Paul Lascaux` neues Buch: Karls kühnes Vermächtnis – News Kultur: Bücher – derbund.ch

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Was stand im Testament des Herzogs von Burgund, der 1477 auf dem Schlachtfeld bei Nancy sein Leben verlor? Im neuen Krimi des Berner Autors Paul Lascaux ist der Orden vom Goldenen Vlies der heimliche Protagonist.

Frühstarter: Bereits im Alter von drei Wochen wurde Karl der Kühne zum Mitglied des Ordens vom Goldenen Vlies ernannt.

Frühstarter: Bereits im Alter von drei Wochen wurde Karl der Kühne zum Mitglied des Ordens vom Goldenen Vlies ernannt.
Bild: zvg

Er hat in diesem Jahr bereits einen etwas faden Auftritt absolviert, in Murten beim Freilichtspektakel «1476» auf dem einstigen Schlachtfeld. Der elegante, weltmännische Burgunderherzog Karl der Kühne (1433–1477) versuchte mittels Heiratspolitik die Königskrone zu erlangen, scheiterte jedoch an seinem Ehrgeiz und an der militärischen Entschlossenheit der Berner. Wir wissen es alle: Bei Grandson verlor er sein Gut, bei Murten den Mut, bei Nancy schliesslich sein Blut. Über ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod auf dem Schlachtfeld wird Karl der Kühne wieder zum Gejagten.

Der Berner Privatdetektiv Heinrich Müller von der Detektei «Müller & Himmel», ein ehemaliger Polizist von «mittelmässiger Zufriedenheit», der auch die Bar Schwarzer Kater betreibt und das Katzenpaar Baron Biber und Ma­thilda zur erweiterten Familie zählt, lässt sich eigentlich gerade etwas treiben, als er zufällig in der Zeitung von einem Toten liest, der auf einem Streckbett im Schloss Grandson gefunden wird. «Ging es um eine autoerotische Strangulation? Oder war es das Werk von Folter und Demütigung?»

Alsbald macht er sich auf die Suche nach Antworten, nachdem er Besuch von einem mysteriösen Herrn erhalten hat, der eine dubiose Organisation vertritt; er händigt Müller die Hälfte eines Rundsiegels aus und beauftragt ihn, die andere Hälfte zu finden. Bei den Recherchen steht ihm auch wieder Nicole Himmel zur Seite; die Anthropologin und zeitweilige Geliebte stellt nach einem temporären Time-out nur eine, wenn auch in dieser Branche reichlich unrealistische Bedingung: «Keine Leichen.»

Das Gebetsbuch weist den Weg

Bereits in Paul Lascaux’ Krimi «Gnadenbrot» spielte Karl der Kühne im Hintergrund eine Rolle, als nach einem turbu­lenten Drehtag bei Filmaufnahmen für die nachgestellte Schlacht von Murten ein Komparse tot aufgefunden wurde. In «Burgunderblut» stösst das Ermittlerduo bald auf den Ritterorden vom Goldenen Vlies, den der Vater von Karl dem Kühnen, Philipp der Gute, einst gegründet hatte und der bis heute existiert; wer dem erlauchten Kreis angehört, erhält eine Ordenskette aus purem Gold mit einem schlaff herabhängenden Widder. Zu den Mitgliedern gehören unter anderen der König von Spanien sowie das Oberhaupt der Habsburger-Dynastie – beide stehen den Linien vor, die sich nach Karls Tod in der Erbfolge gebildet hatten. Karl der Kühne selber wurde bereits im Alter von drei Wochen in den Orden aufgenommen.

Unterstützt von einer jungen Informatikerin und einem Historiker, der allerdings seine eigenen Ziele verfolgt, stossen Müller und Himmel im ehemaligen Benediktinerkloster Romainmotier in einem Hohlraum auf das verschollen geglaubte Stundenbuch von Karl dem Kühnen. Dieses Gebetsbuch scheint der Schlüssel zu einem noch grösseren Geheimnis zu sein. Hat Karl der Kühne nach der verlorenen Schlacht in Grandson sein Ende bereits geahnt und deshalb sein Testament an einem sicheren Ort versteckt? Auf einer vom Autor rasant inszenierten Schnitzeljagd sammeln Müller und Himmel immer mehr Indizien, unter anderem auch im Historischen Museum, wo der aus der Burgunderbeute stammende Tausendblumenteppich einen Geheimcode enthält.

Paul Lascaux verwebt geschickt eine Fülle von historischen Informationen in seinen Krimiplot und lässt Vertreter des Ordens auftreten sowie einen Geheimdienstmann, die allesamt brennend interessiert sind an diesem Testament. Schliesslich stossen Müller und Himmel tatsächlich auf einen letzten Willen, in dem Karl der Kühne angeblich sein Reich aufteilt und den Südteil, «in schmerzhafter Anerkennung ihrer kriegerischen Verdienste», der Eidgenossenschaft zu übergeben gedenkt. Den Fall zweifelsfrei zu lösen, erweist sich als unmöglich, gerät doch auch ein gewisser Adrian von Bubenberg als potenzieller Fälscher ins Visier der Ermittler.

Der Verteidiger von Murten befürwortete einst eine – unpopuläre – Allianz der Eidgenossenschaft mit dem Burgund. Vielleicht, wer weiss, hatte er die Hände im Spiel, als das Testament Karls des Kühnen nach dessen Niederlage in Grandson von den siegreichen Eidgenossen erbeutet wurde. Heinrich Müller löst in diesem kurzweiligen historischen Krimi den Fall zwar nicht, am Ende aber überrascht er seine Partnerin mit einem besonderen Schmuckstück.

Paul Lascaux: Burgunderblut. Gmeiner Verlag, Messkirch 2014, 207 S., 18.90 Fr. Lesung: 17. September, 20 Uhr, Buchhandlung Thalia Bern.

Nächste Lesung:

Mittwoch, 17. 9., Berner Kriminacht, Thalia:
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Über Leonard Wüst

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