SCHMUTZIGE SCHÖPFUNG – MAKING OF FRANKENSTEIN
Schauspiel von Thomas Melle
Schweizer Erstaufführung
PREMIERE: Samstag, 30. August 2014, 20.00 Uhr, UG
BESETZUNG
Dagmar Bock, Jörg Dathe, Bettina Riebesel, Clemens Maria Riegler, Patrick Slanzi, Samuel Zumbühl
PRODUKTIONSTEAM
Johanna Wehner (Inszenierung), Viola Valsesia (Bühne), Cedric Kraus (Kostüme), Ulf Frötzschner und Carmen Bach (Dramaturgie)
Das Luzerner Theater eröffnet die Jubiläums-Spielzeit 2014/15 mit einem Klassiker der Schauerliteratur: «Schmutzige Schöpfung – Making of Frankenstein» des Dramatikers Thomas Melle ist eine moderne Adaption von Mary Shelleys «Frankenstein». Regie führt Johanna Wehner, die 2011 für ihre Inszenierung von «Der goldene Drache» am Staatstheater Stuttgart von «Theater Heute» mehrfach als beste Nachwuchsregisseurin nominiert wurde. Ab September ist sie Oberspielleiterin am Theater Konstanz.
Diese «Frankenstein»-Version bildet den Auftakt der Reihe an Schauergeschichten im UG. Ab Januar 2015 gibt es mit «Strange Case(s) of Dr. Jekyll and Mr. Hyde» und «Dracula oder Frust der Unsterblichkeit» zwei weitere spannende Schauspielproduktionen zu entdecken.
«Wir schreiben das 21. Jahrhundert. Der Mensch ist im Begriff, sich neu zu erschaffen. Bald wird es keinen Unterschied mehr geben zwischen altem und neuem Menschen, zwischen Mensch und Nichtmensch, zwischen Schöpfer und Geschöpf. Dann gibt es nur noch eine Gattung: die Posthumanisten.»
Viktor Frankenstein, ehrgeiziger Wissenschaftler, hat nur ein Ziel vor Augen: Das Leben neu bestimmen. Doch Viktors Hybris und seine Besessenheit werden durch das von ihm erschaffene Monster bestraft. Der frustrierte Aussenseiter, durch seine Andersartigkeit zur Einsamkeit verdammt, revoltiert und rächt sich an seinem «Vater». Viktor steht vor den Scherben seines Schaffens und man fragt sich unweigerlich: Wer ist hier Mensch und wer Monster? Wie formbar ist der Mensch überhaupt? Wohin führt der Zwang zur steten Selbstoptimierung? Und was bedeutet nicht zuletzt eigentlich «Glück»?
Thomas Melle ist Autor von erzählerischen Werken, Gedichten, Theaterstücken und Hörspielen. 2006 nahm er am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil; sein hochgelobter Debütroman «Sickster» wurde für den Deutschen Buchpreis 2011 nominiert, sein neuer Roman «3000 Euro» ist gerade bei Rowohlt erschienen.
Alle Vorstellungen
(jeweils 20.00 Uhr): 30.8. | 4.9. | 7.9. | 11.9. | 12.9. | 20.9. | 26.9. | 27.9. | 23.10 | 24.10 | 26.10.2014
Im UG Luzerner Theater, Winkelriedstrasse 12, 6003 Luzern
WEITERE SCHAUERGESCHICHTEN IM UG :
«Strange Case(s) of Dr. Jekyll and Mr. Hyde»
Monologe von Martina Clavadetscher, Verena Rossbacher und Ivna Žic
Premiere: 17. Januar 2015
«Dracula oder Frust der Unsterblichkeit»
Eine theatralische Soirée
Premiere: 30. Januar 2015
Alle Biografien finden Sie ab sofort unter: http://www.luzernertheater.ch
Die Jubiläums-Spielzeit 2014/15 steht unter dem Patronat von Hermann Alexander Beyeler, Stifter des Kunst- und KulturZentrums Littau-Luzern.
DAS UG ALS SALON DER SCHAUERGESCHICHTE
«Ein feuchter, unfreundlicher Sommer fesselte uns viel ans Haus. Da fielen uns gelegentlich einige Bände deutscher Gespenstergeschichten in die Hände. ‹Wir wollen alle eine Gespenstergeschichte schreiben›, schlug da Lord Byron vor, und alle stimmten wir diesem Vorschlage bei. Ich selbst gab mir Mühe, eine Geschichte zu erdenken, die es mit den von uns gelesenen aufnehmen könne. Eine Geschichte, die das tiefste Entsetzen im Leser hervorrufen, das Blut stocken und das Herz heftiger klopfen lassen sollte. Unter langen Gesprächen wurde es tiefe Nacht.»
So beginnt Mary Shelley ihre Notizen zur Entstehung von «Frankenstein» im Sommer 1816. Diesen verbrachte sie in der Villa Diodati in Cologny am Genfer See, in Gesellschaft ihrer Halbschwester Claire, ihrem späteren Ehemann Percy B. Shelley, dem Dichter Lord Byron und dessen Leibarzt Dr. John Polidori. Aus diesem nächtlichen Dichterwettstreit sollte neben «Frankenstein» auch der erste Vampirroman der Weltliteratur «Der Vampyr» hervorgehen, von Polidori verfasst und unter Lord Byrons Namen veröffentlicht.
Shelleys Geschichte hat ihren Ursprung in der Schweiz. Neben dem Genfer Wohnsitz der Familie Frankenstein sind es vor allem ausführliche Reisebeschreibungen Viktor Frankensteins durch die Berg- und Seenlandschaft. Geografisch genau verortet und naturalistisch bebildert, gibt Shelleys Beschreibung der Schweiz, die sie zu der Zeit selbst bereist hat, ein eindrückliches Panorama wieder. Sogar Luzern ist Schauplatz einer kurzen Episode: Die junge Caroline Beaufort flieht mit ihrem Vater nach Luzern. Nach dessen Tod nimmt sie Alphonse Frankenstein als Freund der Familie in seine Obhut. Er bringt sie zurück nach Genf, sie heiraten und wenig später bringt Caroline ihren gemeinsamen Sohn Viktor zur Welt.
Drei Archetypen der Schauerliteratur: Frankenstein, Dracula, Dr. Jekyll & Mr. Hyde – der künstliche, der unsterbliche und der doppelgesichtige Mensch. Alle drei Stücke, die in dieser Spielzeit im UG gezeigt werden, verhandeln die tiefen, dunklen Abgründe der menschlichen Existenz. Es sind Visionen und Utopien von Literaten, die schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom Fortschrittsgedanken der Wissenschaft fasziniert waren. Am Beispiel furchterregender Gestalten, Figuren am Rande der Gesellschaft, werfen sie philosophische Fragen auf; sprengen Grenzen zwischen Phantastik, Zukunftsvisionen und wissenschaftlichen Fortschrittsgedanken und prägen somit ein Genre, das seiner Zeit weit voraus war.
Das UG ist als Untergeschoss, als Keller im Untergrund der Stadt, der perfekte Ort, an dem solche Schauergeschichten erzählt werden sollten. So verwandelt sich der gewohnte Bühnen- und Zuschauerraum in einen Salon der Schauergeschichten. Es gibt ein einheitliches Raumkonzept für alle drei Inszenierungen, das mit jedem Stück neu interpretiert und zur Projektionsfläche für Furcht und Schrecken der menschlichen Existenz wird.