St.Gallen (ots) – Am Kantonsspital St.Gallen (KSSG) wurde erstmals einem Patienten ein Zungenschrittmacher (sogenannter Hypoglossus-Schrittmacher) implantiert. Damit gehört das KSSG zu den ersten Schweizer Spitälern, welche diese neue Therapieform anbieten – Das Gerät hilft Atemstillstände im Schlaf zu verhindern.
Schrittmacher zur Therapie des Schlafapnoe Syndroms
Schnarchen gilt als nervig und kann getrost als Volksleiden bezeichnet werden. Kommen aber noch nächtliche Atemaussetzer dazu, kann dies für die Betroffenen auch gefährlich werden. Experten gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent der Bevölkerung vom obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) betroffen sind. In der Regel wird der ursächliche Kollaps der Atemwege im Rachenbereich mit kontinuierlichem Atemwegsdruck (CPAP), der über eine Maske appliziert wird, behandelt. Diese wird im Langzeitverlauf leider von einem beträchtlichen Teil der Patienten nicht toleriert. Für einige dieser Patienten steht mit dem Hypoglossus-Schrittmacher eine neue Therapieform zur Verfügung.
Mit dem Resultat sehr zufrieden
Am Kantonsspital St.Gallen wurde nun erstmals einem Patienten ein Hypoglossus-Schrittmacher implantiert. Der implantierte Stimulator hat ungefähr Daumengrösse und wird wie ein Herzschrittmacher unterhalb des Schlüsselbeins eingepflanzt. Der Patient wie auch die behandelnden Ärzte sind mit dem Resultat der ersten Operation am Kantonsspital St.Gallen und mit der Wirkung auf die nächtliche Atmung des Patienten äusserst zufrieden. Nach der erfolgreichen Operation durch Dr. Adrian Meyer, Oberarzt der Hals-Nasen-Ohrenklinik, und der vorgenommen Aktivierung der Nervenstimulation durch Professor Dr. Otto Schoch, Leitender Arzt der Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin, zeigten sämtliche durchgeführten Tests, dass der Hypoglossus-Schrittmacher beim Patienten tadellos funktioniert. Die Apnoen und Hypopnoen können in allen Schlafstadien und in allen Körperlagen erfolgreich verhindert werden.
Feine elektrische Impulse
Dr. Adrian Meyer, Oberarzt der Hals-Nasen-Ohrenklinik, erklärt, wie das Gerät funktioniert: „Über ein dünnes Kabel werden die Atembewegungen im Zwischenrippenraum gemessen und die Atemfrequenz überwacht. Über ein zweites Kabel sendet der Schrittmacher einen leichten elektrischen Impuls an den Zungennerv. Dieser Nerv ist für das Zusammenziehen des Zungenmuskels verantwortlich. Die Stimulati-on verhindert das Erschlaffen der Zunge und damit den Kollaps der Atemwege. Gefährliche Atemstillstände im Schlaf werden so verhindert.“
Nicht für alle Patienten geeignet
Dr. Adrian Meyer betont, dass nicht alle Patienten für diese Therapieform infrage kommen. Die in mehreren Studien nachgewiesenen guten Ergebnisse können nur durch eine Selektion geeigneter Patienten erzielt werden. Dies betrifft zum Beispiel den Grad des OSAS (mittel- bis hochgradig) und den Ausschluss von zu adipösen Patienten oder von solchen mit einer hochgradigen Herzkreislauferkrankung. Die neue Therapieform ist von den Krankenkassen noch nicht anerkannt, sie wird jedoch in begründeten Einzelfällen von einigen Kassen bereits übernommen.