ausgehend von der als Künstlerbuch veröffentlichten Anekdote The Story of Bern. Im Frühjahr 1969 sah sich die Künstlerin mit der Konfiszierung ihrer Arbeiten in der Ausstellung Freunde an der Kunsthalle Bern unter der Leitung von Harald Szeemann konfrontiert. Auf diesen Boykott reagierte Iannone mit der Produktion eines Künstlerbuches, in welchem sie ihre Perspektive öffentlich machte, und eroberte sich damit die Selbstbestimmung über die als kontrovers etikettierten inhaltlichen und formalen Aspekte ihrer Arbeit zurück.

Neben der Präsentation im Migros Museum für Gegenwartskunst wird Iannones Werk 2014 in einer Retrospektive in der Berlinischen Galerie gezeigt. Vorangehend wurden ihre Arbeiten in den letzten Jahren umfassend im Camden Art Center, London (2013) und im New Museum, New York (2009) präsentiert.

Die Ausstellung wird von Heike Munder (Leiterin, Migros Museum für Gegenwartskunst) kuratiert. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei JRP|Ringier.

Moon Kyungwon & Jeon Joonho

22. November 2014 – 8. Februar 2015, Eröffnung: Freitag, 21. November Die Arbeiten der koreanischen Künstler Moon Kyungwon & Jeon Joonho thematisieren vor dem Hintergrund politischer, sozioökonomischer und ökologischer Veränderungen grundlegende Fragestellungen zur Zivilisation in unserer Zeit. In dem gemeinsam initiierten Ausstellungsprojekt News from Nowhere (2012), das auf ihrem Beitrag für die Documenta (13) basiert und auf kontinuierliche Weiterentwicklung angelegt ist, geht das Künstlerduo einer dystopischen Vorstellung nach, in der die Menschheit nahezu eliminiert wurde und gezwungenermassen alle bis dato gültigen Überzeugungen auf ihre Hinfälligkeit hin prüfen muss. Dafür haben Moon & Jeon aus einer Kombination verschiedener Präsentationsformen wie Film, Installation und Buchpublikation eine intermediale Plattform geschaffen und namhafte Experten aus den Bereichen Produkt- und Modedesign, Architektur und Städtebau sowie der medizinischen und biotechnologischen Forschung eingeladen, ihre visionären Lösungsansätze einzubringen und neue Perspektiven im nachhaltigen Umgang mit Ressourcen aufzuzeigen. An dieser fortlaufenden Kollaboration waren bisher u. a. der japanische Architekt Toyo Ito und das Designstudio Takram Design Engineering beteiligt. Mit dem Ziel, eine umfängliche diagnostische Bestandsaufnahme unserer Gegenwart zu erfassen und damit neue Diskurse über unsere Zukunft anzuregen, ist das Ausstellungsprojekt des Künstlerduos auch als Impulsgeber im Hinblick auf die gesellschaftliche Rolle von Kunst richtungsweisend. Im Migros Museum für Gegenwartskunst entsteht ein weiteres «Laboratorium» für die Synthese verschiedener gestalterischer Ansätze, in dem Moon & Jeon ihre Analysen zu News from Nowhere fortführen.

Die Arbeiten des Künstlerduos Moon Kyungwon & Jeon Joonho wurden in den Sullivan Galleries der School of the Art Institute of Chicago (2013), und anlässlich der Documenta (13), der Gwangju-Biennale (beide 2012), der Moskau-Biennale und der Ljubljana Biennial of Graphic Arts (beide 2010) gezeigt. Davor waren die beiden Künstler unabhängig voneinander in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten.

Die Ausstellung wird von Heike Munder (Leiterin, Migros Museum für Gegenwartskunst) kuratiert. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei JRP|Ringier.

COLLECTION ON DISPLAY

Collection on Display: Jan Dibbets, Jimmie Durham, Esther Eppstein, Urs Fischer, David Renggli, Tatiana Trouvé

15. Februar – 11. Mai 2014

Eröffnung: Freitag, 14. Februar

Collection on Display: Rachel Harrison, Dawn Mellor, Urs Fischer, Sylvie Fleury, Martin Kippenberger u. a.

24. Mai – 17. August 2014

Eröffnung: Freitag, 23. Mai

Collection on Display: Richard Jackson, Robert Kusmirowski, Christoph Ruckhäberle, Lucy Stein u. a.

30. August – 9. November 2014

Eröffnung: Freitag, 29. August

Collection on Display: Cory Arcangel, Karla Black, Pamela Rosenkranz u. a.

22. November 2014 – 8. Februar 2015

Eröffnung: Freitag, 21. November

Das Ausstellungsformat Collection on Display wird 2014 weitergeführt. Präsentiert werden ausgewählte Werke aus der Sammlung des Migros Museum für Gegenwartskunst. Die erste Sammlungsausstellung im Jahr 2014 setzt den im letzten Jahr begonnenen Zyklus zur Rolle und zu Funktionen von Räumen und Interieurs in der zeitgenössischen Kunst fort. Der letzte Ausstellungsteil dazu beschäftigt sich mit der institutionellen und architektonischen Rahmung und zeigt Räume, die zum «Museum im Museum» werden.

In der zweiten Jahreshälfte 2014 beginnt ein dreiteiliger Zyklus von Sammlungsausstellungen zum Gestus der Malerei. Malerei wird hier etwa im Sinne exzessiver ästhetischer Gesten und Arbeitsweisen verstanden, die sich formal sowohl durch Überschuss als auch durch Reduktion von Zeichen und Materialien auszeichnen und sich mit den Möglichkeiten von Bildsprachen der Malerei, aber auch dem Status quo des Mediums auseinandersetzen. Bei den gezeigten Werken geht es um Wiederholung, Relektüre und Pastiche von kunsthistorischen Topoi und um spezifische kulturelle Konnotationen des Mediums, welches mancherorts nach wie vor als «Inbegriff der Kunst» verstanden wird, längst aber über die Beschränkung des Tableauformats hinausgeht. So steht auch die Frage nach der Übersetzbarkeit von Malerei in andere Medien im Zentrum. Gezeigt werden in den drei Teilen unter anderem Arbeiten von Rachel Harrison, Dawn Mellor, Urs Fischer, Martin Kippenberger, Cory Arcangel, Richard Jackson, Robert Kusmirowski und Christoph Ruckhäberle.

Collection on Display wird von Judith Welter (Sammlungskonservatorin, Migros Museum für Gegenwartskunst) kuratiert.

Dieser Beitrag wurde am von unter kultur allgemein, schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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