Bern (ots) – Der Vorstand von Travail.Suisse hat an seiner heutigen Sitzung eine Lagebeurteilung nach der Aufhebung des Franken-Mindestkurses vorgenommen. Dabei ist klar geworden, dass auf die Unternehmen und die Arbeitnehmenden in der Schweiz grosse Herausforderungen zukommen. Generelle Lohn- oder Steuersenkungen werden von Travail.Suisse klar abgelehnt. Lohn- und Arbeitszeitfragen sind zwischen den Sozialpartnern zu regeln und höchstens im begründeten Einzelfall zu ändern. Eine breitere Diskussion erfordert jedoch die Anstellungspolitik der Unternehmen, die nicht so weitergehen darf wie in den letzten Jahren.
Mit dem Entscheid, den Mindestkurs per sofort aufzuheben, hat die Schweizerische Nationalbank SNB an den globalen Finanzmärkten ein mittleres Erdbeben ausgelöst. Klar ist, dass der Entscheid auch die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz beeinträchtigen wird.
Ruhe bewahren – keine Schnellschüsse
Im Moment ist jedoch nicht klar, was in den nächsten Wochen und Monaten passieren wird. Je nach dem, wohin sich der Frankenkurs bewegt, sind die Folgen für die Schweiz unterschiedlich. In dieser Situation Entscheide zu fällen wäre falsch. Alle Schnellschüsse, die jetzt insbesondere von Seiten Wirtschaft oder von einzelnen Branchen abgegeben werden und die unverhohlen versuchen, den Moment der Unsicherheit zur Durchsetzung von Eigeninteressen zu nutzen, werden von Travail.Suisse klar abgelehnt. Insbesondere sind vorschnelle Aenderungen an Gesamtarbeitsverträgen nicht geeignet, um Probleme durch Währungsschwankungen zu lösen.
Auf Arbeitsmarkt fokussieren – Unternehmen sind gefordert
Zentral sind für den Vorstand von Travail.Suisse die Folgen auf dem Arbeitsmarkt. Dazu wurden bereits die wildesten Ideen von der Abschaffung der Arbeitszeiterfassung über Arbeitszeitverlängerungen bis hin zu Lohnsenkungen oder Eurolöhne in den Raum gestellt. Auch hier ist klar, dass weder Schnellschüsse noch generelle Lösungen in Frage kommen. In guter sozialpartnerschaftlicher Manier kann hingegen in Einzelfällen und bei Unternehmen mit ausgewiesenen und offengelegten Schwierigkeiten immer über angepasste Massnahmen verhandelt werden. „Im Gegenzug muss es aber immer auch darum gehen, Arbeitsplätze wo möglich zu erhalten, und darauf hinzuwirken, dass bei Fluktuationen und Pensionierungen vermehrt Arbeitnehmende angestellt werden, die in der Schweiz wohnen. Denn auch die Anstellungspolitik der Unternehmen wird wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Schweiz haben“, sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse. Die Anstellungspolitik der letzten Jahre, in denen ein starkes Wachstum der Anzahl Stellen in der Schweiz nicht zu einem Rückgang der Erwerbslosenzahlen geführt hat, darf jetzt auf keinen Fall weitergeführt werden.