Die Ausstellung «Anatomie», die 2014 unter dem Patronat der Akademie der
Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) in Lausanne gezeigt wurde, ist adaptiert in Zürich zu
sehen. Die interaktive Sonderausstellung bietet eine Reise ins Innere des menschlichen
Körpers: Objekte, Bilder, Videos und Installationen führen die Besucherinnen und Besucher
durch verschiedene Epochen und wissenschaftliche Disziplinen. Einen besonderen Platz in der Ausstellung erhält der Arzt Andreas Vesalius, der als Begründer der modernen Anatomie gilt und dessen 500. Geburtsjahr 2014 gefeiert wurde.
Was ist eigentlich der menschliche Körper? Wie muss man ihn sich vorstellen? Steckt hinter der körperlichen Oberfläche eine neue, unbekannte Welt? Ist er eine Maschine oder eine Fabrik?
Welche Möglichkeiten haben wir, das Unsichtbare im Körper sichtbar zu machen? Was bedeutet es, für unsere Wahrnehmung den Körper zu öffnen? Viele Fragen stellen sich, eine einzige Antwort dazu wäre jeweils zu einschränkend: den einen und einzigen Körper gibt es nicht.
Verschiedene Betrachtungen
Der Körper ist im Verlauf der Zeit – und im Speziellen ab der Renaissance bis heute – vielen
Betrachtungen unterzogen worden, die parallel verlaufen oder sich gar widersprechen. Je nach Blickwinkel verändert sich der Fokus auf den Körper, sei es der medizinische, philosophische, politische oder religiöse. Entsprechend unterschiedlich sind dann auch die Interpretationen des Körpers.
Erforschung
Andreas Vesalius hat eigene Sektionen des menschlichen Körpers durchgeführt und sich nicht wie damals üblich an der Anatomie von Tieren orientiert. Seine Entdeckungen hat er im Werk De corporis humani fabrica 1543 in Basel drucken lassen. In der Ausstellung sind Einblicke in dieses Buch möglich. Vesals Forschungen waren für die Zeit neu und für die Medizin bahnbrechend. Mit seiner systematischen Erforschung des Körpers führte er ein neues wissenschaftliches Denken ein, das die Überprüfung von Tatsachen in den Vordergrund stellte und nicht den Glauben.
Öffnung des Körpers
Seit der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert haben Anatomen den menschlichen Körper anhand der Öffnung von Leichen studiert. Es ist einer der Gründe, weshalb die Anatomie eine Aura von Schrecken umgibt. Denn sie befasst sich mit dem toten Körper. Viele Aussagen zeugen von der Intensität des Sezierens. Bilder aus fünf Jahrhunderten illustrieren die Geschichte des Sezierens und führen der Besucherin und dem Besucher vor Augen, was für ein ergreifendes Erlebnis es ist, zum ersten Mal diesem Verfahren beizuwohnen.
Bilder des Körpers
Seit dem Erscheinen der ersten reich illustrierten Abhandlungen sind Bild und Anatomie nicht mehr voneinander zu trennen. Waren es früher die Künstler, die mit ihrem Handwerk den Körper ins Bild rückten, sind es heute Ingenieurinnen und Techniker, welche die Medizin unterstützen.
Technische Geräte wie Scanner, Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen es den Medizinern, das Innere des Körpers zu sehen, ohne ihn zu öffnen.
Interpretationen
Anatomische Bilder werden in vielen Bereichen eingesetzt und dienen der Erforschung, Lehre, Weiterbildung, Pflege und Untersuchung während eines chirurgischen Eingriffs. Dank ihnen wird Unsichtbares zum Vorschein gebracht. Studienanfänger haben interaktive Vorrichtungen zur Hand, um sich die komplexe Interpretation der Bilder anzueignen. In der Ausstellung erlauben es verschiedene interaktive Stationen und iPads, in die Haut einer Fachperson zu schlüpfen: Spiele, anatomische Modelle, eine Touch-Screen Station für die virtuelle Autopsie und eine Station, an der man Anomalien ausfindig machen kann, bieten interessante Einsichten in die Anatomie.
Anatomischer DJ
Die audiovisuelle, interaktive Installation von Daniel Zea Anatomical DJ ermöglicht es der
Besucherin und dem Besucher, Anatomie auch als Klangerfahrung zu erleben. Dabei werden die Umrisse des eigenen Körpers anhand von verschiedenen Punkten und einem Organ auf einer Leinwand projiziert. Wenn man sich bewegt, hüpft und tanzt, erklingen die eigenen Bewegungen und die typischen Geräusche des Organs. Im Wechselspiel mit der Installation lässt man als DJ eine audiovisuelle Komposition mit dem eigenen Körper entstehen.
17. April 2015 bis 20. März 2016, KULTURAMA Museum des Menschen, www.kulturama.ch