Luzerner Theater The Black Rider, für uns besucht von Gabriel Bucher – Liechti

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The Casting of the Magic Bullets
Schauspielmusical von William S. Burroughs, Tom Waits und Robert Wilson
In verschiedenen Sprachen

Produktionsteam

Daniel Perrin Musikalische Leitung
Andreas Herrmann Inszenierung
Marcel Leemann Choreografie
Max Wehberg Bühne
Sabin Fleck Kostüme
Mariella von Vequel-Westernach Licht
Carolin Losch Dramaturgie

Besetzung

Christian Baus Bertram, Förster, Daniela Britt Stelzfuss, Jörg Dathe Wilhelms Onkel, Hans-Caspar Gattiker Robert, Jägerbursche, Emma-Lou Herrmann Eine Brautjungfer, Wiebke Kayser Anne, Juliane Lang Käthchen, Bettina Riebesel Der Herzog und sein Bote, Clemens Maria Riegler Wilhelm, Schreiber, Samuel Zumbühl Kuno, Erbförster

Band: Christian Arregger, Roland Bucher, Daniel Perrin, Adrian Rohner, Adrian Schmid, Marcel Vogler, Philipp Z’Rotz
Rezension:

Nach den beiden Musiktheaterstücken «Woyzeck» und «Alice» inszeniert Andreas Hermann im Luzerner Theater nun «The Black Rider» und vervollständigt so die Trilogie, «allerdings in umgekehrter Reihenfolge», stellte die Dramaturgin Carolin Losch fest, welche ins Stück einführte. Sie wünschte den Besuchern viel Vergnügen bei diesem «Höllenritt». Und ein Höllenritt ist es in der Tat. Erzählt wird die Geschichte «Der Freischütz», in einer sehr eigenwilligen Version. Wobei «erzählt» nicht der richtige Ausdruck ist. Es wird rezitiert, musiziert, gesungen, gespielt, geschrien, gelitten und gelebt mit vollem Einsatz in diesem Werk. Es ist auch keine reine Nacherzählung, vielmehr ein Kondensat, in welchem aber alle ursprünglichen Elemente des «Freischütz» enthalten sind. Der Wald, in welchem die Geschichte spielt, wird in der Luzerner Inszenierung übersetzt in ein riesiges Auge mit changierender Iris, in dessen Pupille Kuno, der Erbförster, das Geschehen von oben betrachtet und ab und zu sein „tut was ihr wollt, das ist die Regel“ herunter ruft. Zusammen mit den raffinierten Lichteffekten und den mehrheitlich in Schwarz und Weiss gehaltenen Kostümen entstehen so dramatisch düstere Bilder und eindrückliche Stimmungen.

 

Beherrscht wird die Geschichte vom Teufel, oder in diesem Fall von der Teufelin, von Stelzfuss, einer herausragenden Daniela Britt. Verrucht, lasziv, verführerisch, mit samtig-rauchiger Stimme, teuflisch eben, zieht sie Wilhelm den Schreiber in ihren Bann. Dieser will oder muss sich sein geliebtes Käthchen „er-schiessen“, will es doch die Tradition, dass der Schwiegersohn ein tüchtiger Jäger ist und erfolgreich den Probeschuss absolviert. Nun muss er beweisen, dass er, der Schreiber aus der Stadt, diese Kunst auch beherrscht. Einen kurzen Moment wird man bei seinen ersten Schiessversuchen an die Schiessbuden erinnert, welche zu dieser Jahreszeit ein paar hundert Meter weiter stehen. Wilhelm, alias Clemens Maria Riegel, lässt sich auf den Deal mit den Teufelskugeln von Stelzfuss ein. Dem Schauspieler wird in dieser Rolle alles abgefordert. Und wenn er am Ende, nachdem er sein Käthchen tatsächlich erschossen hat, seinen Kummer herausschreit und dem Wahnsinn verfällt, ist das so glaubhaft gespielt, dass man den verstörten jungen Mann tröstend in die Arme schliessen möchte. Auch die übrigen Darsteller überzeugen, Jörg Dathe begeistert mit seinen komikhaften Auftritten und Hans-Caspar Gattiker als Jägerbursche Robert beschert dem Publikum einen musikalischen Hühnerhaut-Moment im zweiten Akt. Nicht alle Stimmen sind allerdings den Waits Melodien vollends gewachsen, aber das tut dem Stück keinen grossen Abbruch. Die Musiker des «Johnny Four Fingers and the Pipefixer Glass Orchestra» machen das wett und werden Tom Waits melancholisch-düsteren, schmachtend-schmelzenden Melodien mehr als gerecht.

Leichte Kost ist dieser Black Rider nicht, die Bilder, die auf die Bühne gezaubert werden, haben etwas Zerstörerisches, Verstörendes, müssen erstmal verdaut werden und bleiben über Stunden irgendwie dunkel-düster präsent.

Kurzer Trailer der Produktion:

http://www.art-tv.ch/11106-0-Luzerner-Theater-The-Black-Rider.html?reg=3144